1. MZ.de
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Halle
  6. >
  7. Anschlag von Halle: Stimmen zum Terror - MZ setzt erstmals Dialogbank ein

MZ-Aktion zum Anschlag von Halle Stimmen zum Terror: MZ setzt in Halle erstmals Dialogbank ein

2019 richtete ein Rechtsextremist ein Blutbad in Halle an. Unter dem Motto „#Sags einfach“ startet die MZ am Samstag ein neues Gesprächsformat.

Von Dirk Skrzypczak Aktualisiert: 06.10.2023, 15:17
Anna Petersen, Mitglied der Chefredaktion, hier mit Martin Tege, nahm in Lüneburg schon einmal auf der Dialogbank platz.
Anna Petersen, Mitglied der Chefredaktion, hier mit Martin Tege, nahm in Lüneburg schon einmal auf der Dialogbank platz. (Foto: Petersen)

Halle (Saale)/MZ - Diese Bank ist kein normales Sitzmöbel. Sie stellt Fragen und hört zu. Möglich macht das eine Künstliche Intelligenz im Inneren – die eine neue Form der Konversation mit Menschen auf der Straße ermöglicht.

Am Samstag erlebt die „Dialogbank“ der Mitteldeutschen Zeitung ihre Feuertaufe. Reporter werden mit Mitgliedern der Chefredaktion ab 10 Uhr auf dem Riebeckplatz und ab 13 Uhr auf dem Markt sein. Dann dreht sich der Dialog unter dem Motto „#Sags einfach“ um den Terroranschlag am 9. Oktober 2019 in Halle.

Die schlauen Köpfe hinter der Dialogbank kommen von der jungen Firma „Tactile.News“ aus Lüneburg. „Wir suchen nach Möglichkeiten, guten Journalismus noch näher an die Menschen zu bringen“, sagt Projektentwickler Martin Tege. Seit 2018 tüftelt das Tactile-Team an diversen Lösungen. Große Medienkonzerne wie der WDR und das ZDF zählen zu den Kunden, aber auch lokale Anbieter wie Radio Euskirchen.

Lesen Sie auch: Mit Video: Lehren des 9. Oktober - so reagiert die Polizei auf Falschmeldungen im Netz

Rechtsextremer Anschlag: MZ setzt Dialogbank in Halle ein - „#Sags einfach“

„Die Künstliche Intelligenz soll den Menschen nicht ersetzen, sondern Menschen ins Gespräch bringen“, sagt Tege. Dabei mache man interessante Erfahrungen. „Manchen Passanten fällt es leichter, über einen Telefonhörer mit einem Möbelstück zu sprechen. Das gilt vor allem für emotionale Themen“, so Tege. Andere wiederum würden mit der künstlichen Stimme fremdeln.

Deshalb kommt in der Dialogbank, die es so zum ersten Mal gibt, auch ein MZ-Reporter in einer Doppelmoderation mit der KI zu Wort.

So sieht die Dialogbank aus.
So sieht die Dialogbank aus.
(Visualisierung: Kiegeland)

Fünf bis sieben Fragen werden am Sonnabend gestellt. Es geht um die schrecklichen Ereignisse vor vier Jahren, bei denen zwei Menschen starben und mehrere teilweise schwer verletzt wurden. Wer sich Zeit für den Dialog nimmt, sitzt zwischen sieben und zehn Minuten auf der Bank. Die Aussagen der Gesprächspartner zum 9. Oktober werden von der KI in Textform umgewandelt und danach der MZ-Lokalredaktion Halle zur Auswertung zur Verfügung gestellt.

„Wir orientieren uns dabei an den strengen Datenschutzrichtlinien. Niemand muss Sorge haben, dass die Aufzeichnungen an Dritte weitergegeben werden“, sagt Tele. Wer möchte, könne aber seine Telefonnummer hinterlassen, „wenn es darum geht, einige Punkte zu vertiefen“.

Lesen Sie die MZ-Serie zum 9. Oktober 2019 und seinen Folgen:

Der Einsatz der Dialogbank soll keine Eintagsfliege bleiben. Die MZ wird sie künftig zu verschiedenen Anlässen nutzen. Dafür wird die KI jeweils neu programmiert. Die Entwicklung und der Bau des konversationsfreundlichen Mobiliars hatte gut drei Monate gedauert.