1. MZ.de
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Wittenberg
  6. >
  7. Ein Jahr nach Amerika: Wie Noah Hagemann aus Wittenberg zu einem USA-Aufenthalt gekommen ist

Ein Jahr nach Amerika Wie Noah Hagemann aus Wittenberg zu einem USA-Aufenthalt gekommen ist

Der 15-jährige Noah Hagemann aus Wittenberg erhält Stipendium des Bundestages. Damit wird er ein Jahr in den USA verbringen.

Von Marcel Duclaud 11.05.2024, 14:30
  Stellen das Patenschaftsprogramm vor: Sepp Müller und Greta Wolf. Noah Hagemann (rechts)  wird die Reise in die USA im Sommer antreten.
Stellen das Patenschaftsprogramm vor: Sepp Müller und Greta Wolf. Noah Hagemann (rechts) wird die Reise in die USA im Sommer antreten. (Foto: Thomas Klitzsch)

Wittenberg/MZ. - Mal was Neues ausprobieren, Erfahrungen sammeln“, sagt Noah Hagemann. Der junge Mann, Zehntklässler am Luther-Melanchthon-Gymnasium, hat ein Abenteuer vor sich. Er wird ab Sommer ein Jahr lang in den USA verbringen, in einer Gastfamilie leben, dort zur Schule gehen, sein Englisch, das schon ganz ordentlich ist, weiter verbessern.

Der 15-jährige Wittenberger hat das Glück, am Parlamentarischen Patenschaftsprogramm teilnehmen zu dürfen, es handelt sich um ein Stipendium des Deutschen Bundestages. Direkt-Abgeordnete, wie Sepp Müller (CDU) einer ist, dürfen solche Stipendien vergeben. Müller macht das, seit er dem Bundestag angehört.

Schüler können sich dafür bewerben, drei kommen in die engere Auswahl. Dann wird entschieden. Diesmal ist es der Gymnasiast Hagemann, der reisen darf. „Meine Klassenlehrerin hat das Programm vorgestellt“, berichtet er. Wo genau es hingehen wird, weiß der Wittenberger nicht. „Die Gastfamilie wird noch gesucht.“ Auch in welchem Bundesstaat er das Auslandsjahr verbringt, ist gegenwärtig unklar.

Das ficht den jungen Mann, der sich vorstellen kann, später Informatik zu studieren, nicht an: „Ich freue mich auf jeden Fall“, erklärt er bei einer Vorstellungsrunde mit Sepp Müller. In den USA war er noch nie und längere Zeit alleine von zu Hause weg auch nicht. „Eine Woche in Frankreich beim Schüleraustausch, mehr nicht.“

Allzu große Sorgen macht Noah Hagemann sich trotzdem nicht: „Wie es werden wird, weiß ich nicht. Ich hoffe aber, dass ich mich gut zurecht finde.“ Was indes schon feststeht, ist, dass der Schüler mit überwiegend sehr guten Noten nach seiner Rückkehr das verpasste Schuljahr nachholen muss: „Es ist schon abiturrelevant. Finde ich aber nicht schlimm.“

Mut für die große Reise gemacht hat dem jungen Wittenberger beim Termin mit dem Bundestagsabgeordneten seine Vorgängerin, die per Bildschirm zugeschaltet war, weil sie natürlich noch in den USA ist, in Tennessee, einem Binnenstaat im Süden: Greta Wolf aus Zahna-Elster. Sie ist, was Müller hervorhebt, keine Gymnasiastin, sondern besucht die Gemeinschaftsschule Friedrichstadt.

Auch einem Auszubildenden hat der Abgeordnete zu einem Stipendium verholfen. Wichtig ist ihm, wie Müller betont, jungen Leuten Möglichkeiten zu eröffnen, die sie sonst nicht hätten. So ein Stipendium koste zwischen 10.000 und 12.000 Euro. Dass es viele Varianten gibt, gefördert eine Zeit im Ausland zu verbringen, auch das erwähnt der Bundestagsabgeordnete. Sie würden, gerade im Osten, noch zu selten genutzt. Müller: „Jeder soll sich trauen. Interkultureller Austausch ist wichtig.“ Greta Wolf jedenfalls hat die Entscheidung, sich für das Patenschaftsprogramm des Bundestages zu bewerben, nie bedauert: „Ich habe viel gelernt, ich bin erwachsener geworden. Ich spreche deutlich besser Englisch. Es ist ein tolles Land, und es ist schön, hier zu sein.“

Der Anfang mag vielleicht ein bisschen schwierig sein. Aber ihre Gastfamilie habe ihr die Eingewöhnung leicht gemacht: „Ich habe sie ins Herz geschlossen. Der Abschied wird schwer.“ Auch Freunde zu finden, sei nicht kompliziert gewesen. Nur die verschiedenen Größenverhältnisse, die seien gewöhnungsbedürftig. In Friedrichstadt seien es vielleicht 500 Schüler, in der Schule, die sie zurzeit besucht, 2.300. Ihr Tipp an Noah Hagemann: „Sehr offen an die Sache herangehen. Nicht zu große Erwartungen haben.“ Die 16-Jährige bereitet sich allmählich auf ihre Rückkehr vor. Ob sie endgültig sein wird, sei noch dahingestellt. „Ich möchte“, kündigt sie an, „in Wittenberg Abitur machen.“ Und später studieren. Vielleicht in den USA.