1. MZ.de
  2. >
  3. Sport
  4. >
  5. RB Leipzig
  6. >
  7. RBL vs. FCI 0:0: RB Leipzig vund FC Ingolstadt trennen sich 0:0

RBL vs. FCI 0:0 RB Leipzig vund FC Ingolstadt trennen sich 0:0

Von Ullrich Kroemer und Jakob Backmann 29.04.2017, 14:00

Leipzig - Es bleibt dabei: RB Leipzig kann gegen Angstgegner FC Ingolstadt nicht gewinnen. Im vorletzten Heimspiel der Saison kam der Tabellenzweite gegen den Vorletzten aus Oberbayern über ein 0:0 nicht hinaus.

Zwar hatte RB Leipzig ein klares Chancenplus, nutzte aber die Gelegenheiten nicht, während die Ingolstädter mit einer cleveren und kämpferisch starken Leistung einen Punkt retteten. Ingolstadt sammelte einen weiteren Punkt für den noch möglichen Klassenverbleib. RB Leipzig verpasste den Schritt zur direkten Champions-League-Qualifikation an diesem Wochenende.

Ausgangslage

RB Leipzig kann gegen Ingolstadt schon „den letzten Groschen in den Automaten werfen”, wie es Hasenhüttl formulierte, um die direkte Qualifikation für die Champions League klarzumachen. Dazu muss nicht nur ein Sieg gegen Ingolstadt her, sondern die TSG Hoffenheim müsste zugleich am Sonntag gegen die Pokalhelden von Eintracht Frankfurt verlieren.

Doch im Vordergrund stand für Rasenballsport natürlich zunächst ein Erfolg gegen schwer zu bespielende Ingolstädter. „Sie versuchen jedes Mittel, den Gegner nicht ins Spiel kommen zu lassen. Das ist im Abstiegskampf absolut legitim. Es ist eine große Herausforderung und wir wollen es besser machen als im Hinspiel”, sagte Hasenhüttl. Der Stachel der ersten Saisonpleite im Dezember saß noch immer tief.

FCI-Trainer Maik Walpurgis verwies im Vorfeld ebenso auf den 1:0-Erfolg der Ingolstädter in der Hinserie und erhoffte sich auch in Leipzig Zählbares. „Wir haben im Hinspiel gezeigt, wozu wir in der Lage sind. Wir sind zuversichtlich, dass wir auch in Leipzig etwas mitnehmen können.”

Walpurgis, alter Bekannter bei RB Leipzig, der seit der Regionalliga in jedem Jahr in unterschiedlichen Wettbewerben und Ligen gegen RB angetreten ist, hatte angekündigt, aus einer äußerst kompakten und aggressiven Abwehr heraus, das schnelle und präzise Spiel der Leipziger durch die Mitte unterbinden zu wollen.

Weil RB in drei Spielen drei Niederlagen gegen die Ingolstädter kassierten, gelten „Schanzer” als Angstgegner der Leipziger. „Die Mannschaft entwickelt sich fantastisch, sie glaubt an sich, fühlt sich in der Rolle des Jägers sehr wohl”, sagte Walpurgis und kündigte selbstbewusst an: „Wir wollen dafür sorgen, dass die Statistik so bleibt.”

Personalien

RB Leipzig trat ohne sein Stamm-Innenverteidiger-Duo Willi Orban und Marvin Compper an. Compper musste wegen einer Einblutung nach einem Schlag auf den Oberschenkel passen; Vize-Kapitän Orban hatte unter der Woche Probleme am Sprunggelenk und saß zunächst nur auf der Bank. Dafür liefen Stefan Ilsanker und Dayot Upamecano im Abwehrzentrum auf. Oliver Burke und Fabio Coltorti hatten unter der Woche mit einer Magen-Darm Erkrankung zu kämpfen, haben aber wieder „die Toilette zuhause verlassen“, beruhigte Hasenhüttl bereits am Donnerstag.

