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Das Lächeln zweier alter Herren

Von MARKO JESCHOR 03.03.2009, 19:13

BERNBURG/MZ. - Immer wieder fielen ihre Blicke auf die älteren Herren an der Wand. Ermahnend schienen diese auf die Fünftklässlerin herunterzuschauen, fast schon fordernd. Johann Wolfgang Goethe und Friedrich Schiller schauten aufmerksam mit zu, wie Nastasja und vier weitere Jungen und Mädchen der Klassenstufe fünf das Finale des ersten Lesewettbewerbs des Bernburger Gymnasiums Carolinum bestritten - und den letztendlich Eric Eckert gewann.

Hohe Punktzahl

Irgendwie schienen Nastasja die Umgebung im Haus I und die Blicke der beiden Herren an der Wand aber nicht behagt zu haben. Denn die Jury, die aus den Deutschlehrerinnen Christina Reinsch und Sabrina Drobras sowie zwei Schülern der elften Klasse bestand, befand, dass ihr Vorlesen aus dem Kinderbuch "Der goldene Kompass" von Philip Pullman "nur" für den fünften Platz gelangt hätte. Sie bekam 83 von möglichen 108 Punkten zugesprochen. Nastasja war nach dem Wettbewerb aber eher erleichtert, es geschafft zu haben, als traurig, nur Letzte geworden zu sein. Eigentlich ist sie ja auch nicht Letzte geworden, schließlich hatte sie bis zu diesem Finale eine ganze Klasse hinter sich gelassen.

Nur eine winzige Betonung besser waren Annalena Kraft aus der 5 / 2 und Jakob Wiermann aus der 5 / 3. Während Annalena, die in der Grundschule bisher jeden Lesewettbewerb gewann, mit ihrer gruseligen Passage aus dem Buch "Krabat" von Otfried Preußler auf Rang vier kam, schaffte es Jacob mit dem beliebten Roman "Harry Potter" von Joanne K. Rowling sogar auf Platz drei. Zwar gehört die Bücherreihe "Die wilden Hühner" nicht zur herausragenden deutschen Literatur, doch Antonia Hortian aus der 5 / 1 trug die Geschichte so ausdrucksstark und fehlerfrei vor, dass es mit 89 Punkten zum zweiten Platz langte.

Herausragender Fünftklässler

Völlig unbeeindruckt von den Blicken Goethes und Schillers blieb indes der elfjährige Eric Eckert aus der Klasse 5 / 5. Er wirkte in den zwei Leserunden derart überzeugend, dass sich Frau Reinsch völlig begeistert zeigte. "Ich hätte ihm gern noch weiter zugehört", sagte sie. Es sollte aber jeweils nur fünf Minuten gelesen werden. Da es der Rest der Jury ganz ähnlich sah, durfte der Schüler aus der Klasse 5 / 5 ein neues Buch für den ersten Platz in Empfang nehmen. In der Tat präsentierte Eric das Werk "Die Stadt der träumenden Bücher" von Walter Moers in Betonung, Aussprache, Tempo und Deutlichkeit so herausragend für einen Fünftklässler, dass er gleich 94 Punkte bekam.

Das Geheimnis für seine tolle Leseleistung verriet er später auch: Er lese nicht nur viele Bücher, er höre auch viele. "Das hat mir sehr geholfen."