Schauspiel : Schauspiel : Philip Dobraß hat seine erste Rolle am Theater Eisleben

Eisleben - Philip Dobraß sitzt im leeren Foyer des Eisleber Theaters. Hinter ihm verdecken Folien die zur Landwehr zeigenden Fenster. Was Intendant Ulrich Fischer schon zur Spielzeiteröffnung befürchtet hat, ist eingetreten. Die Premiere der Komödie „Venedig im Schnee“ findet am Samstag nicht im Foyer, sondern dem Großen Saal statt. Grund: Die Bauarbeiten im Eingangsbereich hinken ihrem Zeitplan hinterher.

„Da geht natürlich einiges an Intimität verloren“, sagt Dobraß, der in dem Stück aus der Feder des Franzosen Gilles Dyrek den Christoph spielt. Es ist die erste Rolle des 31-Jährigen in der Lutherstadt. Nach gerade einmal zwei Tagen Ferien haben für Dobraß vor etwas mehr als vier Wochen die Proben am Eisleber Theater begonnen. Im Sommer war er noch auf der Insel Usedom von Bühne zu Bühne gezogen.

Auf Usedom, genauer gesagt in Zinnowitz, hat der gebürtige Leipziger auch seine Schauspielausbildung absolviert. Ursprünglich hatte Toningenieur ganz oben auf seinem beruflichen Wunschzettel gestanden. „Ich hatte das Studium auch schon begonnen“, sagt Dobraß.

Doch als er an einer Nebenrolle in einem kleinen Film Gefallen fand, entschied er sich anders. Den letzten Ausschlag habe seine Mitwirkung am Projekt „Kinder des Holocaust“ am „Theater der Jungen Welt“ Leipzig gegeben. „Wir haben in Tel Aviv und Krakow gespielt“, erinnert sich Dobraß an diese Zeit. Die sich anschließende Ausbildung an der Schauspielakademie Zinnowitz ist aus seiner Sicht sehr praxisorientiert gewesen. „Man wird dort in zahlreiche Produktionen auf den Inselbühnen eingebunden und lernt zudem jede Menge Spielorte kennen“, sagt Philip Dobraß.

Parallel hat er dann noch eine Ausbildung zum Veranstaltungstechniker absolviert. Und einen Abschluss der Industrie und Handelskammer in der Tasche. „Den kann mir keiner nehmen.“ Schauspieler indes sei nicht mal eine geschützte Berufsbezeichnung. Zuletzt hat Dobraß auf der Insel unter anderem den Driss in „Ziemlich beste Freunde“ und Benny in der „Olsenbande“ gespielt. Der Christoph in „Venedig im Schnee“ ist gewissermaßen seine erste Festlandrolle.

Viel Zeit, die Lutherstadt zu entdecken, habe er noch nicht gehabt. „Aber ich war schon mit am Süßen See zum Volleyball und beim Italiener.“ Für mehr sei während der Proben keine Zeit geblieben. Nach Eisleben ist Dobraß quasi um drei Ecken gekommen. „Ein Bekannter hatte mir geschrieben, dass hier jemand gesucht wird.“

46 Bewerbungen hat Dobraß, der auch Gitarre, Bass und Schlagzeug spielt, geschrieben. „Ich habe genau eine Antwort bekommen. Und die war aus Eisleben.“ Auf Usedom habe es ihm zwar gut gefallen. „Aber ich wollte wieder näher an meine Heimatstadt Leipzig ran“, sagt er. Ob er eine Traumrolle habe? „Ach. Mit dieser Frage habe ich mich überhaupt noch nie befasst. Ich nehme es so, wie es kommt .“

Jetzt also kommt erst einmal die Premiere von „Venedig im Schnee“ am Samstag ab 19.30 Uhr. Dann beginnen für Dobraß auch schon die Übernahmeproben als Heimweh-Eddie in „Pension Schöller“. (mz)