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Bob-WM Bob-WM: Lueders holt sich vor Langen Weltmeistertitel

Von Frank Kastner 22.02.2004, 16:22
Der kanadische Bobfahrer Pierre Lueders (r) und sein Bremser Giulio Zardo bekommen am Sonntag (22.02.2004) in Königssee bei der Bob-Weltmeisterschaft während der Siegerehrung eine leicht bekleidete Dame aufs Podium gereicht, die auf ihrem Bauch einen Werbung trägt. (Foto: Peter Kneffel, dpa)
Der kanadische Bobfahrer Pierre Lueders (r) und sein Bremser Giulio Zardo bekommen am Sonntag (22.02.2004) in Königssee bei der Bob-Weltmeisterschaft während der Siegerehrung eine leicht bekleidete Dame aufs Podium gereicht, die auf ihrem Bauch einen Werbung trägt. (Foto: Peter Kneffel, dpa) dpa

Königssee/dpa. - Pierre Lueders hat Olympiasieger ChristophLangen bei seinem WM-Heimspiel den heiß ersehnten Titel weggeschnapptund seinen Dresdner Coach Gerd Grimme zum Sprung in den eiskaltenKönigssee aufgefordert. Der Kanadier deutscher Abstammung setzte sicham Sonntag im Zweierbob nach vier fehlerfreien Läufen in 3:18,30Minuten durch und holte nach drei 2. Plätzen erstmals Gold. DerUnterhachinger Langen fuhr im dritten Lauf zwar einen unglaublichenBahnrekord (49,34), patzte im letzten Durchgang aber in der«Schlangengrube». Mit 22/100 Rückstand holte er seine 29.internationale Medaille und denkt nun sogar an Turin 2006. Der miteiner Fußverletzung ins Rennen gegangene Titelverteidiger André Lange(Oberhof/3:29,06) wurde Dritter, Matthias Höpfner aus Riesa (3:29,71) Fünfter.

«Gegen Pierre war einfach kein Kraut gewachsen. 1996 habe ich ihnauf seiner Bahn geschlagen, nun drehte er den Spies um», sagte deranfangs stocksauer reagierende Langen und verteilte zugleich einenSeitenhieb auf seinen Erzrivalen Lange. «Ich habe immerhin denDoppel-Weltmeister geschlagen, das ist ja auch was», so Langen,dessen Entscheidung über die Fortführung seiner Karriere bei 50:50steht: «Das hängt auch von den Sponsoren ab und ob ich eine guteMannschaft zusammen bekomme. Bis April will ich mir aber noch Zeitlassen für diese Entscheidung.»

Lange war mit Rang 3 mehr als glücklich und noch gut bedient.Immerhin musste er 24 Stunden vor Rennbeginn seinen Schlittenwechseln und stieg vom Oberhofer Eigenbau auf einen verbandseigenenFES-Bob um. Am Sonntag plagte er sich auch noch mit einerFußverletzung und einer offenen Wunde an der Ferse rum.«Wahrscheinlich eine Überbelastung. Normalerweise müsste der Fuß dreibis vier Wochen ruhiggestellt werden», meinte Lange, der dennoch imVierer voll angreifen möchte.

Für den 33-jährigen Lueders ging in Bayern ein lang ersehnterTraum in Erfüllung. «Ich bin überglücklich. Im 14. Jahr meinerKarriere habe ich endlich den WM-Titel gewonnen», erklärte derOlympiasieger von 1998 und trommelte im Zielbereich wie wild aufseiner Bob-Haube herum. Bei der Siegerehrung vor 5000 Zuschauern ander ältesten Kunsteisbahn der Welt nahm Lueders auch die Glückwünschevon Franz Beckenbauer und IOC-Vize-Präsident Thomas Bach entgegen.

Tags zuvor hatte Susi Erdmann ihren Titel in einer Millimeter-Entscheidung verteidigt. Die Lokalmatadorin siegte mit AnschieberinKristina Bader nach vier Läufen in 3:24,81 Minuten mit nur 1/100Vorsprung vor Sandra Prokoff (Winterberg), die bis zum letzten Laufnoch geführt hatte und tags zuvor in 51,08 Bahnrekord gefahren war.Dritte wurde die Amerikanerin Jean Racine (3:25,31) vor CathleenMartini (Oberbärenburg/3:25,43).

Im Zielbereich heulte Prokoff wie ein Schlosshund. «Das ist schonbitter. Ich war bei der Ausfahrt Echowand einfach zu spät», verrietdie gebürtige Sächsin. Erdmann zeigte trotz aller RivalitätMitgefühl. «Ich weiß, wie es ist, wenn man mit 1/100 verliert. Wirhaben uns ein irres Rennen geliefert», sagte die Blondine. Die 36-Jährige bewies unglaubliche Nervenstärke: Auf Grund einesVirusinfekts verlor sie acht Kilogramm. Dann verlängerte derHelmsponsor wegen ihre Nacktaufnahmen sein Engagement nicht. Zur«Halbzeit» der WM drohte sogar eine Disqualifikation, da Erdmann zuspät zur technischen Kontrolle ihres Bobs kam.