0340 Newsletter Dessau 2. Mai #103 Wie die Dessauer Stadtwerke viele ihrer Kunden in ein Rechnungschaos schickten
Was Wilhelm Kleinschmidt mit dem Neuen Wasserturm erreicht hat - Was die „Biker mit Herz“ in diesem Jahr vorhaben

Journalisten sind ja manchmal einfach nicht nur Berichterstatter, sondern auch Einwohner - und Kunden der Stadtwerke und damit Betroffene. Vom Rechnungschaos zum Beispiel, in das die Dessauer Stadtwerke die vergangenen Tage Tausende ihrer Kunden geschickt hat.
Es begann in der morgendlichen Teamssitzung mit dem Satz einer Kollegin: Sie hatte einen Brief der Stadtwerke mit mehreren alten Rechnungen erhalten - und sie hatte viele Fragen. Plus. Minus. Guthaben. Offene Beträge. Es war ein Durcheinander, das in der Woche dann Facebook erreichte. Dort tauchte immer wieder die gleiche Frage auf: Hat noch einer die Rechnungen bekommen? Hat das einer verstanden? Und stimmt das, dass man nichts zahlen müsse, auch wenn dort Nachforderungen auftauchen.
Sie merken, es ist kompliziert. Die Stadtwerke mühten sich: Man stürzte sich in die Facebook-Kommentare. Man veröffentlichte ein FAQ auf der Unternehmens-Webseite. Man erweiterte die Öffnungszeiten im Kundencenter. Man könnte auch sagen: Man lief hinterher. Man reagierte, wo man hätte agieren müssen.
Ja. Es gab die Ankündigung, dass da Rechnungen aus 2023 überarbeitet werden. Wegen der Strompreisgrenze, die damals galt und die die ausufernden Strom- und Gaspreise deckeln sollte. Und vor allem wegen der insgesamt 28 Änderungen an dem Gesetz, wie Stadtwerke-Kundendienst-Chef Sirko Wimmer gegenüber der MZ erklärte. Als Begründung für die überarbeiteten Rechnungen.
„Wir wollen, dass die Kunden eine korrekte Rechnung haben, auf der alle Änderungen einbezogen wurden. Auch wenn es in manchen Fällen nur um wenige Cent geht, steht unseren Kunden das zu“, erklärt Wimmer. Die Genauigkeit kostet. Zuallererst Nerven. Und sie bringt Zweifel mit sich.
Zum Beispiel zur Ankündigung, das Forderungen aus den älteren Änderungen nicht abgebucht, sondern verrechnet werden. Bei der Kollegin stand in einer der Rechnungen als Forderungstermin der heutige Freitag, 2. Mai. „Ich lasse mich überraschen“, verkündete sie. Immerhin lässt sich das ja schnell überprüfen. Heute ist der 2. Mai. Wir werden dran bleiben - auch an der Frage, warum andere Stadtwerke ihre Rechnungen offensichtlich nicht korrigieren. Legen die keinen Wert auf korrekte Rechnungen? Viele Grüße, Steffen Brachert.
RÜCKBLICK
Dessauer der Woche
Mit 63,5 Metern ragt der Neue Wasserturm am Dessauer Lutherplatz über die Dächer der umliegenden Gebäude hinaus. Dass dieser in 20-jähriger, mühseliger Kleinarbeit vor dem Verfall gerettet und rekonstruiert wurde, ist auch einem bekannten Dessauer und Ehrenamtler zu verdanken: Wilhelm Kleinschmidt, derzeit zweiter Vorsitzender des Fördervereins Neuer Wasserturm und ehemaliger Geschäftsführer der Dessauer Versorgungs- und Verkehrsgesellschaft. Vergangenen Montag hat Kleinschmidt dafür eine Auszeichnung der Stadt erhalten. „Ich bedanke mich, möchte aber auch sagen: Einer allein ist nichts“, sagte Kleinschmidt vor etwa 50 Gästen.
Seit etwa 1930 hat der 1896 errichtete Turm seine Funktion verloren, erklärt Kleinschmidt. Die Wasserversorgung konnte effizienter geregelt werden. Von da an war der Bau „nur noch als Gebäude schön“ – und verfiel langsam. Im Oktober 2006 hat Kleinschmidt sich schließlich mit Gleichgesinnten zusammengetan, um den „kaputten Turm, der schön aussah, aber verfallen war, wieder herzurichten“. Seither war er für Bau und Fördermittel verantwortlich, schrieb über 40 Anträge und sammelte etwa 1,2 Millionen Euro.

