MZ-Wirtschaftsnewsletter vom 16. Mai 2024 Leipziger Porsche-Werk baut E-Macan: Feierlaune kam nicht auf
Weitere Themen: Konsum Leipzig tritt Edeka bei / Verbio stellt Bio-Chemie her / Windräder auf dem Dach / EnviaM verkauft weniger Strom

Der optische Höhepunkt der Veranstaltung kam am Schluss: Mit Laserstrahlen wurden die Roboter in der neuen Karosserie-Fertigung im Porsche-Werk Leipzig in Rot und Grün illuminiert. Am Dienstagnachmittag wurde der offizielle Produktionsstart des neuen Elektro-Macan auf dem Werksgelände gefeiert.
TV-Moderator Steven Gätjen führte durch die einstündige Veranstaltung, bei der so richtige Festtagsstimmung aber irgendwie nicht aufkommen wollte. Der E-Macan ist der erste vollelektrische Porsche, der im Leipziger Werk vom Band läuft. 600 Millionen Euro hat der Stuttgarter Autobauer dafür am Standort investiert.

Der E-Macan ist aber eigentlich kein Nachfolger des Macan mit Verbrennungsmotor. Es handelt sich im Grunde um ein komplett neues Fahrzeug. Keine Schraube habe der Neue mit dem Alten mehr gemeinsam, erklärte Baureihenleiter Jörg Kerner zuletzt gegenüber dem ADAC. Die Porsche-Manager hoffen jedoch, dass der E-Macan genauso erfolgreich wird wie sein Vorgänger, von dem seit 2013 mehr als 800.000 Fahrzeuge verkauft wurden. Vorstandschef Oliver Blume betonte: „Der Elektromobilität gehört die Zukunft.“ Bis 2030 sollen 80 Prozent aller Neufahrzeuge des Konzerns vollelektrisch sein.
Von null auf 100 schafft es der kleine Elektro-SUV in 3,3 Sekunden und wer gemäßigt fährt, kommt mit einer Ladung bis zu 613 Kilometer weit. Doch nicht nur mit Fahrspaß und Reichweite will Porsche punkten. Das Auto ist mit einem hochwertigen Entertainment-System mit mehreren Displays ausgestattet. Vor allem bei den Chinesen ist das gefragt. Dafür müssen die Kunden aber auch mindestens 84.000 Euro ausgeben - etwa 14.000 Euro mehr als für das Einstiegsmodell des Vorgängers.

Doch gerade auf dem Elektro-Auto-Markt punkten inzwischen chinesische Anbieter wie BYD, Nio oder Xiaomi mit deutlich günstigeren Modellen. Auto-Experte Ferdinand Dudenhöffer erwartet zudem bald rasant sinkende Preise für batteriebetriebene Pkw. „Meine Prognose: Um das Jahr 2030 werden Elektroautos günstiger sein als Verbrenner“, sagte der Ökonom im Interview mit der "Neuen Osnabrücker Zeitung". Grund sei vor allem die rasante Entwicklung in China, wo auch Batterien längst auf Masse produziert würden. Auch Porsche nutzt Batteriezellen von einem chinesischen Anbieter.
Doch während der gesamten Veranstaltung wurde nicht einmal diese schwierige Lage für die deutschen Autobauer angesprochen. Auch der sonst nicht auf den Mund gefallene Steven Gätjen sparte das Thema aus. Wie die Vorbestellungen für den E-Macan laufen, verrät der Konzern bisher nicht. Blume betonte vor allem die Flexibilität der Produktion: Anders als VW setzt Porsche in Leipzig darauf, die Fahrzeuge mit Verbrennungsmotor, Hybrid- und reinem Elektro-Antrieb auf einer Linie zu produzieren. Porsche will so anpassungsfähig auf die Kundennachfrage reagieren. „Die Transformation verläuft nicht überall gleich schnell“, sagte Blume. Auch das BMW-Werk in Leipzig geht einen ähnlichen Weg.
Bisher laufen die Geschäfte des Autobauers glänzend. Die Großinvestition von Porsche zeigt auch, dass der Sportwagenbauer an die Zukunft des E-Autos und des Produktionsstandortes Deutschland glaubt. Im Leipziger Werk arbeiten 4.600 Mitarbeiter; diese wurden in den vergangenen Monaten auch für den Bau von Elektro-Autos qualifiziert. Mit dem E-Macan spielt Porsche technologisch bei den E-Autos in der ersten Reihe mit. Nun liegt es vor allem an der Führung, dass daraus auch ein wirtschaftlicher Erfolg wird.
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Bis kommende Woche, herzlich Steffen Höhne
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