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MZ-Wirtschaftsnewsletter vom 8. Mai 2025 80 Jahre Kriegsende: Mehr sowjetische Demontagen als Zerstörungen durch Bomben

Weitere Themen: Neue Airline startet / Chef zahlt Urlaub / Jenoptik setzt auf Dresden / Schlecker vor Gericht / Nextbike expandiert / Baustopp bei Bechstein

08.05.2025, 09:00
Newsletter Kriegsende
Newsletter Kriegsende Stadtarchiv Dessau

es gibt Momente, an die erinnert sich Helmut Schaudig, als seien sie erst gestern geschehen. Dabei sind sie 80 Jahre her. Da ist die Situation unweit der Elbe bei Walternienburg (Kreis Anhalt-Bitterfeld), als er mit seinen Kameraden in einem Wassergraben ausharrte. 200 Meter entfernt war die Stellung der Amerikaner. „Einer aus unserem Trupp sollte als Melder Informationen an das Kommando übermitteln“, erzählt Schaudig. Der junge Mann sei losgerannt, durch das freie Feld. „Er kam nicht weit, wurde getroffen – wir konnten nichts mehr für ihn tun, es war scheußlich.“

So beginnt die Geschichte meines Kollegen Julius Lukas, der mit einem der letzten Zeitzeugen des Zweiten Weltkrieges sprach. Es geht in dem Text um das Erlebte und die seelischen Auswirkungen ­ - die eine ganze Generation prägten. Doch auch die wirtschaftlichen Auswirkungen – oder besser gesagt Schäden – waren beträchtlich.

Helmut Schaudig (98) bei der Gedenkveranstaltung in Walternienburg. Hier wurde der Opfer des Zweiten Weltkrieges gedacht und an die Kämpfe um den "Brückenkopf Barby" erinnert.
Helmut Schaudig (98) bei der Gedenkveranstaltung in Walternienburg. Hier wurde der Opfer des Zweiten Weltkrieges gedacht und an die Kämpfe um den "Brückenkopf Barby" erinnert.
Foto: Thomas Linßner

Vor allem am Ende des Krieges in den Jahren 1944 und 1945 gab es im heutigen Sachsen-Anhalt durch alliierte Luftangriffe schwere Kriegsschäden in Städten wie Magdeburg, Dessau, Halberstadt und Merseburg. Ziel der Angriffe waren vor allem Rüstungsbetriebe. Nach dem Krieg wurden dann viele Industrieanlagen systematisch im Auftrag der Sowjetunion demontiert. Die Reparationszahlungen seien eine schwere Hypothek für den Neustart der DDR-Wirtschaft gewesen, sagt der Berliner Wirtschaftshistoriker Rainer Karlsch im MZ-Interview. Noch schwerer als die Zerstörungen durch den Luftkrieg wirkten die sowjetischen Demontagen.

Um es mit Zahlen in der Chemieindustrie zu veranschaulichen: In Schkopau waren noch ungefähr Dreiviertel der Kapazitäten vorhanden, in Bitterfeld ungefähr die Hälfte und bei den Leuna-Werken nur noch ein Viertel. „Im sowjetischen Besatzungsgebiet sind ungefähr dreieinhalbtausend Betriebe und Einzelobjekte abgebaut worden, in den drei Westzonen zusammengerechnet 665 Betriebe“, so Karlsch.

Durch alliierte Bombenangriffe wurde das Buna-Werk 1944 schwer beschädigt. Dennoch gelang es, die Produktion relativ schnell wieder aufzunehmen.
Durch alliierte Bombenangriffe wurde das Buna-Werk 1944 schwer beschädigt. Dennoch gelang es, die Produktion relativ schnell wieder aufzunehmen.
Foto: Landesarchiv

Dass in West wie Ost dennoch der Wiederaufbau schnell gelang, lag laut Karlsch an den vielen Ingenieuren und Facharbeitern, die „nach dem Krieg auf Technologien zurückgreifen konnten, die es bereits gab. Es musste wenig neu entwickelt werden, sondern man hat rekonstruiert.“ In ganz Europa „hungerten“ die Menschen nach Waren, der Grundstein für die Exportnation Deutschland.

