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Kraftsport Kraftsport: Köthener hat den Titelgewinn im Visier

Von THOMAS RINKE 01.07.2009, 16:21

KÖTHEN/MZ. - Einige Charaktere suchen jedoch genau diese Herausforderung. Die Überwindung der eigenen Grenzen bedeutet für sie vor allem eins: Freiheit. Dieses Wort hat Nico Gollnick mehr als nur verinnerlicht - er hat es sich in den Nacken tätowieren lassen. Auf der Brust steht "Leben ist Kampf". Nico Gollnick ist Kraftsportler beim Köthener SV 09. Er fühlt sich dann am wohlsten, wenn ihm beim Schieben der schwer beladenen Langhantel der Musculus pectoralis major brennt, der große Brustmuskel.

Am Donnerstag ist der 18-jährige Köthener zusammen mit Trainer Steffen Reisbach unterwegs ins tschechische Pilsen, wo er am Freitag bei der IPF-Weltmeisterschaft der Junioren teilnimmt. Er startet bei den Bankdrückern und rechnet sich durchaus Chancen auf den Titelgewinn aus. "Ich versuche, immer das Beste zu erreichen", so Gollnick, "und das ist nun einmal der Gewinn der Weltmeisterschaft." In seiner Gewichtsklasse bis 120 Kilogramm kommt der härteste Konkurrent aus Ungarn. Der startet mit einem Anfangsgewicht von 170 kg, ebenso wie der Köthener Athlet. Das entschied er am Montagabend zusammen mit Trainer Reisbach, nachdem Gollnick das Gewicht im Training erfolgreich von sich schob.

Wer Gollnick kennen lernt, trifft auf einen ruhigen und zurückhaltenden Menschen. Kein mit Adrenalin vollgepumpter Haudrauf. Und natürlich ist Gollnick aufgeregt angesichts seines bislang größten Wettkampfs. Zudem hat er gute Chancen, ganz oben auf dem Treppchen zu landen. "Ein Sieg dort wäre die größte Belohnung für das harte Training", so der Kraftsportler.

Trainer Steffen Reisbach begleitet ihn nach Tschechien. Der Präsident des Köthener SV ist passionierter Kraftsportler und freut sich über jeden, der diesen Ehrgeiz mit ihm teilt. "Was kann es für einen Trainer schöneres geben als einen Schüler, der genauso tickt und lebt wie man selber", erklärte Reisbach. Zudem ist Gollnicks Teilnahme an der WM auch eine gute Werbebotschaft an den Rest der Nation: Seht her, die kleine Köthener Kraftsportgruppe schickt einen Athleten zur Weltmeisterschaft. "Ein Talent wie Nico macht uns im gesamten Land bekannt", sagt Reisbach. Von der letzten Europameisterschaft brachten die sieben gestarteten Köthener acht Titel mit in die Kreisstadt.

Nico Gollnick ist erst seit knapp drei Jahren beim Kraftsport. Ein Freund habe ihn damals mit in den Kraftraum auf dem Ratswall mitgenommen. Schnell packte ihn der Ehrgeiz, und nach einem halben Jahr fragte Reisbach an, ob er es sich vorstellen könne, an Wettkämpfen teilzunehmen. Er konnte es sich vorstellen, gut sogar. Während andere Talente der Langhantel den Rücken kehrten, trainiert Gollnick drei bis viermal in der Woche. "Ich wollte einfach stärker sein als die anderen", beschrieb Gollnick. Und das alles im Rahmen des Legalen, wie Reisbach erklärte. "Im Kraftsport gibt es schon auf Landesebene Dopingkontrollen", so der KSV-Präsident. Zudem achte man bei Jugendlichen darauf, dass sie nicht zu früh mit schweren Gewichten trainieren. Der Körper eines Jugendlichen ist mit 16 noch in der Wachstumsphase, so dass schwere Belastungen zu körperlichen Schäden etwa an der Wirbelsäule führen können. "Auch wenn einige am liebsten sofort Bäume ausreißen wollen, passen wir auf, dass sie dosiert trainieren", sagte Reisbach.

Nico Gollnick steigerte sich zuletzt kontinuierlich und geht daher optimistisch in den am Freitag stattfindenden Wettkampf. "Wenn ich alles gebe, kann es klappen", blickt der Athlet voraus.