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Donnerwetter über Hoftheater

Von Ralf Böhme 20.07.2008, 17:06

Halle/MZ. - Je schwärzer die Pointen der Lieder beim Kreisler-Abend, desto mehr dunkle Wolken ballten sich über dem Hof des neuen theaters zusammen. So lockeres Singen über Liebe und Tod, Ruhm und Gebrechen und all die anderen Dinge des Lebens straft Petrus manchmal mit Blitz, Donner und Platzregen.

Plückhahn & Vogel - die teuflische Musiksatire aus Berlin - überstanden derlei Zwischenfälle schadlos. "Unheilbar gesund", so auch der Titel ihres kurzweiligen Programms, ging es nach der Pause weiter im Treppenhaus. Das Piano wurde einfach durch die Flügeltür ins Trockene geschoben. Auf Mikrophone und Verstärker konnte man - da im intimen Rahmen überflüssig - getrost verzichten.

Sänger Dietrich Plückhahn und der Mann an den regenfeuchten Tasten, Daniel Vogel, hatten keinerlei Probleme, sich Gehör zu verschaffen. Viele der Zuschauer, die auf den Stufen im Aufgang und auf dem Garderobentisch saßen, meinten sogar: "Hier ist die Akustik viel besser." Vielleicht greift der Veranstalter diese aus der Not geborene Idee, etwa als "Konzerte auf der Treppe", bei Gelegenheit noch mal auf. Es könnte sich lohnen, vorausgesetzt das Angebot stimmt. Bei den Bühnenarbeitern aus der Hauptstadt stimmte es. Ihr erster und vielleicht wichtigster Vorzug: Wunderbar unangestrengt näherte sich das Duo dem Meister, der erst vor wenigen Tagen seinen 86. Geburtstag feierte. Vermutlich lag das auch an einer Art Seelenverwandtschaft: Vorbild und Interpreten eint offenkundig der gemeinsame Wille, das Angenehme mit dem Nutzlosen zu verbinden.

Je schiefer der Blickwinkel, das ist die Erkenntnis des Abends, desto hintergründiger die Aussage. Nicht alles war überraschend, tat aber einfach wohl zu hören. Diejenigen, die gekommen waren, kannten ihren Kreisler ohnehin. Es war eine P 40-Party der anderen Art. Wein zu drei Euro das Glas und Fettbemmchen a 1,50 Euro fehlten aber auch da nicht. Die Auswahl hatte es in sich. Was Plückhahn & Vogel aus 600 Kreisler-Liedern herauspickten, brachte nicht nur präzise seinen typischen Sprachwitz nahe. Von Anfang bis Ende kam auch die ungewöhnliche Musikalität herüber. Das war mehr als der berühmte Wiener Dreiviertel-Takt, klang nicht nach Geplätscher, mehr nach Donauwellen.

Beides - Text und Noten - stellten immer wieder die gleiche und wohl auch ewige Frage: Was bleibt? Da wurden zwei tanzende Tanten in der Nacht besungen, die bleiben auf alle Fälle wie sie sind - die eine weint, die andere lacht. Viel Erfahrung schwang mit: Schöne Frauen kosten sehr viel Geld. Kurze Pause, dann die Frage: Aspirin oder Rattengift? Oder was sollte man da entgegnen: "Vertrau den blauen Augen nicht, sonst kostet es den Kopf!"

Noch einmal ist das Programm im Hof der Kulturinsel am Mittwoch, 23. Juli, zu erleben. Beginn 20 Uhr.