Klub poliert Halles Image Hallescher FC: Wie Bernd Wiegand den Wandel beim HFC sieht

Halle (Saale) - Ein kleiner Test sagt vieles. Googelt man die Stadt Kaiserslautern, dann erhält man als Nummer-eins-Vorschlag die städtische Homepage. An Nummer zwei wird der FCK empfohlen, dieser so traditionsreiche Fußball-Klub, den der Weltmeister-Kapitän von 1954, Fritz Walter, und seine Mannschaftskameraden einst groß und über die Grenzen Deutschlands hinaus bekanntgemacht haben.
Kaiserslautern, am Samstag Gegner des Halleschen FC in der 3. Liga, ist Fußball. Ansonsten wäre die verschlafene Stadt in der Pfalz mit ihren knapp 100.000 Einwohnern wohl nur noch als Basis des US-Militärs bekannt.
Der Hallesche FC ist in Deutschland ein zu kleines Licht
Halle - rund 140.000 Menschen leben hier mehr - wird zunächst mit Georg Friedrich Händel, seinem großen Komponisten, und womöglich noch mit Ex-Außenminister Hans-Dietrich Genscher assoziiert. Aber mit Fußball? Dazu ist der Hallesche FC in Deutschland dann doch ein zu kleines Licht.
Nennenswerte Erfolge gab es nicht. Turbine Halle war 1952 mal DDR-Meister. Beim Uefa-Pokalspiel in Eindhoven 1971 geriet die Mannschaft in ein Hotelbrand-Inferno. 1991/92 spielte der Klub mal in der zweiten Liga. Reichlich wenig Reputation. Fußball und Halle - da gibt es ein erhebliches Image-Defizit.
Womöglich ändert sich das ja in dieser Saison. Die Mannschaft von Torsten Ziegner steht auf einem famosen dritten Tabellenplatz. Längst wird geträumt. „Wir wollen die Aufstiegschance nutzen, das ist auch in der Mannschaft zu spüren“, sagte Jens Rauschenbach gerade im Interview mit der MZ.
Bernd Wiegand lobt die Neuausrichtung beim HFC
Er ist der neue Präsident. Und nach der Wahl des Wirtschaftsprüfers und seiner vier Vorstands-Mitstreiter hatte auch Oberbürgermeister Bernd Wiegand frohlockt: Damit sei eine „von den Mitgliedern gewünschte Neuausrichtung mit Perspektive zweite Bundesliga vollzogen“. Jetzt legte er nach: „Ich bin froh, dass der HFC die Chance der Erneuerung genutzt hat. Es herrscht Aufbruchstimmung“, sagt er.
Natürlich ist der OB froh, dass statt des Stasi belasteten Michael Schädlich nun mit Jens Rauschenbach ein langjähriger Wirtschaftspartner und inzwischen Vertrauter die Geschicke des Klubs leitet. Wiegand hatte Schädlich vor Jahren schon vorgeworfen, der Klub habe sich unter ihm anspruchslos in Liga drei eingerichtet. Drei 13. Graue-Maus-Plätze in Serie zum Saisonschluss waren nur ein Indiz. Visionen, wie ein Mehr anzugehen sei, fehlten dem OB außerdem. So manches Mal schielte er nach Leipzig, hin zu Rasenballsport.
Jetzt aber gibt es im Vergleich zu den vielen trüben Vorjahren Licht am Mai-Horizont. Dann ist die Saison durch. Und schon jetzt wird trefflich mit der Karte HFC gereizt. Nicht nur sportlich, auch wirtschaftlich.
Der neue HFC weckt wieder Euphorie in der Stadt Halle
„Der Wirtschaftsfaktor des Vereins lässt sich unter anderem an der Entwicklung der Zuschauerzahlen und der bundesweiten Medienresonanz ablesen“, sagt OB Wiegand, und er verweist auf auf den Effekt: „Beides wirkt sich auch auf den Bekanntheitsgrad des Vereins und das Sponsoren-Interesse aus. Der HFC hat aktuell den Zuschauerschnitt im Vergleich zur letzten Saison um 1.500 auf 7.599 Zuschauer gesteigert.“ Natürlich hätten sie beim Klub gern sogar eine noch größere Resonanz. Aber die Euphorie könnte sich hin zum Endspurt noch steigern.
Inzwischen wird auch eine engere Zusammenarbeit mit dem Stadtmarketing angegangen. „Erste Gespräche haben bereits mit dem neuen Präsidium stattgefunden. Kurzfristig umgesetzt werden der wechselseitige Austausch von HFC-Artikel und Halle-Souvenirs und deren Aufnahme in den jeweiligen Shops“, sagt Marketing-Chef Mark Lange. Und „Stadionbesuchergruppen sind auch eine spannende Zielgruppe für die Stadtvermarkung“.
Bernd Wiegand hätte gern noch eine weitere Verbesserung des Vereins-Images. „Ziel muss es sein, verstärkt Familien für einen Stadionbesuch zu gewinnen. Dazu darf es keine Ausschreitungen im und um das Stadion herum geben“, sagt er. Sein „Wunsch bleibt ein Heimspiel ohne Polizei“.
HFC-Team ist momentan ein guter Markenbotschafter
Bis dahin ist es ein noch weiter Weg. Unbelehrbare Fans haben dem Klub in dieser Saison - meist durch das Abfeuern von Pyro-Artikeln vor allem in fremden Stadien - schon saftige Geldstrafen durch den DFB eingebrockt. 34.525 Euro sind es bislang. Was Platz drei in der wenig rühmlichen Strafentabelle der Liga bedeutet. Hinter Braunschweig (46.350) und Hansa Rostock (34.850 Euro).
Da pädagogisch einzugreifen, ist Sache von Steffen Kluge, Fanvertreter im neuen Vorstand. Als ehemaliger Leiter des Fanprojektes weiß er, wie bestimmte Pappenheimer einzufangen sein könnten. Damit der Klub irgendwann mal nur sportliche Schlagzeilen produziert.
Die Mannschaft ist ihr eigener Markenbotschafter für Halle. Ein besserer gerade als die „Roten Teufel“ in Lautern. „Für die Stadt wäre ein Aufstieg ein großer Erfolg, verbunden mit einer weiteren Zunahme von Zuschauern und Sponsoren sowie überregionaler Aufmerksamkeit für Halle“, sagt Wiegand. Jens Rauschenbach bremst ein wenig: „Garantien auf den Aufstieg gibt es keine. Wir werden nicht übermütig.“ (mz)