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Bürgertelefon in Dessau Bürgertelefon in Dessau: Mit sachlichen Infos beruhigt

Von sylke kaufhold 11.06.2013, 17:40
Kerstin Trute beantwortet auch in den nächsten Tagen am Bürgertelefon Fragen.
Kerstin Trute beantwortet auch in den nächsten Tagen am Bürgertelefon Fragen. sebastian Lizenz

dessau/MZ - Das Telefon ist jetzt zwischendurch auch mal für ein paar Minuten still. Kerstin Trute und ihre beiden Kolleginnen aus der Stadtverwaltung, die seit Montagmittag am Bürgertelefon beim Katastrophenschutzstab in der Innsbrucker Straße sitzen, atmen durch. „Die ersten beiden Tage hat das Telefon ununterbrochen geklingelt“, schildert Kerstin Trute. Auch nachts seien viele Anrufe eingegangen. Ruhige Tage und Nächte gab es in der vergangenen Woche auch hier nicht.

Es seien vor allem praktische Anfragen, die sie zu beantworten hätten, berichtet Kerstin Trute. „Es gab ganz viele Hilfeangebote, sowohl körperliche als auch Fahrdienste oder Sachspenden. Als in Dessau keine Helfer mehr benötigt wurden, haben wir sie nach Bitterfeld und Aken vermittelt.“

Panische Anrufe habe es keine gegeben. „Alle waren gefasst und dankbar für die Informationen.“ Vor allem Ältere, die sich nicht übers Internet informieren, hätten das Bürgertelefon als Infoquelle genutzt. So habe es aus Ziebigk besorgte Anrufe gegeben, ob der Stadtteil bedroht sei. „Hier mussten wir ein bisschen beruhigen“, sagt Kerstin Trute, die volles Verständnis für die Ängste hat. Für alte und kranke Menschen sei es besonders schwer, sich bei solch einer Katastrophe zu orientieren und den Überblick zu bewahren. „Wir hatten auch einige Rollstuhlfahrer, die keine Hilfe in der Nähe hatten, aber von der Evakuierung bedroht waren. Die wollten wissen, wie diese dann organisiert wird und ob ihnen dann geholfen werde.“

Das Bürgertelefon ist seit Montag tagsüber von 8 bis 20 Uhr besetzt und über Telefon 2 04 19 29 zu erreichen.

Viele Angehörige von Dessauern, die außerhalb wohnen, erkundigten sich nach der Lage. Auch Dessauer, die sich derzeit zum Beispiel im Urlaub befinden, informierten sich am Bürgertelefon, um zu entscheiden, ob sie nach Hause zurückkehren müssen. Die Verkehrsanbindung war ebenfalls viel gefragt. Wie komme ich in die Stadt, wie komme ich nach Aken, ist die Autobahn befahrbar? Wie fahren Busse und Bahnen?

Dienstag und Mittwoch waren geprägt von „Richtigstellungen“, so Kerstin Trute. Meldungen via Facebook und Twitter von der Sperrung der Peisker Brücker, der Evakuierung von Waldersee und Mildensee oder diversen Dammbrüchen haben die Menschen aufgescheucht. „Wir hatten alle Hände voll zu tun, alle Gerüchte zu dementieren und die Leute zu beruhigen.“

Seit Montag sitzt Kerstin Trute allein am Bürgertelefon. Die 24-Stunden-Bereitschaft wurde eingestellt. „Die Leute fragen jetzt hauptsächlich nach Unterstützungsmöglichkeiten. Viele Gärten und Keller sind vollgelaufen, da wollen sie wissen, wo es Hilfe gibt, zum Beispiel um die Keller auszupumpen“.