Den Gästen aus Ingolstadt fehlten in Patrick Groß (fünfte Gelbe Karte) der laufstärkste Spieler der Liga und Moritz Hartmann (Oberschenkelverletzung). Und auch Romain Brégerie schaffte es nicht in den Kader. Keeper Martin Hansen hingegen wurde nach Rückenproblemen rechtzeitig fit. Der ehemalige RB-Leipzig-Verteidiger Anthony Jung war zwar einsatzfähig, hatte aber nur einen Bankplatz.

Fans

Die Supporters Ingolstadt haben ihre Fans zu einem Boykott des Auswärtsspiels gegen RB Leipzig aufgerufen. Auf ihrer Webseite teilten die Ultras des FC Ingolstadt mit, dass sie dem eingeschlagenen Weg treu bleiben wollen und „dieses Konstrukt weiterhin ablehnen”. Nur ein Boykott könne „die einzig sinnvolle und konsequente Handlung sein“.

Dennoch reisten etwa 1000 Fans aus Ingolstadt mit, die aber kaum hörbar waren. Im Gegensatz zu den Leipziger Anhängern, die lautstark immer wieder „Europapokal”-Gesänge anstimmten. Insgesamt waren 41.053 Zuschauer im Stadion. Choreografien oder Spruchbänder gab es bis auf ein Graffiti vor Anpfiff nicht.

Spielverlauf und Analyse

Erste Hälfte: Die Hausherren begannen wie erwartet druckvoll und mit jeder Menge Ballbesitz. Zeitweise standen alle 20 Feldspieler in der Hälfte der Ingolstädter, die mit einer Fünfer-Abwehrkette und einer Viererkette davor verteidigten. Emil Forsberg schaffte es als Erster, das Defensivbollwerk zu überwinden, als er auf der linken Strafraumseite bis zur Grundlinie vordrang, aber seine Ablage in den freien, zentralen Raum keinen Abnehmer fand (6.). Die erste echte Gelegenheit der Partie hatte Yussuf Poulsen, der nach Zuspiel von Bernardo im Strafraum aus der Drehung abzog, doch FCI-Keeper Martin Hansen parierte hervorragend (10.).

Nach etwa einer Viertelstunde hatten sich die Gäste sortiert und konnten den Spielrhythmus der Leipziger immer wieder durch eigene Angriffsbemühungen unterbrechen. Das neu formierte Innenverteidiger-Duo Upamecano und Ilsanker stellte sich in dieser Phase zu ungeschickt an, kassierte zwei frühe Gelbe Karten und verschaffte Ingolstadt so gefährliche Freistoßpositionen, wodurch der Spielfluss immer wieder unterbrochen war. Bis auf einen Konter über Timo Werner (23.) sorgte Rasenballsport kaum für Gefahr.

Erst nach einer halben Stunde agierten die Gastgeber wieder etwas strukturierter, hatten durch Werner erneut nach Flanke von Bernardo eine gute Gelegenheit, doch der Schuss der Toptorjägers landete neben dem rechten Pfosten (34.).

Doch die Walpurgis-Elf stellte sich auch bis zur Pause weiter geschickt an, nutzte jede sich bietende Möglichkeit, um Fouls zu provozieren, Zeit zu schinden und RB so nicht ins Spiel kommen zu lassen – aus Sicht des Abstiegskandidaten genau die richtige Taktik. Sinnbildlich für die erste Hälfte war eine Szene in der 39. Minute, als Dario Lezcano sich minutenlang unweit der Trainerbank am Boden wälzte und sein RB-Coach Hasenhüttl kopfschüttelnd mit finsterer Miene an der Bande lehnte.

