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MZ-Serie: Alt wie ein Baum Pustewind umweht Senioren: Jessener Kitakinder zu Besuch bei Omis und Opis der Tagespflege

Die MZ führt in loser Folge die Serie „Alt wie ein Baum“ fort. Heute geht es um generationsübergreifende Pädagogik. Was die Begegnung zwischen Jung und Alt bewirken kann.

Von Annette Schmidt Aktualisiert: 15.04.2024, 09:11
Die Senioren der Tagespflege „Jessener Land“ lassen die  Kitakinder der Gruppe Pustewind  unter einem bunten Tuch verschwinden.
Die Senioren der Tagespflege „Jessener Land“ lassen die Kitakinder der Gruppe Pustewind unter einem bunten Tuch verschwinden. (Foto: Annette Schmidt)

Jessen/MZ. - Kaum öffnet sich die Tür, schon wehen die Kita-Kinder der Gruppe Pustewind aus der „Villa Teige“ wie zwölf kleine Wirbelwinde in die Tagespflege „Jessener Land“ von Petra Schulze-Rabe. Noch bevor Mützen und Jacken abgestreift sind, laufen einige der Kleinen los, die „Omis und Opis“ aus der Tagespflege begrüßen. Andere schauen anfangs etwas schüchtern in die Runde. Doch das ist schnell Geschichte, denn heute steht eine gemeinsame Sportstunde auf dem Programm.

In die Luft boxen ist für Jung und Alt kein Problem.
In die Luft boxen ist für Jung und Alt kein Problem.
(Foto: Annette Schmidt)

Seit Oktober des vergangenen Jahres besuchen die Kinder aus der nahe gelegenen Kita einmal im Monat die rüstigen Herrschaften. Vorher kannten sich die Generationen sprichwörtlich vom Gartenzaun, erinnert sich das Pflegetrio der Tagespflege, Anett Marx, Sylke Brandt und Michele Körnig. Wenn die Gruppen einander begegneten, gab es immer ein fröhliches Hallo und die Kinder sangen auch gerne ein Lied. Daraus entwickelten die Kita-Erzieherinnen Rebekka Schulze und Adriane Clemens die Idee, aus den zufälligen nun regelmäßige Begegnungen zu machen.

Bisher in der Serie "Alt wie ein Baum" erschienen:

Gegenseitiges Verständnis

Durch die Treffen sollen die völlig verschiedenen Altersgruppen Verständnis für die Bedürfnisse der anderen bekommen. Wie das ganz praktisch aussehen kann, erfahren die Kleinen hautnah, als Schwester Michele einem nach dem anderen das Hörgerät von Ingrid Köhler ans Ohr hält. Sobald es laut wird im Raum, ertönt ein schriller Ton, über den Sam sagt, dass es in den Ohren „Aua“ macht. Schon versuchen die Energiebündel, die Lautstärke ihrer fröhlichen Rufe zu dämpfen.

Die Kleinen lernen, wie laut ein Schrei mit einem Hörgerät klingt.
Die Kleinen lernen, wie laut ein Schrei mit einem Hörgerät klingt.
(Foto: Annette Schmidt)

Dass Omis und Opis zum „Schreien komisch“ sein können, beweist Anneliese Fleischer, die nach Sams Vortrag von „Backe, backe Kuchen“ mit ernster Miene verkündet, dass der Fleischer die Kuchen bäckt. Und auch bei der Turnübung: Kloß rollen, können die Senioren dank jahrzehntelanger Erfahrung den Kleinen zeigen, wie ein Ball gekonnt durch die Hände gleiten kann. Gemeinsam suchen Jung und Alt nach Sportübungen, die sie alle bewältigen können, von denen es mehr gibt als erwartet. In die Luft boxen, den Rumpf drehen oder auf den Boden stampfen ist für alle im Rahmen der eignen Möglichkeiten machbar.

Beim Klöße rollen  sind die Senioren Spitzenreiter.
Beim Klöße rollen sind die Senioren Spitzenreiter.
(Foto: Annette Schmidt)

Rebekka Schulze beobachtet bei ihren Schützlingen und den Rentnern mit jeder Begegnung eine größere Nähe. Wie gut das Miteinander ist, kann man am Verhältnis zwischen Jeremy und Fred Henze sehen. Voller Vertrauen setzt sich der kleine Junge bei Freddy, wie der Rentner von allen nur genannt wird, auf den Schoß.

Energie und Lebensfreude

Der Senior ist selbst nach dem Abschied der Kinder noch ganz begeistert von dem Kleinen, der gesagt hat: „Freddy ist mein Freund!“ „Die Kinder bringen richtig Leben rein“, schwärmt Margarete Findeis über die Lebhaftigkeit der Kitakinder. Die 86-Jährige bewies als Vorturnerin aus dem Kreis der Tagespflege-Besucher, wie fit man auch im höheren Alter sein kann. Rosemarie Rein gefällt ebenfalls die ansteckende Energie und Lebensfreude der Kinder. Tatsächlich haben die Senioren während des einstündigen Besuches durchweg gelächelt.

Gruppenbild  der Gruppe Pustewind  und den  Senioren der Tagespflege
Gruppenbild der Gruppe Pustewind und den Senioren der Tagespflege
(Foto: Annette Schmidt)

Beide Seiten profitieren von den Besuchen. Die Kinder entwickeln ein Gespür für die Eigenheiten des Alters und lernen Rücksichtnahme, Empathie und Hilfsbereitschaft. Die Senioren werden von der Lebensenergie der Kinder angesteckt und können ihrerseits Lebenserfahrung weitergeben.