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Eisschnelllauf Eisschnelllauf: «Grand mit Vieren» auf dem Eis

Von Frank Thomas 26.10.2005, 14:19

Berlin/dpa. - Die deutschen Eisschnellläuferinnen träumen von goldenen Tagen in Turin, ihre beachtliche Früh-Form lässt auf eine neuerliche Erfolgs-Saison hoffen.

«Alle Leistungsträger haben im Sommer hervorragend gearbeitet, unsere Ausgangsposition ist gut», sagte Cheftrainer Helmut Kraus. Er setzt im Olympia-Winter auf einen «Grand mit Vieren», bestehend aus den vier Medaillen-Gewinnerinnen der Einzelstrecken-WM in Inzell: Anni Friesinger, Claudia Pechstein, Sabine Völker und Daniela Anschütz.

Dicke Fragzeichen hingegen stehen hinter den Namen der beiden Routiniers Gunda Niemann-Stirnemann (39), die bei den deutschen Meisterschaften in Berlin ihr zweites Comeback auf der 5000-Meter-Strecke wagen will, und Monique Garbrecht-Enfeldt (36). Die neumalige Sprint-Weltmeisterin hat als Erste offiziell auf einen Start bei den Titelkämpfen verzichtet und wird erst beim Weltcup in Salt Lake City Mitte November in die Olympia-Saison einsteigen.

Aller Voraussicht nach wird sich auch Anni Friesinger nicht in Berlin vorstellen können. «Sie hat es heute auf dem Eis versucht, es sieht nicht gut aus. Im Moment sieht es wohl so aus, als ob sie nicht starten kann», sagte ihr Trainer Markus Eicher. Die weltbeste Allrounderin hatte sich einen grippalen Infekt mit Fieber zugezogen, der sie zu mehreren Tagen Trainingsausfall zwang. «Es ist schon verrückt, immer kurz vor dem Auftakt passiert so etwas», beklagte ihr Manager Klaus Kärcher.

Sollte Anni Friesinger, die im Vorjahr die Allround-WM in Moskau mit einem spektakulären Vier-Strecken-Sieg für sich entschied, ohne Verletzungen durchkommen, hat sie in Turin die Qual der Wahl. «Sie hat gute Medaillenchancen auf allen vier Einzelstrecken von 1000 bis 5000 m und im Team», weiß auch Helmut Kraus. Zwar musste die 28 Jahre alte Inzellerin im Sommer ihr Training wegen eines Kapselanrisses im Sprunggelenk umstellen, hat aber mit dem Freiluftweltrekord über 1500 Meter im Oktober ihr Klasseform unter Beweis gestellt.

Ihre Rivalin Claudia Pechstein brennt darauf, sich für den Team-Wettbewerb zu qualifizieren, in dem im März Friesinger, Anschütz und Völker die Weltspitze bei der WM in Schach hielten. «Meine Priorität liegt aber auf den 3000 und den 5000 m», sagte die 33-jährige Berlinerin. Ihr Trainer Achim Franke bestätigte jedoch, dass sie im Sommer viel getan hätte, um sich über 1500 m, die als Qualifikationsstrecke für den Team-Wettbewerb gelten, zu verbessern. Pechstein wird erst später entscheiden, ob sie neben den 1500 m in Berlin die 3000 oder die 1000 m laufen wird.

So gut wie noch nie zum Saisonbeginn präsentierte sich bei Tests die Erfurterin Sabine Völker, die bei den Titelkämpfen über die Strecken von 500 bis 1500 m antritt. «Gold in Turin ist ein Traum. Aber ich weiß, wie schwer die Aufgabe ist», sagte die 32-Jährige. Konkurrenz droht ihr auf der kürzesten Strecke von der Berlinerin Jenny Wolf, die nach einem gemeinsamen Training mit den Shorttrackern einen Sprung nach vorn machte und mit 38,55 Sekunden eine Jahresweltbestzeit erzielte.

Auch von den Männern erhofft sich Helmut Kraus einen Aufschwung. Vor allem setzt er auf den Team-Wettbewerb. «Die Niederlande und die USA sind außen vor, aber um die Plätze drei bis sechs sollten wir mitlaufen können», sagte er. Auch der Chemnitzer Marco Weber, der im Vorjahr mit WM-Platz 7 über 10 000 m aufhorchen ließ, gilt als neuer Hoffnungsträger im Männer-Team, das in den vergangenen Jahren stets im Schatten der «Golden Girls» stand.