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MZ-Wirtschaftsnewsletter vom 16. Oktober 2025 Drohnenabwehr: Tests in Cochstedt könnten Airports helfen

Weitere Themen: Kabelklau bremst E-Autos / Verspätungen in Leipzig/Halle / Weniger Arbeitslose / Erster Akkuzug / China-Reifen kommen / CATL erweitert

16.10.2025, 08:00
Newsletter Drohnen
Newsletter Drohnen Foto: dpa

als der „Jäger“ vom Rollfeld abhebt, klingt er wie ein besonders leistungsstarker Rasenmäher. Seine Motoren heulen auf, jetzt schwebt die zwei Kilogramm schwere Drohne auf Augenhöhe über dem Flughafen Cochstedt. Vier Rotoren halten den Flugroboter still im Wind – bis er wie aus dem Nichts aufdreht und mit einem Tempo von 140 Kilometern pro Stunde in den grauen Herbsthimmel verschwindet. So beginnt mein Kollege Jan Schumann seine Reportage über Tests zur Drohnenabwehr.

Am Drohnentestzentrum des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) in Cochstedt (Salzlandkreis) wird seit Monaten erprobt, wie feindliche Drohnen schnell und sicher unschädlich gemacht werden können. Eine Hochleistungskamera erlaubt dem „Jäger“ laut DLR-Forscher Johann Dauer fremde Flugobjekte zu erfassen, sie nicht mehr aus den Augen zu lassen und kilometerweit zu verfolgen – bis die Kollision den Absturz provoziert.

Am Flughafen Cochstedt wird zur Abwehr feindlicher Drohen geforscht.
Am Flughafen Cochstedt wird zur Abwehr feindlicher Drohen geforscht.
Foto: dpa

Oft stürze der „Jäger“ in diesen Fällen ebenfalls ab, sagt Dauer. Doch das sei bei künftigen Kosten von schätzungsweise 2.000 Euro je Stück zu verschmerzen. In Cochstedt werden jedoch auch unter strenger Geheimhaltung Drohnen mit Fangnetzen und durch Abschuss mit Laserstrahl unschädlich gemacht.

Das alles hat einen ernsten Hintergrund: Anfang September hat Polen mehrere Drohnen abgeschossen, die vermutlich aus Russland stammten. Danach meldeten mehrere europäische Staaten wie Dänemark, Schweden und Norwegen Drohnensichtungen. Auch über Truppenübungsplätzen der Bundeswehr in der Altmark tauchen immer wieder Drohnen auf, die offenbar das Gelände ausspähen.

Eine Drohne fliegt vor einem Flybot-Detektionssystem mit Radar und Wärmebildkamera des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt auf dem Flughafen Cochstedt.
Eine Drohne fliegt vor einem Flybot-Detektionssystem mit Radar und Wärmebildkamera des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt auf dem Flughafen Cochstedt.
Foto: picture alliance/dpa

Es geht auch um den Schutz von kritischer Infrastruktur, die häufig von gedankenlosen Hobbydrohnen-Piloten gefährdet wird.

Rund um die sächsischen Flughäfen Leipzig/Halle und Dresden haben in diesem Jahr bislang elfmal Drohnen den Flugverkehr gestört. Sechsmal wurden unerlaubte Fluggeräte am Leipziger Airport gesichtet, fünfmal am Dresdner. Das teilte die Deutsche Flugsicherung (DFS) mit.

„Drohnen können die An- und Abflüge gefährden, daher reagieren wir immer sofort“, schilderte eine DFS-Sprecherin. „Sobald uns eine Drohnensichtung bekannt wird, erteilt unser Tower nur noch Freigaben für den nicht betroffenen Bereich des Flughafens.“ Im Extremfall werden die An- und Abflüge in einer solchen Situation ganz eingestellt. Drohnensichtungen an zwei Tagen hintereinander legten zuletzt den Münchner Airport zeitweise lahm.

Eine wirksame Abwehr gegen kleine Drohnen gibt es an den deutschen Flughäfen bisher nicht. Der Dresdner Luftverkehrs-Experte Hartmut Fricke spricht von einer „veränderten Sicherheitslage an den Flughäfen“. Laut dem Professor für Technologie und Logistik des Luftverkehrs an der TU Dresden lasse sich mit geringem Aufwand der Flugverkehr stark stören.

Bisher ist die Zuständigkeit für die Drohnenabwehr nicht geklärt. Die Polizei allein ist laut Fricke damit überfordert. Aktuell wird in der Bundespolitik diskutiert, wer im Inland die Abwehr vornehmen soll: die Bundespolizei oder doch auch Teile der Bundeswehr?

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Bis kommende Woche, herzlich Steffen Höhne

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Foto: Hendrik Schmidt/dpa

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Foto: Maurizio Gambarini/dpa

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