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Ärger um Feuerwerk-Absage Ärger um Feuerwerk-Absage: Lasershow ist für viele Hallenser kein ausreichender Ersatz

Von Oliver Müller-Lorey 12.08.2019, 12:00
Fällt dieses Jahr ins Wasser: Das Feuerwerk während des Laternenfestes wird es nicht geben. Stattdessen soll eine Lasershow die Besucher anlocken.
Fällt dieses Jahr ins Wasser: Das Feuerwerk während des Laternenfestes wird es nicht geben. Stattdessen soll eine Lasershow die Besucher anlocken. Bauer

Halle (Saale) - Eine Lasershow statt Raketen während des Laternenfestes ist für viele Hallenser offenbar kein ausreichender Ersatz. Nach der Absage des Feuerwerks aus Brandschutzgründen in dieser Woche durch Oberbürgermeister Bernd Wiegand (parteilos), wird die Entscheidung unter der Bevölkerung und Politikern heftig diskutiert. Einige vermuten, dass nicht die Trockenheit, sondern vermeintlicher Umweltschutz der Hauptgrund für die Absage ist. Denn sie kommt nur wenige Tage, nachdem die Deutsche Umwelthilfe ein Feuerwerksverbot für Halle und andere Städte gefordert hatte.

Feuerwerk-Absage: Die Stadt will nichts zu dem Thema sagen

Raketen wurden in diesem Jahr auf Festen in Halle durchaus schon gezündet - trotz ähnlicher Trockenheit. Etwa am 16. Juni zum Abschlusskonzert der Händelfestspiele. Laut dem Landeszentrum Wald herrschte in den Tagen zuvor in Halle die zweitniedrigste Waldbrandstufe 2. Zur Langen Nacht der Wissenschaft laut Uni Halle sogar Stufe 4. Sowohl bei den Händelfestspielen als auch bei der Langen Nacht der Wissenschaft, wo nach Absprachen mit Polizei und Feuerwehr extra das Areal um die Abschussvorrichtung gewässert wurde, konnten Besucher ein spektakuläres Höhenfeuerwerk bestaunen. Viele fragen sich deshalb nun: Warum ist plötzlich zu gefährlich, was vor ein paar Wochen noch in Ordnung war?

Die Stadt will, angesprochen auf diese Frage, nichts zu dem Thema sagen. „Die Stadt hat ihr Vorgehen in der Pressekonferenz umfangreich begründet und setzt bei allen Besuchern auf Verständnis für diese Sicherheitsmaßnahme“, teilt Stadtsprecher Drago Bock knapp mit. Warum ein und dieselbe Warnstufe zu zwei verschiedenen Entscheidungen führen, und ob die Trockenheit oder Umweltschutz Gründe für die Entscheidung sind, will die Stadt nicht beantworten.

Trotz niedriger Brandwarnstufe: Boden in den Tiefen trocken

Zumindest im Landeszentrum Wald (LZW), das die aktuellen Warnstufen veröffentlicht, kann man Wiegands Entscheidung nachvollziehen. „Die zweitniedrigste Stufe gilt jetzt, das kann in drei Wochen aber ganz anders sein. Vor einer Woche hatten wir noch Stufe 5. Die Grundtrockenheit ist da, es ist genug Zündmaterial da“, sagt Andreas Goldschmidt, der im LZW als Experte für Waldbrandvorbeugung arbeitet. Der Boden sei bis in sehr tiefe Schichten ausgetrocknet. Um sicher zu sein, dass keine Brandgefahr bestehe, müsse es schon drei Tage lang durchregnen, meint er. Dann würde die Waldbrandstufe, die sich übrigens an Berechnungen des Deutschen Wetterdienstes orientiert, dauerhaft sinken.

Identitätsstiftendes Feuerwerk: Lasershow keine Ersatz für Hallenser

Die Entscheidung für die Absage wird unter den Fraktionsvorsitzenden zwar unterschiedlich bewertet, alle sprechen jedoch von einer sehr schwierigen Entscheidung. Denn OB Bernd Wiegand steckt in einer Zwickmühle. Sagt er das Feuerwerk nicht ab, und kommt es zu einem Brand, wird es problematisch. Sagt er es erst kurz vorher ab, ohne eine Ersatz-Lasershow organisiert zu haben, sind die Hallenser ebenso enttäuscht wie bei der kurzfristigen Absage des Feuerwerks im vergangenen Jahr. „Ich will nicht in der Haut der Verwaltung stecken“, sagt denn auch Bodo Meerheim, Fraktionsvorsitzender den Linken. „Die Gefahr müssen andere bewerten, bis zum Fest kann noch viel passieren. Aber die Frage ist, wie lange die Ausschreibung für die Lasershow schon läuft und ob man nicht ab diesem Zeitpunkt schon hätte absagen können.“

SPD-Chef Eric Eigendorf sprach von einer nachvollziehbaren Entscheidung, auch wenn das Feuerwerk „nicht irgendein Programmpunkt, sondern eines der großen Highlights“ des Laternenfestes sei. „Die Absage schmerzt unglaublich und die Idee einer Lasershow ist nett gemeint, wird das Feuerwerk aber nicht im Ansatz ersetzen können.“ Auch Inés Brock (Grüne) sagte, dass man über eine Lasershow aus ökologischen Gründen diskutieren könne. Das für die Stadt identitätsstiftende Feuerwerk solle man langfristig dafür aber nicht aufgeben. (mz)