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Handball Handball: Die wichtigsten Wildkatzen

10.12.2010, 22:02
Union-Kreisläuferin Peggy Hesse fliegt in den Leipziger Kreis. (FOTO: ANDREAS LÖFFLER)
Union-Kreisläuferin Peggy Hesse fliegt in den Leipziger Kreis. (FOTO: ANDREAS LÖFFLER) CARDO

Peggy Hesse. - Peggy Hesse - die Kampfsau

"Wie hat mich denn der Trainer charakterisiert", fragt Peggy Hesse. Als sie erfährt, dass Arne Kühr sie als eine Stütze in der neuen Hierarchie der Wildcats sieht, wird sie neugierig. Und ehe noch ein Wort gewechselt ist, legt sie los. "Er hat bestimmt gesagt, dass ich immer versuche, für gute Stimmung in der Truppe zu sorgen und dass ich eine kleine Kampfsau bin."

Genau das hat er. Wobei, Kühr drückt sich etwas gewählter aus. Er nennt Hesse eine "unermüdliche Arbeiterin". Schließlich sei es ja hinlänglich bekannt, dass sie aufgrund ihrer robusten Abwehrarbeit immer vordere Plätze in der Zeitstrafen-Statistik einnehme. "Peggy ist ein Unikum. Sie motiviert die Truppe. Sie hat immer einen coolen Spruch hier und einen dummen Satz dort auf Lager", sagt Kühr. "Aber", schränkt er ein, "sie lässt kurzzeitig auch einmal den Kopf hängen und braucht den berühmten Tritt in den Allerwertesten, damit es geordnet weitergeht."

Hesse hat zum Trainer einen guten Draht. "Arne Kühr bezieht uns in seine Entscheidungen immer mit ein. Das finde ich gut, auch wenn er im Training schon den Schweinehund rauslassen kann." Nur in speziellen Fällen bleibt Kühr außen vor. "Wenn wir Probleme untereinander zu klären haben, dann halten wir die Kabinentür geschlossen. Das wird intern geregelt. Davon bekommt der Trainer erst gar nichts mit", sagt Hesse.

Zofia Fialekova - die Powerfrau

"Zofia Fialekova nimmt das Leben relativ einfach und genießt es. Sie ist eine absolute Powerfrau, für sie gibt es auch noch neben dem Sport etwas", sagt Kühr zu seiner zweiten Abwehrspezialistin neben Peggy Hesse. Eine durch organisierte Freizeit ist ihr so wichtig wie der Sport. Ob Internet surfen, Shoppen gehen oder einfach nur durch die Cafés bummeln - Zofia genießt es.

Um ein Haar hätte die 24 Jahre alte Slowakin nicht mehr zu den Wildcats gehört. Als ihr Vertrag in diesem Sommer auslief, wollte sie der von Finanznöten gebeutelte Verein eigentlich ziehen lassen. Doch die Mannschaft stand wie ein Mann hinter "Fila", wie sie von ihren Mitspielerinnen gerufen wird. In einem offenen Brief bat das Team die Vereinsführung und Sponsoren, zusätzliche Geldquellen zu erschließen, um sie zu halten. Es hat geklappt. Fialekova bedankt sich dafür mit Leistung. Und das ist die andere Seite, die Kühr schätzt. "Sie ist ein Vollprofi, zieht auf dem Parkett genauso durch wie in der Freizeit. Für sie steht Disziplin im Sport ganz oben. Der Trainer ist eine Respektsperson." Fialekova, die gebannt jeden Heimauftritt ihres HFC-Landsmannes Pavel David verfolgt und auch oft in der Eissporthalle zu Gast ist, gehört wie Hesse zum Mannschaftsrat. "Auch wenn sie da gar nicht rein wollte", wie sich Kühr erinnert. "Sie hatte einige Probleme mit der deutschen Sprache."

Simona Roubinkova - die Mutter der Kompanie

Die Tschechin ist als Spielführerin unumstritten. Mit ihren 34 Jahren ist sie zugleich die Erfahrenste. "Wir gewinnen nur als Team und verlieren auch als solches. Aber Simona ist der absolute Glücksgriff für diese Mannschaft. Sie hält alle zusammen", erklärt Trainer Arne Kühr. Salopp gesagt, gilt sie als die "Mutter der Kompanie". Diese Rolle belastet sie nicht, sie hat sie angenommen - "auf, aber vor allem auch neben Spielfeld und Sporthalle", wie Kühr betont. "Sie ist eine typische tschechische Frohnatur, die alle Probleme mit einem Lächeln auf den Lippen zu lösen versucht."

Die Spielmacherin der Wildcats war nach ihrem Wechsel von Trier nach Halle auch immer vornweg, wenn es darum ging, sich in der neuen Umgebung zu integrieren. "Ich kann mich noch gut daran erinnern, als sie beim Neustadt-Fest vor zwei Jahren die Initiative ergriffen hat, und sich mit Zofia Fialekova Autogramme von ihren tschechischen Landsleuten beim HFC geholt hat. So entstand eine Freundschaft, die noch immer hält und das Leben in der Fremde einfacher macht", erzählt Kühr.

Für die Charakterstärke der Tschechin spricht auch noch eine andere Tatsache. Seit ihrem Wechsel zu den Wildcats plagt sie sich mit Knieproblemen. "Andere hätten längst aufgehört. Sie stellt sich immer wieder in den Dienst der Mannschaft", so Kühr.

Sabrina Cichy - die kreative Gestalterin

Die zweite Spielmacherin neben Simona Roubinkova hat einen Satz von Albert Einstein zu ihrem Lebensmotto auserkoren: "Man muss die Welt nicht verstehen, man muss sich nur darin zurechtfinden." Und damit kommt die 22-Jährige ganz gut klar - im Sport und im Leben. "Sabrina ist trotz ihrer Jugend ein Typ, der gern Verantwortung übernimmt", erzählt Trainer Kühr. Sie sei pausenlos auf Achse, wenn es darum ginge, etwas Neues zu erfahren. Möglicherweise sieht sie ihre Zukunft nach dem Handball ja einmal unter den immer neugierigen Journalisten. Schließlich befindet sie sich gerade in der Ausbildung zur Mediengestalterin. "Das ist auch ein Job, der viel mit Verantwortung zu tun hat. Und das macht mir Spaß", erklärt sie. Sie könnte sich kaum vorstellen, bei den Wildcats auf einer Außenposition oder am Kreis zu spielen. "Dort wäre ich zu sehr von anderen abhängig. Ich will gestalten."

Dieses Selbstbewusstsein überträgt sie auch auf die Mannschaftskameradinnen. "Geht nicht, gibt es bei ihr nicht. Sabrina sprüht vor Ideen. Und wenn anderen einmal nichts mehr einfällt, hat sie immer noch eine Lösung parat", sagt Kühr. So wie beim Spiel in Altlandsberg, als sie den Ball zwei Sekunden vor dem Ende zum 36:35-Erfolg versenkte.

Die Wildcats treffen am Sonntag um 16 Uhr in der Universitätssporthalle im letzten Hinrundenspiel auf den SC Greven.