SLK: Die Woche im ganzen Salzland Wieso bei Bauer Hauser in Atzendorf alles auf den Tisch kommt
Ein FDP-Fraktionsvorsitzender, der doch mal lieber Klartext redet, Vandalismus, den man gar nicht so einfach strenger bestrafen kann, Kommunen, die sich was bestellen zum Liefern lassen, und was in dieser Woche sonst noch alles im Salzland passiert ist.
was halten Sie von Sprichwörtern? Ich persönlich greife gerne mal auf sie zurück. Weil sie, wie ich im Laufe der Jahre festgestellt habe, manchmal tatsächlich mehr Wahrheit enthalten. Und deshalb durchaus lehrreicher sind, als man auf den ersten Blick denkt.
Bauern gleich Klimakleber? Ein Zitat und seine Folgen
Wie das vom Waldrand. Genau: Wie man in den Wald hineinruft, so schallt es heraus. Das wird sich auch Andreas Silbersack gedacht haben – im Nachhinein zumindest. Sein Vergleich zwischen den Bauernprotesten und denen der Letzten Generation hat dem Vorsitzenden der FDP-Fraktion im Landtag draußen im Land deutliche Widerworte eingebracht. Vor allem von Sebastian Hauser, Sohn des früheren FDP-Landtagsabgeordneten Johann Hauser aus Atzendorf, jetzt selbst Bauer dort und eben auch FDP-Mitglied.
Die Gegenrede ist angekommen: Am Mittwoch kam Silbersack nach Atzendorf, um mit Hauser direkt zu sprechen. Ich war dabei und durfte feststellen, dass der Titel „Klartext“, den die Salzland-FDP dafür gewählt hatte, in diesem Fall nicht zu viel versprochen war.
Zugegeben, es war eine kleine Runde von FDP-Mitgliedern und in der Landwirtschaft tätigen Menschen, die sich im Hofcafé von Bauer Hauser trafen. Doch im Brennglas fand sich dort – wohlgemerkt in einem sehr besonnenen und sachlichen Ton – all das, was die Debatte aktuell bestimmt. Inklusive ganz unterschiedlicher Ansichten, was jetzt notwendig ist und weiterhilft.
Vandalismus geht schnell, Strafen nicht
Klartext wurde am selben Abend auch in Aschersleben gesprochen. Der hatte allerdings wenig mit den Bauernprotesten zu tun. Es ging dennoch um ein großes Ärgernis. Illegal entsorgter Müll oder mutwillig zerstörte Sitzbänke, Parkautomaten und Hinweisschilder: Die Vandalismusschlagzeilen in Aschersleben reißen nicht ab.
Wenn es nach der Fraktion Grüne/SPD geht, soll es den Verursachern am besten sofort an den Kragen gehen. Die Idee: Die Gefahrenabwehrverordnung soll verschärft werden, insbesondere in Bezug auf illegale Müllentsorgung und Vandalismus. Zudem soll die Zusammenarbeit zwischen dem kommunalen Ordnungsdienst, dem städtischen Ordnungsamt und der Polizei intensiviert werden.
Die anderen sehen das auch so. Niemand will es „auf die lange Bank schieben“. Wie meine Kollegin Katrin Wurm berichtet, kann aber trotzdem erst im Stadtrat im Juni entschieden werden. Merke: Selbst wenn man sich einig ist und jeder Klartext spricht, geht manches langsamer als man denkt.
Wie schnell bestellt die Stadtverwaltung bei Amazon?
Ein kurioses Thema ist in dieser Woche meinem Kollegen Paul Schulz über den Weg gelaufen: Stadtverwaltungen, die sich beliefern lassen. Von Amazon zum Beispiel. Wie die Antwort auf eine SPD-Anfrage ergeben hat, haben diese Bestellungen zum Beispiel in Schönebeck zuletzt zugenommen.
Ein Skandal? Ein Affront gegen die heimische Händler-Landschaft? Mitnichten, findet der Kollege – und auch die SPD nach der Antwort. Tatsächlich prüft die Stadt nämlich immer erst, ob sie das, was Amazon liefert, nicht doch irgendwie vor Ort besorgen kann.
