1. MZ.de
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Halle
  6. >
  7. Halle/Saalekreis: Halle/Saalekreis: Kirchen öffnen bis tief in die Nacht

Halle/Saalekreis Halle/Saalekreis: Kirchen öffnen bis tief in die Nacht

Von Moritz John 19.08.2012, 10:36
Ein Kind hält in der Petruskirche Kröllwitz eine Kerze in der Hand. (FOTO: GÜNTHER BAUER)
Ein Kind hält in der Petruskirche Kröllwitz eine Kerze in der Hand. (FOTO: GÜNTHER BAUER) NGEN

Halle (Saale)/MZ. - Die MZ hat sich einige besonders spannende Kirchen angeschaut.

Klein aber fein - das war das Motto in der Böllberger Kirche. Das kleine Gotteshaus - übrigens das einzige romanische in Halle - bietet gerade mal Platz für knapp 100 Besucher. Zu jeder vollen Stunde spielte die kleine Orgel Kirchenmusik. Während der ganzen Nacht standen mehrere Gemeindemitglieder Rede und Antwort. Einer von ihnen war Klaus Heynemann. Er sagte: "Besonders fasziniert sind die Leute immer von unserer Deckenbemalung. Die stammt aus dem 16. Jahrhundert."



In der Maria-Magdalenen-Kapelle wurde es musikalisch. Ab 20 Uhr spielte die Orgel eine Stunde lang Werke von Johann Sebastian Bach und Franz Liszt. Zweimal hielt der ehemalige Pfarrer Lienhard Krüger einen Vortrag über Jesus Vater Joseph. Abgerundet wurde die Nacht durch die bedächtige Gitarrenmusik von Mario Niemann. Pfarrer Krüger hofft, dass seine eher unbekannte Kapelle in der Moritzburg durch die "Lange Nacht der Kirchen" stärker ins Bewusstsein der Hallenser rückt.



Der russisch-orthodoxe Kirchenraum liegt etwas versteckt unter der Erde. In einem Gebäude der Frankeschen Stiftungen bekamen die 40 Gemeindemitglieder im Jahr 2000 drei Räume für ihre Kirche. Das Gemeindemitglied Ljudmila Heinze führte ab 19 Uhr halbstündig Besuchergruppen durch die Zimmer. Vor allem die bunt bemalten Wände und Decken beeindruckte die Besucher.

Die Petrus-Gemeinde in Kröllwitz war schon gegen 20.30 Uhr voll besetzt. Etwa 150 Besucher lauschten andächtig dem Konzert von Almuth Schulz am Klavier und der Cellonistin Juliane Gilbert. Pfarrer Helmut Becker zeigte sich erfreut: "Es sind heute kaum Gemeindemitglieder gekommen. Die 150 Besucher sind alles Menschen, die an unserer Kirche interessiert sind."

Wer zu fortgeschrittener Stunde schon einen längeren Fußmarsch hinter sich hatte, konnte sich in der Johanneskirche stärken. Dort hatte die Gemeinde eine Tafel mit Kaffee und Fettschnitten aufgebaut. Der Vorsitzende der Gemeindekirchenrats Ulrich Zeißler erklärte: "Das machen wir jedes Jahr so. Viele Gäste wollen nach uns noch andere Kirchen besuchen. Die freuen sich, wenn sie zwischendurch etwas essen können." Ansonsten bot die Kirche jede volle Stunde eine Führung an, jede halbe Stunde spielte die Orgel.

Andrang herrschte auch in der Jüdischen Synagoge in der Humboldstraße. Dort begann die "Lange Nacht der Kirchen" erst nach dem Sonnenuntergang. Rabbi Alexander Kahanovsky erklärte warum. "Vorher hatten wir Juden Sabbat, da dürfen wir nicht arbeiten." Nach Sonnenuntergang bot die Gemeinde Führungen durch die Synagoge und den jüdischen Friedhof an. Das Interesse der Hallenser an der Synagoge war sehr groß: An der ersten Führung von Kahanovskys nahmen etwa 150 Besucher teil.