1. MZ.de
  2. >
  3. Varia
  4. >
  5. Berliner Halbmarathon: Berliner Halbmarathon: Partystimmung auf Asphalt

Berliner Halbmarathon Berliner Halbmarathon: Partystimmung auf Asphalt

Von Thomas Tominski 04.04.2005, 18:59

Berlin/MZ. - Der 35-jährige Frank Schindler (Endzeit: 1:41 Stunden) leicht und locker: "Die Veranstaltung war perfekt organisiert, das Wetter hat genau gepasst. Mit meiner Zeit bin ich zufrieden." Bei Karina Lehmann (2:50 Stunden) aus Axien lief es nicht ganz so rund. Die 27-Jährige hatte ab Kilometer drei mit akuten Knieproblemen zu kämpfen, zwei Starterinnen aus der Gruppe blieben zur moralischen Unterstützung an ihren Fersen. Trotz aller Probleme: "Es war eine geile Atmosphäre inklusive Gänsehaut-Feeling. Damit hatte ich im Vorfeld nicht gerechnet." Über Wehwehchen konnte die 31-jährige Korinna Gross (2:06 Stunden) aus Dobien nicht klagen. Schmunzelnd: "Jetzt freue ich mich erst einmal auf meine Badewanne und ein kühles Bier. Für meinen ersten Halbmarathon ist die Zeit ganz in Ordnung." Der 23-jährige Alexander Kühle (1:52 Stunden) aus Wittenberg ergänzend: "Ich wollte unter zwei Stunden ankommen und habe dies auch geschafft. Heute bin ich nur nach Gefühl und nicht nach Pulsuhr gelaufen."

Am Start "Unter den Linden" herrschte großes Gedränge. 18 000 Starter aus 60 Ländern wurden je nach Leistungsstand in verschiedene Blöcke (A bis F) eingeteilt, am ersten Engpass "Brandenburger Tor" ging es nur im Schritt-Tempo weiter. Wer hier seinen Laufpartner verloren hatte, musste per Eiltempo den Anschluss wieder herstellen. Teilnehmer mit Engelsflügen oder Indianerhauben bekleidet flitzten über den Asphalt, ganz Wagemutige schoben sogar ihre Sprösslinge im Kinderwagen durchs Gewühl. Spätestens an der Siegessäule hatte jeder Teilnehmer sein Tempo gefunden, alle Grüppchen verständigte sich in der passenden Landessprache.

Zwischen Ernst-Reuter-Platz und Schloss Charlottenburg kam es zum ersten richtigen Ellenbogen-Kontakt. Per rasantem Tempo versuchte jeder Aktive, am Verpflegungspunkt etwas Erfrischendes zu erhaschen, tausende leere Trinkbecher zierten danach die Straße. Tolle Sache: An den Eckpunkten zwischen Charlottenburg und der Einkaufsmeile "Kurfürstendamm" herrschte Partystimmung. Neben den Zuschauern, die mit selbst gemalten Schilder wie "Papa ist stolz auf Dich" oder "Mama rennt" die Bordsteinkanten bevölkerten, sorgten tanzende Cheerleader für gute Laune oder Bands für Trommelwirbel.

Angenehme Passage bei sommerliche Mittags-Temperaturen: die Strecke Lützowufer / Schöneberger Ufer. Der kühle Wind sorgte hier für angenehme Abkühlung, bis Kilometer 17 konnte man diese frische Brise konstant genießen. Am letzten Erfrischungspunkt (Wilhelmstraße) vorbei, rückt langsam das Rote Rathaus in den Blickpunkt der Athleten. Wer es bis hierher geschafft hat, kann sich langsam auf den Endspurt vorbereiten. Die Straße vor dem Berliner Dom ist komplett gesperrt, die Stimmung gewaltig. Die Kopfhaut fängt an zu vibrieren, die letzten "Körner" werden verschossen. Mit dem Schritt über die Zeillinie wird ein kleiner Traum Wirklichkeit, das Bier danach schmeckt herrlich.

Übrigens: Prüde Zeitgenossen sollten einen Bogen um das Duschzelt machen. Personen beiderlei Geschlechts tummeln sich hier - wie Gott sie geschaffen hat - auf engstem Raum. Ganz nach dem Motto: Einseifen, Abduschen, der Nächste bitte! Trainer Sumio Wehner war mit der Vorstellung seiner Schützlinge nach sechs Monaten Training zufrieden. Mit Tränen in den Augen brachte er nur ein Wort über die Lippen: "Danke!"