In elf Aktionen wurde der Turm in den vergangenen etwa 19 Jahren überholt. „Es ging immer zu langsam. Man musste sich ja jeder einzelnen Maßnahme im Klaren sein, wie man es macht und wo man das Geld herbekommt“, blickt Kleinschmidt zurück. Glücklicherweise sei es immer aufgegangen.
Doch wie geht es nun mit dem Neuen Wasserturm weiter? „Mein Wunsch war und ist, dass er fertig wird und als Bauwerk erhalten bleibt“, erklärt Kleinschmidt. Künftig solle er bestenfalls einer entsprechenden Nutzung zugeführt werden. Zwar gebe es hier schon seit zehn Jahren immer wieder temporäre Veranstaltungen. Eine Dauerlösung wäre jedoch wünschenswert. „Vielleicht könnte man den Turm als Museum gestalten.“
MZ-Geschichten der Woche
+++Seit Anfang April vermittelt eine App Fahrten in Mietwagen auch in Dessau-Roßlau. Zielgruppe sind Nachtschwärmer an Wochenenden, die bis jetzt mit Bus und Bahn nicht weiterkamen. Wie „Mobily“ funktioniert, hat sich MZ-Kollege Oliver Müller-Lorey erklären lassen.

+++Hyaluronfiller sind in der Kosmetikbranche gerade sehr angesagt. Merz Aesthetics reagiert darauf mit einer Großinvestition im Biopharmapark Rodleben. Was dort geplant ist, das hat MZ-Kollege Oliver Müller-Lorey notiert.
+++In Dessau-Roßlau - genauer gesagt bei Brambach und Neeken - soll die nächste große Solaranlage entstehen. Was die Betroffenen vor Ort sagen und womit die Stadt in Sachen Gewerbesteuer rechnen kann, das hat MZ-Kollegin Sylke Kaufhold notiert.
+++Mit ihrer zehnten Aktion wollen die „Biker zeigen Herz für Kinder“ 2025 zwei Einrichtungen in Dessau unterstützen. Los geht das Spendensammeln an diesem Sonnabend mit dem Benefizkonzert „Under the Bridge“. Wer unterstützt wird, wer spielt und was die Biker 2025 noch planen, das hat sich MZ-Kollegin Heidi Thiemann erklären lassen.
AUSBLICK
+++Die Weinbar „fein.herb“, im Schwabehaus in der Johannisstraße 18, lädt am Freitag, 2. Mai, zu Livemusik von Julian Wolf. Der Gitarrist und Komponist spielt Stücke im Rock- und Blues-Stil. Der Eintritt ist frei.
+++Ein großes Mittelalterfest erwartet am Wochenende die Besucher der Roßlauer Wasserburg. Sonnabend und Sonntag öffnen sich die Tore ab 11 Uhr. Versprochen sind täglich drei Ritterturniere, ein historischer Markt mit Händlern und Handwerkern, historische Musik, Feuer- und Fakirshows. Sonnabend, 20 Uhr, ist ein „Ritt durch Feuer und Flammen“ geplant.
+++Seit dem erfolgreichen Auftakt 2021 begeistert „Dancing Dessau“ die Breakdance-Szene. Am Sonnabend, 3. Mai, 19 Uhr, gibt es erneut ein internationales „Battle“ mit der Breakdance-Elite aus Deutschland, Finnland, der Schweiz, Frankreich und weiteren Nationen.