Vorbildlich, oder? Wenn das alle machen würden! Wären die Fahrer der Lieferanten an Samstagen wie heute bestimmt nicht so lange unterwegs. Oder doch? Denn die Erfahrung der Stadt Schönebeck lehrt: Selbst wenn man sich überprüft, steigt der Umsatz von Amazon am Ende trotzdem …
Endlich Glasfaser! Oder: Warum erst jetzt!
Es gibt aber auch noch andere gute Nachrichten: Die Deutsche Giganetz investiert rund 11,5 Millionen Euro in den Aufbau eines neuen Glasfasernetzes in der Stadt Egeln sowie in den Gemeinden Borne, Bördeaue und Wolmirsleben. Am Donnerstag erfolgte der erste Spatenstich. Auch in Calbe ist die Deutsche Giganetz unterwegs.
Komisch: Ich kann mich nur noch allzu gut daran erinnern, dass es Zeiten gab, als man den Ausbau in dieser Größenordnung in bestimmten Landstrichen für vollkommen unwirtschaftlich hielt. Und dass der deshalb – so die Rechnung – natürlich auch auf keinen Fall kommen könne. Das hat ein paar Jahre gehalten.
Jahre, in denen viele Gegenden viel Zeit verloren haben, um zu einem attraktiven Wohn- und Wirtschaftsstandort zu werden oder einer zu bleiben. Falls die Lücke jetzt endgültig geschlossen wird, darf man sich unumwunden freuen. Aber man darf sich auch wirklich fragen, wie es sein kann, dass solche Lücken überhaupt noch da sind.
So viel Klartext muss tatsächlich sein. Was der dann wirklich bringt, das darf man sich allerdings durchaus immer wieder fragen. Vor allem nach dieser Woche ...
Foto der Woche
Mal was Schönes ohne Klartext: Mein Foto hat in dieser Woche Kurt Kuchinke aus Ilberstedt aufgenommen. In Bullenstedt fand er auf seiner Tour wieder schöne Exemplare von Krokussen gefunden – und fotografierte sie.
Ich weiß nicht, wie es Ihnen geht, aber mir gefallen solche Fotos. Das könnte allerdings auch daran liegen, dass der Blick auf den Frühling, der sich da draußen breitmacht, eher mit einer laufenden Nase verbunden. Ein Blick auf allergiefreie Fotos ist da ein angenehmer Ersatz.
Wohin am Wochenende?
Ich wäre für eine Flucht ins Kleine statt ins große Ganze. Ein bisschen sogar in die Kindheit: Heute und morgen laden im Ballhaus in Aschersleben die Modellfreunde Vorharz zu einem Modelltrucktreffen ein. Jeder, der ein Modellfahrzeug hat, sei eingeladen, heißt es in der Ankündigung. Außerdem ist eine Sammler- und Bücherbörse geplant.
Es gebe etliche erstaunliche Teilnehmer, die auf dem Kreativmarkt am Sonnabend von 10 bis 18 Uhr zeigen, wie vielfältig und einzigartig Materialien in schöne und brauchbare Gegenstände umgewandelt werden können.
Am Sonntag bietet sich von 10 bis 16 Uhr unter dem Motto „Nachhaltigkeitsmarkt – Second Hand für Kleidung, Haushalt und Garten“ eine vielfältige Palette. Außerdem könne man sich am Stand „Hobby-Reparaturservice“ am Sonntag austauschen, ob es sich lohnt, liebgewonnene Teile zu reparieren, heißt es in der Ankündigung.
Eine komische Woche überstanden
Sehen wir es mal ganz anders herum: Wir haben eine Woche überstanden, die in Bernburg mit einem martialischen SEK-Einsatz begann, der glücklicherweise glimpflich endete, und zwischen Mitte und Ende sogar noch zwei Schaltjahrbabys in Aschersleben hervorgebracht hat. Was regen wir uns also eigentlich auf!
Zuletzt deshalb – im allerletzten Klartext – der sehnliche Wunsch, dass Sie Ihr Wochenende in vollen Zügen genießen können. Grübeln Sie nicht allzu lange über meine Grübeleien nach. Dafür haben wir ab Montag wieder genug Zeit. Lassen Sie uns bis dahin mit Modellen spielen – egal ob als Auto oder im Kopf.
Ihr Frank Klemmer