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Bürgermeisterwahl in Zahna-Elster Bürgermeisterwahl in Zahna-Elster: Kandidat Holger Lehmann - Beharrlicher Streiter

Von Ute Otto 18.09.2017, 14:30
In Mühlanger an der Elbe ist Holger Lehmann, Bewerber bei der Bürgermeisterwahl in Zahna-Elster, zu Hause.
In Mühlanger an der Elbe ist Holger Lehmann, Bewerber bei der Bürgermeisterwahl in Zahna-Elster, zu Hause. Otto

Mühlanger - Mangelnde Beharrlichkeit kann man Holger Lehmann, der für die Linkspartei zur Bürgermeisterwahl in Zahna-Elster kandidiert, nicht vorwerfen. Er gräbt sich regelrecht ein in Themen, die ihn bewegen, zum Beispiel die Kommunalfinanzen. „Ich stecke tief drin in der Materie“, sagt Lehmann. Das hänge mit seinem Beruf zusammen.

Als Systemkaufmann für Informationstechnologien berät er Kommunen zu Computerlösungen. Das erfordere auch betriebsbetriebswirtschaftliches Verständnis. „Den Bürgern in Zahna-Elster wird nicht klar gesagt, welche aktuellen Risiken die Finanzsituation der Stadt birgt“, meint er.

Ein großes Risiko sehe er in den 45-Millionen Euro Verbindlichkeiten des Wasser- und Abwasserzweckverbandes (WAZV) Jessen, dem Zahna-Elster 2013 beigetreten ist. Das mache pro Kopf 1.800 Euro, die nach der neuen doppischen Haushaltsführung mit in den Schuldenstand einzurechnen seien. Dazu komme, dass die jährlichen Abschreibungen des städtischen Vermögens im Haushalt negativ zu Buche schlagen.

Bürgermeister-Kandidat Holger Lehmann (Die Linke): Seit Jahren ein kritischer Beobachter

Das könnte auch ein Bürgermeister Holger Lehmann nicht verhindern. Aber wenn die Kiste so verfahren ist, warum will er sich das antun? „Ich bis seit vielen Jahren kritischer Beobachter. Ich sehe, wie es in anderen Kommunen läuft. Ich möchte meine Erfahrungen in eigene Projekte umsetzen“, begründet er.

Holger Lehmann ist 41 Jahre alt, verheirateter Familienvater mit zwei Söhnen im Alter von sechs und elf Jahren.

Aufgewachsen und zur Schule gegangen ist er in Mühlanger. Nach sechs Jahren Bundeswehr, währenddessen absolvierte er Auslandseinsätze, hat er eine Ausbildung zum IT-Systemkaufmann absolviert. Beruflich ist er in einer Berliner IT-Firma als Berater für kommunale Internetportale tätig. Mitglied der Linkspartei ist er seit 2016. Im Ortschaftsrat ist er seit 2015 auf einem Mandat der Allianz der Bürger. Außerdem ist er Vertreter im Landeselternrat.

Sein Lieblingsessen ist Schnitzel mit Spargel. Eine Schwäche hat er für Süßes „und soziale Themen“. Auf eine einsame Insel mitnehmen würde er Werkzeug, etwas Saatgut und seine Familie. „Dorthin zu gehen, wäre schließlich eine längerfristige Entscheidung. Ich bin keiner, der kurzfristig agiert.“

Einen freien Kopf verschafft ihm Holzhacken, Spielen mit seinen Kindern und Fahrrad fahren.  

Dafür habe er Konzepte. A und O sei es, die Stadt als Wirtschaftsstandort attraktiv zu machen. Dafür brauche es „deutlich mehr Engagement des Bürgermeisters als bisher“. Die Stadtverwaltung will Lehmann so umbauen, dass der Bürger im „Front-Office“, also dem Bürgerbüro alle Dienstleistungen geregelt bekommt und nicht mehr einzelne Ämter aufsuchen muss.

Einmal im Monat soll das samstags möglich sein, dabei denkt Lehmann vor allem an Pendler. Für die zunehmend ältere Einwohnerschaft will Lehmann, so er gewählt wird, nach dem Vorbild der Lutherstadt ein mobiles Bürgerbüro einrichten.

Lehmann will Firmen beim Gewinnen von Fachkräften helfen

Im „Back-Office“ der Rathäuser soll dann ungestört - aber nicht intransparent - die Verwaltungsarbeit laufen, ausgerichtet auf Fachdienste für Wirtschafts- und Tourismusförderung, Familie, Demografie, Kinder-, Jugend- und Seniorenarbeit. Die Unternehmen will er über die gesamte Stadt vernetzen - im Moment agierten diese noch in Zahna und Elster getrennt. Und er will sie für alternative Finanzierungskonzepte im freiwilligen Bereich gewinnen.

Dafür könne die Stadt den Firmen bei der Gewinnung von Fachkräften helfen. Lehmanns Idee ist es, dass Kinder von Fachkräften, die sich in der Stadt ansiedeln, für das erste halbe Jahr von den Kita-Gebühren befreit werden. „Wir stehen in der Konkurrenz um Fachkräfte mit Wittenberg und allen anderen Kommunen ringsum“, verteidigt er seine Vision. Durch höhere Anteile an den Einkommenssteuern würde das refinanziert.

Wenn Lehmann über seine Themen spricht, ist er nur schwer zu bremsen. Ungebremst schreibt er in seinem Facebook-Profil. Beharrlich möchte er seine, „eine andere Sichtweise“ vermitteln. Er versäumt kaum eine Ausschuss- oder Stadtratssitzung. Manchmal fragt man sich, wann der Mann schläft.

Ähnlich rastlos war er auch in Sachen Kinderförderungsgesetz. Bis 2016 als Kreiselternvertreter im Unterausschuss Jugendhilfe. Er wurde als Elternvertreter nicht wieder gewählt, kommt aber von dem Thema nicht los. Das will er auch nicht. „Man kann sich auch als Mitstreiter für eine Sache engagieren“, erklärt er. „Mich treibt das wirklich.“ (mz)