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Die Königsklasse ruft Die Champions League ruft: RB Leipzig spielt nächstes Jahr international

Von Martin Henkel 17.04.2017, 18:36
„Springt hoch wie ein Pferd“, sagt Freiburgs Nils Petersen: Yussuf Poulsen ist ein zentraler Pfeiler im Spiel von RB Leipzig.
„Springt hoch wie ein Pferd“, sagt Freiburgs Nils Petersen: Yussuf Poulsen ist ein zentraler Pfeiler im Spiel von RB Leipzig. Gepa-images

Leipzig - Zwei Fragen standen noch aus am Samstagabend nach dem 4:0 im Heimspiel von RB Leipzig gegen den SC Freiburg. Die eine zielte auf Leipzigs fußballerische Qualitäten und ob diese ausreichen, um in der kommenden Saison in der Champions League nicht behandelt zu werden wie ein Sparringspartner beim Boxen. Könnte ja sein. RB wird Neuling sein im europäischen Geschäft.

Die zweite Frage ging der ersten voraus. Schaffen es die Leipziger überhaupt in die Königsklasse? Der Sieg gegen den Sportclub hat sie nicht ganz beantworten können. RB gewann durch Tore von Yussuf Poulsen (36.), Timo Werner (42.), Naby Keita (51.) und Diego Demme (90.). Stand jetzt ist aber erst einmal nur der Champions-League-Qualifikationsplatz sicher und damit die Europa League.

Doch es sieht gut aus. RB hat die jüngsten vier Spiele gewonnen, zwei weitere Siege müssen noch her, was machbar erscheint bei fünf ausstehenden Partien gegen Schalke, Ingolstadt, Hertha, Bayern und Frankfurt. Dann wäre beim jetzigen Vorsprung auf Hoffenheim und Dortmund, die ja noch aufeinander treffen, die direkte Qualifikation gebongt.

Spieler des SC Freiburg zollen RBL Respekt

So richtig zweifeln will daran niemand mehr. Auch nicht die Gegner vom Samstag wollten es nicht. Freiburgs Stürmer Nils Petersen sagte: „Wir haben gegen alle Mannschaften ja schon gespielt. Leipzig hat auf jeden Fall Champions-League-Niveau.“ Sein Kollege Florian Niederlechner pflichtete bei: „Das ist inzwischen in Leipzig so, als wenn du nach Dortmund oder München fährst.“ Und wenn du dorthin fährst, „brauchst du für Punkte einen goldenen Tag“, bemerkte Mike Frantz. Auch Trainer Christian Streich verneigte sich: „Leipzigs Sieg war hoch verdient. Ich wünsche ihnen viel Glück kommendes Jahr auf internationaler Bühne.“

Das wird RB brauchen können. Denn so imposant die aktuelle Serie auch ist, muss RB für die Königsklasse wohl nachrüsten. Die Bank hält das Niveau der Stammelf nämlich nicht, wie die Krise nach der Winterpause gezeigt hat. Fällt nur ein zentraler Spieler aus – Keita, Forsberg, Werner oder Poulsen – ist RB eine andere Mannschaft. Aber sorgen sie sich? Nein. Man muss es nur wollen, lautet der Ansatz in Leipzig. Dann ließen sich auch Momentum, Glück und Schicksal beeinflussen.

Beispielhafte Tore für RB Leipzig

Natürlich ist diese Annahme verwegen, aber widerlegen konnte sie auch Freiburg nicht. Siehe das erste Tor. Der Spielzug davor war einstudiert. Freistoß Emil Forsberg, Kopfball Poulsen - im Training hatte der Däne immer nur die Latte getroffen. „Der musste reingehen“, sagte er später, als wäre das Naturgesetz.

Oder das 3:0: Keita spielte Karambolage mit Werner. Weil das aber nicht reichte, eben auch mit dem Gegner. Marc-Oliver Kempf legte ihm auf.

Und das 4:0? Defensiv-Stratege Diego Demme hat in 208 Profispielen für Bielefeld, Paderborn und Leipzig noch nie ein Tor geschossen. In der Kabine habe Trainer Ralph Hasenhüttl zu ihm gemeint: „Heute Diego!“ Demme war nach eigener Aussage angefixt. Und warf sich in eine Kopfball-Ablage von Werner ohne größere Ergebnisnot. In der Nachspielzeit. Reiner Wille. Er bekam einen Fuß ins Gesicht und bezahlte sein Tor mit einem Schneidezahn.

Nils Petersen sagte später noch, gegen diese Momente des RB-Fußballs helfe kein Plan. „Der eine springt hoch wie ein Pferd. Der andere ist schnell wie ein Pferd. Dann kommt Glück dazu. Das kannst du nicht immer verteidigen.“ So wie auch nicht das 2:0 durch Werner. Ein typisches RB-Tor: Ball erobern, umschalten, den Sprinter auf die Reise schicken. Petersen: „Da helfen auch alle Analysen nichts.“

Genau so also wird RB kommende Saison die europäische Bühne betreten. Vom Stil her passt das in die alte Messestadt. 350 Fans sangen am Ostersonntag am Trainingsplatz schon mal Auferstehungslieder - 28 Jahre nach dem letzten Europapokalspiel in Leipzig. Damals war Diego Maradona mit dem SSC Neapel zu Gast.

Lok Leipzig verlor 0:2. Es war ein Abgesang nach 77 Spielen in Europa, einer Halbfinal-Teilnahme im Uefa-Cup, einem Finale im Pokalsieger-Cup - und einem Mythos. Lok war nie DDR-Meister, klickte mittwochs aber der Flutlichtschalter, war Leipzig angezündet.

(mz)