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Medienstandort Halle Medienstandort Halle: Der Film wird zum Wirtschaftsmotor

Von Detlef Färber 19.05.2014, 10:06
Jürgen Vogel stand in Halle für „Stereo“ vor der Kamera.
Jürgen Vogel stand in Halle für „Stereo“ vor der Kamera. Produktionsfirma Lizenz

Halle (Saale)/MZ - Vor Jahren war es nur ein Gag. Wenn in der Stadt mal wieder ein neuer „Polizeiruf“-Krimi gedreht wurde, hieß Halle plötzlich „Hallywood“. Inzwischen ist dieser Witz etwas aus der Mode - was aber nicht für die Filmstadt Halle gilt, ganz im Gegenteil! Denn immer neue Produktionen werden hier angeschoben, vorbereitet, gedreht und nachproduziert: Und deren Premieren werden auch gern mal hier gefeiert. Gerade kommt der Film „Stereo“ mit Jürgen Vogel und Moritz Bleibtreu neu in die Kinos. Im Sommer läuft der Streifen „Wir waren Könige“ an. Und heftig gearbeitet wird an „Wild“. Alle drei Produktionen verdanken ihr Zustandekommen nicht zuletzt einer Unterstützung durch die Leipziger Mitteldeutsche Medienförderung (MDM) - eine Dreiländeranstalt.

Deren Wirksamkeit ist in den letzten Jahren freilich auch immer mit gemischten Gefühlen betrachtet worden: Greifen die Produzenten aus den Filmhauptstädten „hier nicht nur „Kohle“ ab? Und: Was bleibt nach der letzten Filmklappe für die Region? MDM-Pressesprecher Oliver Rittweger kennt derlei Bedenken. „Dass hundert Prozent der Fördersumme in der Region bleiben“, sagt er - sei das Mindeste, 150 Prozent aber mittlerweile die Regel. Und weil es sich bei den Fördersummen um öffentliche Gelder handelt, unterliege die detaillierte Abrechnung der Verwendungen auch der Wirtschaftsprüfung.

Potenzielle Mitarbeiter durch Kunsthochschule

Während die Hallenser beim Thema Filmstadt normalerweise erst an spektakuläre Außendrehs - wie zuletzt beim Fernsehfilm „Zorn“ (ohne MDM-Förderung) - denken, fließt auch viel Filmgeld weniger sichtbar in hiesige Kassen. Zum Beispiel zu „Motion Works“, jener in Halle gegründeten Firma - die zu den größten deutschen Produzenten von Animationsfilmen zählt und etwa die „Mullewapp“- und Filme komplett herstellt. Die Trickfilmschmiede ist auch ein Beispiel dafür, wie in Halle Synergieeffekte greifen. Durch die Kunsthochschule sind für diesen Bereich genügend potenzielle Mitarbeiter verfügbar. Auch die „Filmmusiktage“ und die „Professionell Master Class“ des Werkleitz-Zentrums für Medienkunst sind starke hallesche Standortargumente.

Das sei freilich ganz anders gewesen, als die Medienförderung einst startete: „Medien-Ödland war das hier“, mein Rittweger. Dagegen sei inzwischen durch die Firmen im Multimediazentrum (MMZ) die für große Filmproduktionen nötige Kompetenz in etlichen Firmen vor Ort vorhanden. Dass gerade auch sie - und nicht nur Catering-Firmen oder Komparsen - bei den geförderten Filmen zum Zuge kommen, darauf achte die MDM, sagt Rittweger. Wie genau sich jenes Geld, das mit den Filmleuten in die Stadt kommt, für Halle auswirkt, ist freilich schwer zu sagen. „Statistische Erhebungen gibt es dazu nicht“, sagt Stadtsprecher Drago Bock. Doch dass sich der Filmstandort langsam auch zu einem Wirtschaftsmotor für Halle mausert, meinen viele, die das Thema unmittelbar angeht.

„Wir kriegen hier endlich was ganz Kultiges“

Und so ist dies auch der Eindruck von Stadtmarketing-Chef Stefan Voß: Je mehr Filme hier gemacht werden, umso mehr „Nachhaltigkeit“ entstehe für die Filmstadt. Es habe sich auch rumgesprochen, wie unbürokratisch hier Genehmigungen erteilt werden, wenn - wie für „Zorn“ - „mal schnell die Hochstraße gesperrt werden soll“. Doch dass es die Stadt längst nicht mehr nur mit den Kulissen ihrer sanierten Altstadt oder mit Ruinen alter Fabriken in die Kinos und Fernsehfilme schafft, zeigen die drei jüngsten Produktionen wie „Stereo“. Sie spielen nur wegen der Neustädter Kulisse in Halle.

Und hinzu kommt nach Ansicht von Voß noch die hallesche Kreativität: „Wir kriegen hier endlich was ganz Kultiges“, sagt er - mit Blick auf Krimi-Autor Stephan Ludwig und sein skurriles „Zorn“-Ermittler-Duo, das sich so wohltuend vom täglichen „Tatort“-Einerlei abhebe: Halle-Typen quasi, die hier erfunden wurden. Und nun hofft Stefan Voß schon darauf, dass die nächsten „Zorn“-Krimis - „dann mit vielen Tageslicht-Einstellungen“ - Halle noch stärker ins Bild setzen. Auch so was, meint er, sei „bestes Marketing“.

In Halle gezeichnet und animiert: „Mullewapp II“.
In Halle gezeichnet und animiert: „Mullewapp II“.
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