Zweite Hälfte: Die Partie blieb auch zu Beginn der zweiten 45 Minuten ein Kampfspiel mit Haken und Ösen. Sonny Kittel hatte zentral vor dem Leipziger Tor die erste echte Gelegenheit der Ingolstädter, jagte den Ball aber über den Kasten. RB tat sich im Spielaufbau schwer, viele Pässe gerieten zu ungenau (22 Prozent Fehlpässe) und wurden von den Bayern abgefangen.

In der 52. Minute macht es Naby Keita einmal besser und spielte den genialen Pass auf Poulsen, der jedoch freistehend gegen Torhüter Hansen verzog – eine hundertprozentige Gelegenheit (52.). Kurz darauf war Poulsen wieder über die rechte Seite auf und davon, doch der mitgeeilte Werner konnte sich in der Mitte nicht gegen die FCI-Abwehr behaupten (57.).

Weil auch Ingolstadt etwas offensiver agierte und auf ein Tor drängte, ergaben sich mehr Räume für RB. Marcel Sabitzers Schuss von der Strafraumgrenze strich knapp neben den Pfosten (62.).

Als wenn der Tabellenzweite nicht schon genug Probleme mit dieser Partie gehabt hätte, musste auch noch Stürmer Werner verletzt ausgewechselt werden. Der 21-Jährige hatte im Zweikampf mit Markus Suttner einen Schlag auf den rechten Knöchel bekommen und humpelte mit schmerzverzerrtem Gesicht vom Platz (67.).

Hasenhüttl brachte Selke ins Spiel, der wenig später die große Chance zur Führung hatte. Doch der Wechselwillige fälschte die scharfe Hereingabe von Bernardo nur

Neben das Tor ab (72.). Zuvor hatte Forsberg abgezogen – knapp über die Latte  (71.). RB erhöhte jetzt den Druck noch einmal; mit der Einwechslung von Benno Schmitz, der für Marcel Halstenberg kam, versuchte Hasenhüttl, mehr Gefahr über die Flügel zu kreieren. Sabitzers Schuss von halbrechter Position landete abgefälscht knapp neben Hansens Tor (78.).

In den letzten fünf Minuten der Partie agierte Ingolstadt nur noch zu zehnt, da Morales mit Gelb-Rot nach einem taktischen Foul an Sabitzer vorzeitig den Platz verlassen musste (86.). Doch RB konnte aus der Überzahl kein Kapital mehr schlagen. Am Ende sangen die RB-Fans: „Zweite Liga war schön, Zeit für uns zu gehen”. Nicht nur die Leipziger Fans fühlten sich bei dieser Partie an so manche zähe Zweitligapartie aus dem Vorjahr erinnert.

Ausblick

Rasenballsport ist am kommenden Samstag bei der Toppartie des 32. Spieltags im vorletzten Auswärtsspiel der Saison bei Hertha BSC zu Gast (18.30 Uhr). Etwa 10.000 Leipziger werden in Berlin erwartet. Ingolstadt kämpft gegen Bayer Leverkusen um Punkte für den Klassenverbleib (Sa., 15.30 Uhr).

RB Leipzig – FC Ingolstadt 0:0

RB Leipzig: Gulacsi – Bernardo (87. Burke), Ilsanker, Upamecano, Halstenberg (72. Schmitz) – Keita, Demme (C)- Sabitzer, Forsberg – Werner (67. Selke), Poulsen.
FCI: Hansen – M. Matip, Roger, Tisserand – Hadergjonaj, Morales, Suttner, Cohen, Kittel (75. Jung) – Leckie (37. Lex), Lezcano (87. Christiansen).

Tor(e): -; Torchancen: 19:3; Eckenverhältnis: 5:3; Schiedsrichter: Siebert (Berlin); Gelbe Karten: Upamecano (18.), Ilsanker (26.), Poulsen (60.) / Lezcano (28.), Roger (43.), Tisserand (48.), Morales (60.), Lex (65.); Gelb-Rote Karte: Morales (86.), Zuschauer: 41.053 in der Red-Bull-Arena Leipzig.

(mz)