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Anhalt-Bitterfeld Anhalt-Bitterfeld: Aus dem Leuchter tropft das Wasser

Von DETMAR OPPENKOWSKI 13.10.2011, 18:08

SANDERSDORF/MZ. - "Es ist ein gelebter Albtraum", sagt Gisela Renz über die Ereignisse der vergangenen Tage. "Das Wasser ist die Wohnzimmerwände heruntergelaufen und tropfte aus dem Leuchter direkt auf den Esstisch", ergänzt Nachbar Reinhard Kimmel und zeigt auf die dadurch entstandenen Wohnungsschäden in der Straße der Neuen Zeit in Sandersdorf.

Sowohl Familie Kimmel als auch Gisela Renz sind Mieter der Wohnungsgenossenschaft Wolfen (WGW) und wurden etwa vor einem Jahr auf einer einberaumten Mieterversammlung darüber informiert, dass die Neubauten aus DDR-Zeiten wegen der mangelnden Belegung um zwei Stockwerke zurückgebaut werden.

"Mich hat damals allerdings schon interessiert, ob die ausführende Firma mit so einem Rückbau im Bestand Erfahrungen hat und ob die Mieter mit Beeinträchtigungen zu rechnen hätten. Die Antwort damals: Die Firma habe diese Erfahrung und es würde in den Wohnungen zu keinen Einschränkungen kommen", erinnert sich Gisela Renz.

Dass dies eine Fehleinschätzung war, stellte sich in der vergangenen Woche heraus. Aufgrund des zu erwartenden Baulärms hatten sich beide Mietparteien in einen Kurzurlaub verabschiedet. "Wir haben gehofft, dass - wenn wir wieder in unsere Wohnung kommen - der ganze Spuk ein Ende hat. Doch mit dem Öffnen der Wohnungstür fing dieser erst an", so Kimmel. Ein Loch in der Decke, große Wasserblasen hinter den Tapeten, feuchte Teppiche - außer dem Bad seien alle Räume betroffen gewesen. Das war am vergangenen Freitag. Mit einsetzendem Sturm und den starken Niederschlägen am Wochenende habe sich die Situation verschärft. "Meine Frau und ich haben im Wohnzimmer abwechselnd Wache gehalten", sagt er. In der Nacht sei er geweckt worden, denn ein neuerlicher Wassereinbruch zeichnete sich ab. "Da ich in der Wohnstube wenig ausrichten konnte, bin ich auf das Dach und habe da mehrere Stunden versucht, das Wasser herunterzubekommen, so dass es nicht in die Wohnung laufen kann."

Auch Gisela Renz musste selbst ihre Frau stehen und unterschiedliche Abwehrmaßnahmen einleiten. "Vorsorglich habe ich meine Schrankwand abbauen lassen, sonst wäre die nun auch hin", sagt sie und zeigt auf die Stelle, wo nur noch die kahle Plattenbauwand zu sehen ist. Sowohl in ihrer als auch in der Nachbarwohnung lärmen seither ununterbrochen die Kondenstrockner, um die Feuchtigkeit aus den Räumen zu bekommen. "Meine Geduld ist am Ende", sagt sie und verweist auf die drei Schadensmeldungen, die sie der WGW zufaxte. "Zwar hat mittlerweile die Bauleiterin Fotos gemacht, aber von meinem Vermieter habe ich seither noch nichts gehört."

Auf MZ-Nachfrage bestätigt WGW-Vorstand, Sabine Barth, dass sie am 11. Oktober diese Schadensmeldungen bekommen hat und bedauert den Vorfall. "Es tut mir außerordentlich leid", sagt sie und erzählt von den vielen Dingen, die nicht vorhersehbar gewesen seien. "Uns wurden auf dem Dach Dämmstoffe gestohlen und Folien, die als Nässeschutz dienten, zerstört. Das wurde auch angezeigt." Hinzu sei die nicht zu beeinflussende Wetterlage gekommen. "Auch daher muss ich die bauausführende Firma und die WGW in Schutz nehmen." Man sei nun bestrebt, so schnell wie möglich das Dach fertigzustellen. "Das soll bis zur nächsten Woche geschehen." Aber neben der Beendigung der Arbeiten werde man sich auch um die Mieter mit ihren Schäden kümmern. "Wir haben unseren Versicherer informiert und werden einen Gutachter in die betroffenen Wohnungen schicken, um alles zu regulieren. Bei diesem Termin werde ich auch vor Ort sein", stellt Sabine Barth in Aussicht.