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Botanischer Garten in Halle Botanischer Garten in Halle: Waschhaus erstrahlt in neuem Glanz

Von Jan Schumann 02.12.2015, 15:43
Kustos Matthias Hoffmann steht vor dem sanierten Waschhaus im Botanischen Garten in Halle
Kustos Matthias Hoffmann steht vor dem sanierten Waschhaus im Botanischen Garten in Halle silvio kison Lizenz

Halle (Saale) - Der Bauauftrag war damals klar: Es ging um dreckige Wäsche, Wassertröge und Heizkessel. Das Waschhaus im Botanischen Garten war schon schlicht, als es noch neu war - also etwa 1785. Die ursprüngliche Deckenhöhe lag bei 1,90 Meter - doch das kleine Haus hat allen Prunkbauten der Universität Halle etwas voraus: Es gilt als ältestes Gebäude im Bestand der Alma Mater. Nun wurde das Waschhaus vor dem Verfall gerettet und saniert.

Den Impuls für die Rettung des unscheinbaren Hauses gab Matthias Hoffmann, seit 2002 Kustos des Botanischen Gartens. „In den vergangenen Jahren renovierten wir viele Gewächshäuser. Und mir war klar, dass wir dieses Kleinod retten mussten“, sagt der 48-Jährige. 2015 realisierte er sein Ziel: Rund 150.000 Euro investierte die Universität in diesem Jahr, um das historische Gebäude zu sanieren.

Laut Hoffmanns Recherchen belegen die ältesten Aufzeichnungen, dass das Waschhaus bereits vor 1785 gebaut wurde - also wenige Jahre, bevor die benachbarte Sternwarte stand. Die Warte wurde 1788 fertiggestellt und ist das Wahrzeichen des mehr als 300 Jahre alten Botanischen Gartens. Das zerfallende Waschhaus war dagegen selbst vielen Biologiestudenten im Garten bis zuletzt kein Begriff. „Vor den ersten Arbeiten im Frühjahr musste das zugewucherte Gebäude zunächst freigeschnitten werden“, sagt Hoffmann.

Das Waschhaus sei seit den 1960ern nicht mehr in Betrieb gewesen - den fortgeschrittenen Verfall hat Hoffmann vor Beginn der Sanierung in Fotos dokumentiert: Holunderzweige wuchsen über das löchrige Dach, die Fensterläden hingen schief in den Angeln - und im Inneren sollen Waschbären gewohnt haben, sagt Hoffmann.

Nun wurde das Haus mit dem seltenen Spießdach auf seinen Grundmauern wieder aufgebaut - sehr nah am Original. Die selten gewordene Dachkonstruktion, bei der einzelne Holzspieße die Dachziegel verstärken, wurde erneuert. Dafür nahmen Arbeiter die Zwischendecke heraus und entfernten die alte Treppe, auf der die Wäscherinnen früher ins Dachgeschoss hinaufsteigen konnten. „Auf meinen ersten Erkundungstouren bin ich da auch ein paar Mal hoch - sicher war das Ganze nicht mehr“, sagt Hoffmann.

Heute ist die Waschküche entkernt, saniert und herausgeputzt - und für die Universität soll das Gebäude künftig eine besondere Rolle spielen. „Wir wollen das Haus in Zukunft als Tagungsraum nutzen“, sagt Kustos Hoffmann. Zudem sollen hier ab dem kommenden Jahr durchgängig Arbeiten aus dem Biologie-Institut präsentiert werden. „Über montierte Bildschirme sollen hier in Zukunft Forschungs-Ergebnisse und aktuelle Studienprojekte ausgestellt werden“, sagt Hoffmann. Im kommenden Jahr soll das Waschhaus offiziell eröffnet werden, teilt Uni-Sprecherin Manuela Bank-Zillmann mit. (mz)

Vor der Sanierung: Das Waschhaus wurde freigeschnitten.
Vor der Sanierung: Das Waschhaus wurde freigeschnitten.
Hoffmann Lizenz
Kustos Matthias Hoffmann im Waschhaus im Botanischen Garten in Halle
Kustos Matthias Hoffmann im Waschhaus im Botanischen Garten in Halle
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