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Museum Aschersleben Museum Aschersleben: Eisenbahnmodelle waren seinerzeit Weltklasse

Von Harald Vopel 10.02.2014, 19:58
Hans-Peter Nielitz, der die neue Ausstellung im Museum vorbereitet, beim Aufbau an einer Vitrine.
Hans-Peter Nielitz, der die neue Ausstellung im Museum vorbereitet, beim Aufbau an einer Vitrine. Frank Gehrmann Lizenz

Aschersleben/MZ - „Zu der Zeit, als diese Modelle entstanden, waren sie auf der Modellbau-Szene Weltklasse“, ist sich der ehemalige Leiter des Stadtarchivs und heutige Ruheständler Hans-Peter Nielitz sicher. Der war dieser Tage damit beschäftigt, Teile einer neuen Sonderausstellung im städtischen Museum Aschersleben aufzubauen. Das, was Nielitz in die Vitrinen stellte und was ab Sonntag, 16. Februar, den Besuchern präsentiert wird, sind unter anderem 60 einzigartige Eisenbahnmodelle - gebaut vom einstigen Museumsleiter.

Dass die Sammlung noch einmal im Ascherslebener Museum gezeigt werden kann, ist eher einem Zufall zu verdanken. Hans-Peter Nielitz kannte die Modelle noch aus seiner Jugendzeit - wollte sie schon immer noch einmal nach Aschersleben holen, wusste aber lange nicht, wo sie abgeblieben waren. Im Jahr 1968 wurde die Schochardtsche Sammlung letztmalig im Kreismuseum Delitzsch gesehen. Danach verlor sich ihre Spur - zumindest aus Sicht des Ascherslebeners Nielitz. Aber auch andere Eisenbahn-Fans bekamen sie lange nicht mehr zu Gesicht.

Reichsbahnausbesserungswerk kaufte Sammlung

Schochardt siedelte als Rentner 1968 nämlich nach München über - wo er 1975 verstarb - und musste seine Modelle verkaufen. Für 4.000 Mark wurden sie vom Reichsbahnausbesserunsgwerk Delitzsch erworben und verschwanden anschließend im Depot des dortigen Kreismuseums. So lange, bis sie in der Vorweihnachtszeit 2012 anlässlich einer Sonderausstellung im Barockschloss Delitzsch wieder im Licht der Öffentlichkeit auftauchten.

Alfred Schochardt wurde 1903 als Sohn eines Bahnhofsstationsvorstehers in Velpke bei Braunschweig geboren. Frühzeitig begann er Eisenbahnmodelle zu bauen. So entstanden bis zum Jahr 1945 insgesamt 260 solcher Modelle. Sein persönliches Ziel von 1.000 Miniatur-Dampfrössern schaffte er allerdings nicht. Bei einem Luftangriff am 31. März 1945 verlor Schochardt fast alle Modelle, bis auf einige wenige, die bei seinen Eltern aufbewahrt wurden. Nach der Rückkehr aus der Gefangenschaft begann er 1946 erneut mit dem Modellbau.

Von 1952 bis 1968 war Schochardt Museumsleiter in Aschersleben. Als Fachautor und Regionalhistoriker veröffentlichte er zahlreiche Artikel und Broschüren. Unter anderem über Eisenbahnstrecken in der Harzregion. (hv)

Zu den Besuchern der Exposition gehörte nicht ganz zufällig auch Eisenbahn-Enthusiast Nielitz. Der wusste sofort, was zu tun war. Nämlich verhandeln - mit dem Delitzscher Museumsleiter. Schließlich wurde man sich einig, so dass die Sammlung jetzt im Rahmen einer Sonderschau in Aschersleben gezeigt werden kann.

Der gelernte Schlosser und Mechaniker Alfred Schochardt hat seine Dampfrösser in Metall oder Holz gefertigt und bei den meisten Modellen auf eine auffällige Farbgebung verzichtet. Zu den attraktiven Stücken gehören zum Beispiel die Lokomotive „Steam Elephant“ von 1815, die erste Zwei-Zahnrad-Lokomotive der Welt „Salamanco“, die 1812 von Matthew Murray für die Middleton-Zeche konstruiert wurde, eine Schnellzuglokomotive aus der Baureihe 01 oder der erste von Akkus angetriebene Triebwagen. Dass Alfred Schochardt als Modellbauer nicht gerade humorlos war, zeigt ein anderes Modell - nämlich eins mit der Aufschrift „Einetalbahn GmbH“.

Geschichte eines Rollers

Neben der Schochardt-Sammlung können die Besucher der Exposition weitere Modelle in Augenschein nehmen. Darunter befindet sich auch ein von Hans-Peter Nielitz im Jahr 1978 - übrigens während der Olympischen Winterspiele - gefertigtes Bahnpostamt.

Ein anderer Teil der Ausstellung, die bis zum 20. April gezeigt wird, beschäftigt sich mit der Geschichte des sogenannten Culemeyer-Rollers, eines Straßenrollers der Deutschen Reichsbahngesellschaft zum Transport von Güterwagen und Schwerlasten auf der Straße. Benannt ist er nach seinem Entwickler, dem Ingenieur Johann Culemeyer. Die Texte zu den Schautafeln wurden von Hans-Peter-Nielitz verfasst.

Und nicht zuletzt präsentieren sich die Mitglieder des Eisenbahnclubs Aschersleben anlässlich des 50-jähren Bestehens ihres Vereins. Wie immer, wenn es um die Eisenbahn geht, dürften auch diesmal Kinderaugen genauso leuchten wie die der Erwachsenen. „Und für die jüngsten Besucher soll auch eine richtige Modellanlage aufgebaut werden“, versprach am Montag Museumsleiterin Luisa Töpel.

Das Modell ist ein zweiteiliger Wittfeld-Akku-Triebwagen.
Das Modell ist ein zweiteiliger Wittfeld-Akku-Triebwagen.
Frank Gehrmann Lizenz