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Neu in der alten Heimat Neu in der alten Heimat: Alexandra Liss ist die neue Leiterin des Shia-Familienzentrums in Dessau

Von Sylke Kaufhold 02.06.2020, 05:00
Alexandra Liss leitet die Geschicke des Shia-Familienzentrums und hat viele neue Ideen.
Alexandra Liss leitet die Geschicke des Shia-Familienzentrums und hat viele neue Ideen. Thomas Ruttke

Dessau - Es ist ruhig in den Räumen des Shia-Familienzentrums in der Wörlitzer Straße 69. „Zu ruhig“ findet Alexandra Liss, die seit Januar die Einrichtung leitet.

Die Corona-Pandemie hat den Krabbelgruppen, Elternkursen und Sportgruppen eine Zwangspause beschert, und der neuen Einrichtungsleiterin quasi einen zweiten Beginn. „Januar bis März war meine Einstiegs-und Kennenlernphase, die war dann plötzlich vorbei. Jetzt fange ich nochmal von vorne an“, erzählt die 42-jährige Dessauerin.

„Aber ich freue mich riesig darauf, wenn es jetzt wieder losgeht und ich weiß, auch viele unserer Besucher warten darauf.“

Neue Leiterin des Shia-Familienzentrums plant Bewährtes und Neues

Tatenlos war Alexandra Liss in den vergangenen drei Monaten nicht. Sie hat andere Formen und Orte für Beratungsgespräche und Treffen gefunden. Wenn das Telefon nicht ausreichte, bot sie Spaziergänge durch den Schillerpark an. „Im Gehen lässt es sich wunderbar reden“, lächelt die Sozialpsychologin. Auch über die künftigen Angebote des Familienzentrums hat sich die neue Leiterin Gedanken gemacht.

„Es gibt viele gute Angebote, die werden natürlich fortgeführt“, sagt sie. Als ausgebildete Entspannungstrainerin will Alexandra Liss aber auch in diesem Bereich Akzente setzen, beispielsweise mit einem Achtsamkeitstraining oder Bewegung nach Musik für Eltern und Kind. „Gemeinsame Angebote für Elternteil und Kind sind mir wichtig, denn sie geben gute Gelegenheit, Bindungen zu stärken“, erklärt sie.

„Wir möchten auch gerne die Leihomas wieder aufleben lassen“

Auch das Thema Familienbildung wird einen großen Raum einnehmen, sagt Liss. „Mit meiner Ausbildung und meinen Erfahrungen kann ich viel dazu beitragen und werde selbst Seminare und Kurse anbieten.“ Stressbewältigung sei da ein Thema, das ihr vorschwebe.

Unterstützt wird Alexandra Liss von Petra Böttcher, die bereits seit mehr als 20 Jahren im Familienzentrum tätig ist und in schwierigen Zeiten den Betrieb alleine am Laufen hielt. Jetzt kümmert sie sich um Verwaltungsaufgaben und ist für den begleiteten Umgang zuständig. Für die Gelben Feen, einem Jobcenter-Projekt, fungiert Böttcher als Anleiterin. „Wir möchten auch gerne die Leihomas wieder aufleben lassen“, kündigt Alexandra Liss an. Erst einmal soll das Projekt im Ehrenamt starten. „Wir suchen also Senioren, die als Oma und/oder Opa Familien unterstützen möchten“, wirbt Liss.

Alexandra Liss freut sich über ihre neue Aufgabe in ihrer alten Heimat

Eine weitere Idee steht im überarbeiteten Konzept: Es soll mehr offene Begegnungsangebote für „Familienmenschen“ geben, wie es Liss formuliert. Dafür geplant ist ein sonntägliches Familiencafé. Corona hat auch dies verzögert. „Wir wollten eigentlich im Juni beginnen, aber wir können hier die Abstandsregeln nicht einhalten“, erklärt Liss. Nun wolle man schauen, wie es doch umzusetzen ist.

Alexandra Liss freut sich über ihre neue Aufgabe in ihrer alten Heimat. „Ich war 20 Jahre unterwegs in Deutschland, jetzt bin ich wieder hier und längst angekommen.“ Seit dem vorigen Sommer arbeitet die 42-Jährige bei der ASG Dessau, betreut dort auch das Projekt „ergänzende unabhängige Teilhabeberatung“. Als 19-Jährige ist sie aus der vermeintlichen Enge ihres Heimatortes Mosigkau ausgebrochen und studierte in Hannover Sozialpsychologie und Pädagogik.

Von dort ging sie nach Hessen, wo sie in der beruflichen Reha mit psychisch Erkrankten arbeitete. In Hamburg arbeitete Liss mit Langzeitarbeitslosen. Das sei eine aufregende und bewegte Zeit gewesen, erzählt sie. Von der Großstadt zog es sie in ein kleines Dorf in Schleswig-Holstein. „Da hatte ich zwölf Jahre in der beruflichen Reha gearbeitet und stellte für mich fest, dass ich noch mal was anderes brauchte.“ Und es zog sie zurück in die alte Heimat.

Nicht nur in Mosigkau habe sich viel verändert und entwickelt

Die hat sie gehörig überrascht. Nicht nur in Mosigkau habe sich viel verändert und entwickelt, in ganz Dessau, stellte Alexandra Liss fest. „Ich entdecke Dessau immer noch neu“. Obwohl sie schon seit fast zwei Jahren wieder Dessauerin ist. Die Stadt habe viel Potenzial. Mit ihrer Nähe zur Natur biete sie einen großen Schatz an Freizeitmöglichkeiten für die ganze Familie. Und auch kulturell müsse sich Dessau nicht verstecken, findet Liss. Es gebe viele ambitionierte kulturelle Dinge, die man erleben könne. „Man muss es nur wollen.“

Nur Meckern ist ohnehin nicht das Ding der Wieder-Dessauerin. „Kritik ist gut und wichtig, aber dann muss es darum gehen, wie es verändert werden kann“, so die begeisterte Hobbygärtnerin und Hundefreundin. Vier Vierbeiner - gerettet aus Spanien und Rumänien - haben bei Alexandra Liss ein Zuhause gefunden. (mz)