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CL-Quali vertagt RB Leipzig gegen Ingolstadt: Ingolstädter knacken den RB-Code

Von Ullrich Kroemer 01.05.2017, 21:41
Auch RB-Stürmer Yussuf Poulsen gelang gegen das FCI-Bollwerk kein Torerfolg.
Auch RB-Stürmer Yussuf Poulsen gelang gegen das FCI-Bollwerk kein Torerfolg. imago sportfotodienst

Leipzig - Fußballer sind ein abergläubisches Völkchen. Das gilt auch für Ralph Hasenhüttl. So wusste nach eigenem Bekunden weder der Trainer von RB Leipzig, noch die Mannschaft, dass die Verantwortlichen vor dem Spiel gegen Ingolstadt Konfettibomben unterm Stadiondach hatten anbringen lassen.

Weil die Verfolger Dortmund und Hoffenheim am kommenden Spieltag noch gegeneinander antreten müssen, hätte ein Heimsieg gegen Ingolstadt bereits zur direkten Champions-League-Qualifikation gereicht.

Doch nach dem zermürbenden 0:0 des Tabellenzweiten gegen den Vorletzten regnete es keine bunten Papierschnipsel. Stattdessen kritisierte Hasenhüttl gefrustet wie selten neben der eigenen Chancenverwertung (15:3 Torchancen) vor allem die Art und Weise, mit der Ingolstadt den Leipzigern den Nerv geraubt hatte.

RB Leipzig gegen FC Ingolstadt: Rote Bullen kamen nicht in den Rhythmus

„Es war kein schöner Nachmittag, eine Netto-Spielzeit von 23 Minuten in der ersten Hälfte ist mir einfach zu wenig“, ärgerte sich Hasenhüttl. Ingolstadt hatte bei allen sich bietenden Gelegenheiten Unterbrechungen provoziert und so an der Uhr gedreht. „Es fällt dann verdammt schwer, in einen Rhythmus zu kommen.“

Pikant an Hasenhüttls Vorwurf an die Gäste: In der vergangenen Saison hatte der Österreicher beim FCI selbst auf ähnliche Art und Weise Erfolge gefeiert. So ist der Trainer auf dem Weg in die Champions League gewissermaßen vom einst selbst installierten Ingolstädter Zweitliga-Fußball eingeholt worden.

„Vielleicht ist das die Rache dafür, dass ich selber früher auf diese Art und Weise versucht habe, mein Fell so teuer wie möglich zu verkaufen“, bemerkte der 49-Jährige selbst und fügte spitz hinzu: „Ich kann nur sagen, dass ich schon damals keine Befriedigung nach den Spielen empfunden habe.“

RB Leipzig gegen FC Ingolstadt: Von vorgetäuschten Verletzungen hat niemand etwas

Gegenüber der MZ verband er seine Kritik mit einem Regel-Vorschlag: „Die einzige Möglichkeit wäre, dass ein Spieler, der behandelt wird, fünf Minuten draußen zuschauen muss. Dann bist du fünf Minuten in Überzahl. Wer weiß, ob dann noch so viele Spieler liegenbleiben würden?“

Tags darauf beim Regenerationstraining der Ersatzspieler vor etwa 300 Fans am Cottaweg war der Österreicher dann aber wieder besserer Dinge, präzisierte aber seine Stilkritik: „Ich habe nichts dagegen, wenn sich Mannschaften hinten einigeln und leidenschaftlich verteidigen, das ist okay“, gestand der 49-Jährige ein. „Aber wenn ein Spieler eine Verletzung vortäuscht, auf dem Platz liegenbleibt und dadurch das Spiel länger unterbrochen ist, hat kein Mensch etwas davon.“

Außer der FC Ingolstadt – mit drei Siegen und einem Remis so etwas wie der Angstgegner der Leipziger. FCI-Trainer Maik Walpurgis nahm sich die Einlassungen nicht zu Herzen und antwortete cool: „Dass das nicht schön aussieht und dass das nicht jedem gefällt, dafür habe ich vollstes Verständnis“, sagte Ingolstadts Coach. „Doch wir haben in den vergangenen Wochen immer Komplimente für unser Spiel bekommen, aber keine Punkte mitgenommen. Heute haben wir gepunktet.“

RB Leipzig gegen FC Ingolstadt: „Das wird für uns ein Endspiel“

So warf die Begegnung auch ein Licht darauf, dass RB gegen derart tiefstehende, aggressive Mannschaften Probleme hat. Wenn Kreativzentrum Naby Keita durch die Mitte ausgeschaltet wird, haben die Leipziger zu wenig Lösungen parat. „Wir brauchen mehr Schärfe, mehr Beschleunigung im letzten Drittel, noch mehr Konzentration, wenn wir den Ball haben“, monierte Emil Forsberg.

So darf Ingolstadt für sich in Anspruch nehmen, den viel beschworenen RB-Code am besten entschlüsselt zu haben. Als einzige Mannschaft der Liga – außer dem FC Bayern, gegen den das Rückspiel noch aussteht – haben die Oberbayern gegen den Überraschungsaufsteiger in Hin- und Rückspiel nicht verloren und dabei kein Gegentor kassiert.

Auch Hertha BSC wird im Topspiel an diesem Samstag wohl zunächst defensiv auftreten, um RB aus dem Konzept zu bringen. Zwar reist Rasenballsport nicht zum Pokal-Endspiel in die Hauptstadt, doch Hasenhüttl misst „der kleinen Völkerwanderung nach Berlin“ im Beisein von 7.000 bis 10.000 Leipziger Fans finalen Charakter bei. „Das wird für uns ein Endspiel“, sagte er. Auch ohne Konfetti.

(mz)