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Aus Nach elf Monaten Teurer Fehlgriff: Saale Bulls trennen sich von „Top-Transfer“ Sören Sturm

Sören Sturm sollte das Gesicht der Saale Bulls werden. Nach nicht einmal einem Jahr trennt sich der Klub aber schon wieder vom namhaften Spieler. Warum?

Von Fabian Wölfling 18.11.2022, 19:00
Sören Sturm konnte bei den Saale Bulls nicht die erhoffte Führungsrolle übernehmen.
Sören Sturm konnte bei den Saale Bulls nicht die erhoffte Führungsrolle übernehmen. (Foto: imago/Fotostand)

Halle (Saale)/MZ - Auch am Freitag blieb im Bus der Saale Bulls wieder ein Platz frei. Den Trip nach Erfurt, zum Ostduell in der Eishockey-Oberliga, trat Sören Sturm nicht an. Wie schon die drei Auswärtsfahrten zuvor.

Auch beim Heimspiel gegen Hamburg Anfang November fehlte der Vizekapitän und vermeintliche Chef der Abwehr. Einen Grund dafür nannte der amtierende Meister der Staffel Nord offiziell nie. „Kein Kommentar“, hieß es auf Nachfrage.

Es gehörte aber nicht viel Vorstellungskraft dazu, um anzunehmen, dass es zwischen Sturm, dem namhaftesten und teuersten Spieler im Kader, und den Saale Bulls nicht mehr passt. Am Freitag, 16 Tage nach dem letzten Auftritt des Profis auf dem Eis, erfolgte dafür die offizielle Bestätigung. Der 32-Jährige verlässt Halle, sein eigentlich noch bis 2024 laufender Vertrag wird aufgelöst. „Wir gehen nicht im Streit auseinander,“, sagt Kai Schmitz, Sportchef der Bulls, dazu. „Es ist eine einvernehmliche Trennung.“

Saale Bulls trennen sich von Sören Sturm: „Spektakulärste Transfer der Vereinsgeschichte“ wird zum Fehlgriff

Die aber trotzdem einige Frage aufwirft. Denn Sturm ist eben nicht irgendein Spieler der Saale Bulls. Anfang Januar, bei der Verpflichtung, hatte Schmitz gar zu Superlativen gegriffen. „Das ist der spektakulärste Transfer der Vereinsgeschichte“, sagte er seinerzeit.

Was die Vita des Glatzkopfes auch hergab: Sturm war Juniorennationalspieler, er hat 312 Erstligaspiele für München und Straubing mit 54 Scorerpunkten und 466 Zweitligapartien unter anderem für Kassel, Ravensburg und zuletzt Kaufbeuren absolviert. Insgesamt kommt der offensivstarke Abwehrmann auf 311 Punkte im Unterhaus. Seine 249 Zähler seit der Umbenennung der zweiten Liga in DEL2 in 2015 sind sogar Bestwert unter Verteidigern. Zweimal war er DEL2-Meister.

Schmitz, der ehemalige Kapitän der Bulls, hatte Sturm, den er seit Kindertagen in der gemeinsamen Heimatstadt Köln kennt, gar als seinen Nachfolger auserkoren. „Sportlich kann ich mich mit ihm nicht vergleichen“, hatte er im Januar gesagt. „Aber Sören ist auch ein Leader, ein Vollprofi.“ Sturm sollte auf Jahre das Gesicht der Saale Bulls werden.

Sören Sturm: Es passte nicht bei den Saale Bulls

Rund elf Monate nach diesen Aussagen und nach nur 26 Pflichtspielen ist der prominente Verteidiger kein Spieler der Saale Bulls mehr. Was ist passiert?

Dazu halten sich alle Seiten bedeckt. Im Sinne der ausgehandelten friedlichen Trennung. „Es ist nichts Gravierendes vorgefallen“, sagt Sportchef Schmitz lediglich. „Manchmal passt es eben einfach nicht.“ Auch Sturm will sich auf MZ-Anfrage nicht im Detail äußern, bestätigt nur die einvernehmliche Vertragsauflösung.

Offensichtlich ist aber, dass Sturm die enormen Erwartungen nicht erfüllen konnte, dass das Verhältnis von Spitzengehalt und Leistung nicht passte. Als der Routinier im Januar zu den Saale Bulls kam, lagen die klar auf Meisterkurs. Der ehemalige Erstliga-Profi sollte das letzte Puzzlestück für den Aufstieg werden. Als Anführer in den Playoffs konnte Sturm dann aber nicht agieren, beim enttäuschenden Viertelfinal-Aus gegen die Eisbären Regensburg spielte er schwach.

Saale Bulls wollen vorerst keinen Ersatz für Sören Sturm holen

In der laufenden Saison fehlte er zunächst wegen Schulterproblemen, war nach seiner Rückkehr dann mehr Mitläufer als Leistungsträger. Drei Vorlagen gelangen dem eigentlich offensivstarken Verteidiger nur in acht Einsätzen. Von denen gewannen die Bulls fünf und verloren drei. Seit Sturm nicht mehr zum Aufgebot gehört, gelangen dem Titelverteidiger vier Siege in Folge, drei davon gegen die Topteams Hamburg und Tillburg.

Sören Sturm und die Saale Bulls, das war offensichtlich ein großes Missverständnis. Schmitz verteidigt den Transfer, der sich als Fehlschlag erwiesen hat, jedoch. Seine Argumentation: „Sören Sturm wollte jeder haben. Da waren im Januar 15 andere Oberligisten ebenfalls interessiert.“

Daher dürfte der Verteidiger jetzt auch zeitnah einen neuen Arbeitgeber finden. Bei seinem alten, den Saale Bulls, sieht man trotz der Trennung derweil keinen akuten Handlungsbedarf. „Wir haben immer noch sieben Verteidiger, sind damit konkurrenzfähig“, sagt Kaderplaner Schmitz. „Wenn es in Richtung Playoffs geht, können wir aber reagieren.“ Den finanziellen Spielraum für einen Transfer gibt es durch Sturms Vertragsauflösung.