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Bis kommende Woche, herzlich Steffen Höhne

Weitere wichtige Wirschaftsthemen aus Mitteldeutschland der Woche:

Konjunktur verharrt im Tief

Als größte Risiken nennen die Unternehmen in Sachsen-Anhalt weiterhin die wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen, hohe Bürokratielasten sowie steigende Energie- und Personalkosten. (MZ)

Tampons bei Marabu

Seit Mai ist Marabu am Flughafen Leipzig/Halle und ersetzt größtenteils Condor. Die estnische Airline steuert die für den Flughafen so wichtigen Ferienziele an. Im Gepäck hat das Flugunternehmen eine neue Strecke - und Damenhygieneartikel. (MZ)

Geschäftsführer Axel Schefe vor einem der drei Airbus A320neo, die Marabu in Leipzig/Halle stationiert hat. (
Geschäftsführer Axel Schefe vor einem der drei Airbus A320neo, die Marabu in Leipzig/Halle stationiert hat. (
Foto: Jan Woitas/dpa

Abheben bei Lidl

Geld im Supermarkt abzuheben, ist vor allem im ländlichen Raum beliebt. Lidl senkt den Mindesteinkaufswert dafür nun auf 99 Cent. Doch wie gefragt ist Bargeld heutzutage überhaupt noch?

20 Prozent Energiesparen ohne Umbauten

Der Energieverbrauch im Gebäudesektor und in der Industrie lässt sich durch mehr Effizienz deutlich senken. Das KEDi in Halle soll helfen, die Potenziale zu heben. (MZ)

Dena-Chefin Corinna Enders steht hinter einem Gebäudedemonstrator, der zeigt, wie sich Effizienzmaßnahmen auf den Energieverbrauch auswirken.
Dena-Chefin Corinna Enders steht hinter einem Gebäudedemonstrator, der zeigt, wie sich Effizienzmaßnahmen auf den Energieverbrauch auswirken.
Foto: Höhne

Vom Feld auf den Teller

Die Spargel-Zeit ist in vollem Gange - noch bis zum 24. Juni gibt es das Gemüse zu kaufen. Und zwar sogar regional: Denn auch in Sachsen-Anhalt bieten zahlreiche Bauern und Landwirte die edlen Stangen an. Das sind die Standorte. (MZ)

Nextbike expandiert

Nextbike aus Leipzig startet mit Rekordzahlen in die Fahrradsaison. Das Bikesharing-Unternehmen ist europaweit auf Expansionskurs – und kann nun einen großen Deal verkünden. In Leipzig gibt es derweil Neuerungen. (LVZ)

Jenoptik eröffnet Werk

Nach rund zweieinhalb Jahren Bauzeit hat der Jenoptik-Konzern in Dresden ein neues Werk für Mikrooptik eröffnet. Mit knapp 100 Millionen Euro ist es die größte Einzelinvestition der jüngeren Geschichte. (MZ)

Die neue Jenoptik-Fabrik in Dresden.
Die neue Jenoptik-Fabrik in Dresden.
Foto: IMAGO/Sylvio Dittrich

Teurer Führerschein

4.000 Euro und mehr: Die Kosten für eine Fahrerlaubnis sind so hoch wie nie. In Sachsen-Anhalt bringt das Familien zunehmend ans finanzielle Limit. Politiker wollen die Preise daher senken – doch bei Fahrlehrern stoßen die Pläne auf Kritik. (MZ)

Mehr Geld für Start-ups

Die Sächsische Aufbaubank legt ein neues Beteiligungsprogramm für Wachstumsunternehmen mit innovativen Geschäftsmodellen auf. Bis Ende Juni 2026 stehen 50 Millionen Euro bereit. (LVZ)

Schlecker-Familie vor Gericht

Mehr als ein Jahrzehnt nach der Pleite beschäftigt sich das Oberlandesgericht Dresden mit der Drogerie-Dynastie. Sie soll eine Million zurückzahlen. Das will die Schlecker-Familie aber nicht. (SZ)

Chef bezahlt Urlaub

Unternehmen müssen immer kreativer werden, um Mitarbeiter zu finden und vor allem auch zu halten. Eine Labormontagefirma aus Bad Dürrenberg spendiert ihrer Belegschaft einen Urlaub in der Türkei. Sogar die Partnerinnen werden eingeladen. (MZ)

Die Mitarbeiter von H&L Montagebau aus Bad Dürrenberg am Dienstagmorgen am Flughafen Leipzig/Halle vor dem Abflug in die Türkei.
Die Mitarbeiter von H&L Montagebau aus Bad Dürrenberg am Dienstagmorgen am Flughafen Leipzig/Halle vor dem Abflug in die Türkei.
Foto: H&L Montagebau GmbH

Baustopp bei Bechstein

Die weltberühmte Klaviermanufaktur Bechstein muss sparen. Der Erweiterungsbau ist daher vorläufig gestoppt. Vollenden will man den Bau aber in jedem Fall. (SZ)