+++Es ist der packendste Abstiegskampf aller Zeiten: Zwischen Platz 8 und dem ersten Abstiegsrang 17 liegen gerade einmal vier Punkte. Handball-Zweitligist Dessau-Roßlauer HV ist mittendrin. Das Team hat sich mit drei verlorenen Heimspielen in Folge in Schwierigkeiten gebracht - und das auswärts wettgemacht. Trotzdem muss nun am Sonntag, 17 Uhr, gegen Bayer Dormagen endlich wieder ein Heimsieg her. Tickets gibt es hier.
+++Mal rhythmisch und tanzend, mal nachdenklich, weit ab vom Klischee: Marcia Bittencourt präsentiert am Montag, 5. Mai, im Restaurant des Anhaltischen Theaters Kompositionen aus Samba, Bossa Nova, Baião und Brazil-Jazz in spannenden und frischen Fassungen. Es ist die achte Ausgabe der „Dessauer JazzNights“ - und zugleich die letzte für diese Spielzeit.
Topf und Pfanne
+++ Anfang März hatte Andreas Schmidt vom „Grünen Baum“ in Kochstedt zum Abschiedsbrunch eingeladen. Danach sollte die traditionsreiche Gaststätte von jungen Nachfolgern weitergeführt werden. Doch nun gibt es überraschend ein Comeback von Schmidt und seiner Frau Brigitte. In Absprache mit dem Heimatverein wurde am 1. Mai und wird Christi Himmelfahrt am 29. Mai noch einmal der Biergarten geöffnet. Der Grund: Der Verkauf des Hauses und die notarielle Beglaubigung ziehen sich hin. Die Nachfolger-Familie konnte also noch nicht übernehmen und mit dem Umbau starten.

+++Zwischen knallbunten Retro-Tapeten in Grün- und Orangetönen, alten Küchenschränken, bunten Polstermöbeln und Sammeltassen aus DDR-Zeiten liegt seit ein paar Tagen in der Lutherstadt Wittenberg der verlockende Duft von frischgebackenen Waffeln in der Luft. „Waffelmax“ heißt das kleine Café, das Claudia Lehmann seit April in der Schloßstraße betreibt. Wer es eilig hat, kann seine Waffel oder ein Eis an einem Ausgabefenster an der Schloßstraße mitnehmen. Die Sortenauswahl beim Eis bleibt dabei auf Schoko, Vanille und Erdbeere beschränkt, die klassischen Sorten, die in der DDR erhältlich waren – natürlich in der Muschelwaffel. Geöffnet ist von 13 bis 18 Uhr.
EINBLICK
MZ-Social-Media-Post der Woche
+++Vordertüren und Motorhaube auf, Fahrer weg: Ein rätselhafter Unfall hat in dieser Woche die Polizei in Dessau beschäftigt - und die Leser auf Facebook. 14.500 Personen erreichte dort die Geschichte.

Meist geklickter Beitrag der Woche
+++Immer mehr Verkehrsteilnehmer fechten die Bußgeldbescheide von der Blitzer-Messstelle auf der A9 Höhe Dessau-Roßlau/Mildensee an. Ein Anwalt sieht gute Chancen auf Erfolg, auch wenn er eher allgemeine Vorhaltungen macht. Der Beitrag interessierte 14.300 Leser, Wie viele davon selber schon an dieser Stelle geblitzt wurden, ist unklar.
QUERBLICK
+++Erst die Aufregung um seinen ARD-Aufritt, dann die Teilnahme an der umstrittenen Friedensdemo in Dresden: Dieter Hallervorden sorgte jüngst für Kontroversen. Der „Berliner Zeitung“ hat der 89-Jährige nun ein Interview gegeben, dass diese online unter der Überschrift „Dieter Hallervorden nach N-Wort-Skandal: „Es gibt durchaus fantastische Judenwitze“ veröffentlicht.
+++Ein Dorf mit AfD-Bürgermeister, in dem kaum noch Menschen leben, will kein riesiges Rechenzentrum. Doch dort verläuft eine wichtige Datenleitung. So teasert das IT-Fachblatt „Golem“ einen Bericht über ein Millionen-Projekt an der B184 bei Marke an. Zuvor hatten die MZ-Kollegen in Bitterfeld zuerst über das Projekt berichtet - und auch über die großen Bedenken der Anwohner.
+++Der schwerste Bagger der "Stadt aus Eisen" im Landkreis Wittenberg muss instandgesetzt werden. Sein Name: Gemini. Er wiegt 2.000 Tonnen, ist 30 Meter hoch und soll für die Arbeiten angehoben werden, berichtet der MDR.
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