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Michael Rossié bei MZ.Wissen Michael Rossié bei MZ.Wissen 2018: Das geknurrte Ja - Darum enden Gespräche oft im Streit

Von Walter Zöller 10.09.2018, 12:01
Michael Rossié in Aktion. Die Zuschauer bedanken sich mit langanhaltendem Beifall.
Michael Rossié in Aktion. Die Zuschauer bedanken sich mit langanhaltendem Beifall. Andreas Stedtler

Halle (Saale) - Als die Ehefrau den Satz mit einem so langgezogenen Duuu anfängt, als würde das U kein Ende nehmen, schwant dem Gatten Ungemach. Und wirklich, die Liebste eröffnet ihm, dass sie ohne sein Wissen eine einwöchige Reise gebucht hat. Eigentlich lieb gemeint, denkt der Partner. Doch gerade in dieser Zeit findet ein wichtiges Spiel seines Fußballvereins statt, das er auf keinen Fall verpassen will.

Was sagt der Gatte auf die Frage, ob er sich über das Urlaubsgeschenk freut? Er knurrt ein Ja, sein Tonfall aber verrät das Gegenteil. Zumal er auch noch anfängt zu erklären, warum der Urlaubsort zu dieser Jahreszeit „eigentlich“ nicht optimal ist - zu warm, zu überlaufen, zu teuer.

Michael Rossié ist ausgebildeter Schauspieler, er ist einer der bekanntesten Kommunikationsexperten Deutschlands, er feilt an den verbalen Auftritten von Politikern, Sportlern oder Managern. Am Mittwochabend erklärte er im Rahmen der Veranstaltungsreihe „MZ.Wissen 2018“ im voll besetzten Freylinghausensaal der Franckeschen Stiftungen, wie man schwierige Gespräche souverän meistern, wie man das Miteinander erleichtern kann - im Privatleben wie im Beruf.

Emotionen schwingen mit

Zum Beispiel wie Frau und Mann die Unterhaltung über den Kurz-Trip entschärfen. Rossié rät der Ehefrau - für viele im Saal überraschend - sich nicht in eine Debatte über Nachteile des Urlaubsorts einzulassen. Stattdessen sollte sie sich mit den Untertönen beschäftigen. „Man muss verstehen, was der andere meint, nicht was er sagt“, so der Kommunikationstrainer. Also die mitschwingenden Emotionen erspüren und den Partner darauf ansprechen.

Die Mitteldeutsche Zeitung verlost auch für die sechste Veranstaltung der Reihe „MZ.Wissen 2018“ am 17. Oktober wieder vier Freikarten. Dann wird Thomas Baschab in den Räumen der Franckeschen Stiftungen erwartet.

Er ist Experte für Leistungsoptimierung und Potenzialausschöpfung. Sein Motto: „Geht nicht, gibt’s nicht.“ Interessenten können sich per Mail oder Postkarte bis Mittwoch, 12. September, bei der Mitteldeutschen Zeitung melden. Die Gewinner werden anschließend von der Redaktion benachrichtigt.

››Hier die Adressen: [email protected]

Mitteldeutsche Zeitung, Delitzscher Straße 65, 06112 Halle, zu Händen von Walter Zöller

Der Auftritt von Rossié passt bestens in das Format von „MZ.Wissen 2018“. Die Mediengruppe Mitteldeutsche Zeitung will an acht Abenden mit den Franckeschen Stiftungen als Partner und der Veranstaltungsagentur Sprecherhaus Wissen leicht vermitteln - die Unterhaltung kommt also nicht zu kurz.

Und genau das erwarten die Zuhörer: Zahnärztin Yvonne Reiche aus Halle sagte auf dem Weg in den Freylinghausensaal, sie hoffe, ein paar Tipps für komplizierte Gespräche zu bekommen. Karsten Böhm will wissen, wie man in Konfliktsituationen „die Kuh besser vom Eis bekommt“. Mitarbeiter einer Firma aus dem Mansfelder Land nervt, wenn Kollegen „völlig sinnlose Fragen“ stellten, und sie wollen Kundengespräche besser meistern.

Michael Rossié erfüllt die Erwartungen, indem er viele Gesprächssituationen beleuchtet. Etwa die in einem Autohaus, in dem ein Verkäufer einem Siebzigjährigen ein neues Auto verkaufen will. Und so spricht, als habe er einen Schüler vor sich. „Das ist beleidigend“, so der Sprech-Trainer. Gute Verkäufer hörten zu, nähmen den Gegenüber ernst, hätten echtes Interesse - statt ihr Programm abzuspulen. Die Könner unter den Verkäufern seien oft der Grund, warum der Kunde den Wagen in diesem Autohaus kauft oder eine Reise im Reisebüro und nicht per Internet bucht.

Ein Berg voller Arbeit

„Was raten sie einem Kollegen, der sich über den Chef beschwert, der ihn jeden Tag um 17 Uhr noch mit einem Berg von Arbeit überschüttet?“, fragt Rossié in den Saal. „Er sollte schon um 16.30 Uhr gehen“, antwortet eine Zuhörerin. Andere meinen, er solle sich mittags die Aufträge beim Chef abholen und sagen, was geht. „Ganz falsch“, sagt Rossié. Der Kollege erwarte eigentlich nur Zuspruch, Verständnis für sein Problem. „Die Lösung weiß er im Grunde selbst.“

Zwei Botschaften prägen Michael Rossiés Auftritt. Die erste: Wichtig ist nicht nur, was der andere sagt, sondern vor allem, wie er es sagt. In „dieser zweiten Ebene“ seien meist die unausgesprochenen Konflikte versteckt. Und die zweite Botschaft: „Lösen sie regelmäßig ihr Rabattmarkenheft ein.“ Rabattmarkenheft? Viele Menschen merkten sich, so Rossié, die Ärgernisse, die vom Partner oder Kollegen verursacht werden. Sie sprächen die Dinge aber nicht an, sondern sammelten sie wie Rabattmarken in einem Heft. „Und dieses Heft muss eingelöst werden“, sagt er, sonst komme es zum Knall.

Rossié unternimmt einmal im Jahr mit seiner Frau eine mehrtägige Wanderung, auf der die vielen Rabattmarken eingelöst werden, also die nicht ausgesprochenen Ärgernisse zur Sprache kommen. Dabei dürfte es auch um das eine oder andere Duuu und seine Folgen gehen. (mz)

In den Vorträgen von Michael Rossié darf viel gelacht werden.
In den Vorträgen von Michael Rossié darf viel gelacht werden.
Andreas Stedtler 
Der Freylinghausensaal in Halle ist voll besetzt.
Der Freylinghausensaal in Halle ist voll besetzt.
Andreas Stedtler 
Viele Zuhörer machen sich eifrig Notizen.
Viele Zuhörer machen sich eifrig Notizen.
Andreas Stedtler