0340 Newsletter Dessau 10. Mai #59 Warum sich eine ganze Stadt für den 18-jährigen Janek aus Roßlau stark macht
Was Dieter Hallervorden im dritten Jahr mit der Marienkirche vor hat - Was im Dessau Center geplant ist

es gibt Termine und Themen, die sind nicht einfach. Das Telefonat mit Andreas Werner zählte dazu. Werners Sohn Janek ist an Leukämie erkrankt und braucht dringend eine Stammzellspende.
Janek ist gerade 18 Jahre alt geworden. Während andere Partys feiern und ausziehen, die Welt zu entdecken, sitzt der Junge aus Roßlau derzeit im Universitätsklinikum im halleschen Stadtteil Kröllwitz, bekommt eine Chemotherapie - und hofft auf eine erlösende Nachricht: Dass ein genetischer Zwilling gefunden wurde.

„Janek war oft übel, er hat sich schlapp und schlecht gefühlt“, erinnerte sich sein Vater in unserem Telefonat. „Weihnachten haben wir ihn auf die Waage gestellt.“ Der 1,93 Meter große Janek hatte mal fast 100 Kilogramm gewogen, davon waren noch 73 übrig geblieben. Eines Abends im Februar ging es ihm so schlecht, dass die Familie ins Krankenhaus fuhr. Die Blutwerte stimmten nicht. Am Ende stand die Diagnose: Blutkrebs.
„Man rechnet mit allem, aber nicht damit, doch nicht in dem Alter“, sagte Andreas Werner. Es ist ein Satz, der einen zum Nachdenken bringt. Als die Familie, Ende April die Erkrankung ihres Sohnes öffentlich machte, ging eine riesige Solidaritätswelle durch Dessau. „Das war unglaublich, das hat gut getan“, so Andreas Werner. „Wir sind für jeden Aufruf, für jede Aktion dankbar.“
„Aktionen“ gibt es die nächsten Wochen einige. In Dessau-Roßlau, aber auch in der Umgebung. Die Deutsche Stammzellspenderdatei, die in Dessau ihren Sitz hat, sucht Menschen zwischen 17 und 55 Jahren, die sich als potenzielle Spender registrieren lassen. Es hat schon einige Typisierungsaktionen gegeben - und es wird noch viele geben. Am Sonnabend, 11. Mai, hat zum Beispiel Janeks Heimatverein Germania Roßlau eingeladen. Von 10 bis 15 Uhr kann man sich im Streetzer Weg registrieren lassen.
Tun Sie es. Es geht schnell. Es tut nicht weh. Es kann ein Leben retten.
„Janek hat die Diagnose gut weggesteckt“, sagte Andras Werner. Ebenso die Chemotherapie, die Janeks Haare hat ausfallen lassen. Das Foto, das sein Vater mir per Whatsapp schickte, lässt Janek freundlich und zuversichtlich in die Kamera schauen. „Es gibt derzeit nur ein Ziel für ihn“, gab Werner zu. „Wieder gesund werden.“ Wir drücken die Daumen! Viele Grüße, Steffen Brachert.
RÜCKBLICK
Dessauer der Woche
„Wer hätte im Mai 2022 gedacht, dass wir jetzt hier stehen und die dritte Spielzeit vorstellen?“ Dieter Hallervorden, Dessau-Roßlaus Ehrenbürger, stellte die rhetorische Frage am Dienstag, als er den neuen Spielplans für sein Mitteldeutsches Theater in der Marienkirche Dessau präsentierte. Ob er es selber gedacht hätte?!
88 Jahre zählt Hallervorden inzwischen - und gibt sich weiter rastlos. Vom 1. September 2024 bis zum 14. Juni 2025 sollen sechs Theaterstücke, acht Lesungen, 17 Konzerte, 37 Gastspiele aus den Bereichen Kabarett und Comedy und ein Varieté auf seiner Bühne zu erleben sein - zählt man alle Termine zusammen sind es 150 Vorstellungen.
Hallervorden wird in der neuen Spielzeit nur in einem der Theaterstücke selbst zu erleben sein. Im April 2025 sind zehn Termine des Programms „Sati(e)rischer Hallervorden“ angesetzt. Ähnlich wie in „Stationen eines Komödianten“ aus der aktuellen Spielzeit kehrt der 88-Jährige zu seinen Wurzeln als politisch-satirischer Kabarettist zurück.
Was auffiel am Dienstag: Die nächste Hallervorden-Generation rückt nach. Johannes Hallervorden übernimmt immer öfter Rollen in den Theaterinszenierungen, Tochter Nathalie Hallervorden wurde als Co-Intendantin vorgestellt. „Eigentlich gibt es den Vorsatz Co- zu unrecht“, gab der Vater zu, „denn die Hauptarbeit macht sie.“

Als erste Premiere der neuen Spielzeit können die Zuschauer am 12. September „Adel verpflichtet“ erleben - mit Johannes Hallervorden und Martin Semmelrogge in die Hauptrollen. In der Komödie „Rent a Friend“ (Premiere am 26. April 2025) zeigen Caroline Beil und Bürger Lars Dietrich dem Publikum, dass man sich einen Partner auch nur ausleihen kann. Dieter Hallervorden nannte die Theaterstücke das „Rückgrat“ des Theaters und bedauerte, dass es gerade bei diesen Vorstellungen noch Nachholbedarf gibt, was die Zuschauerzahlen anbelangt.
Bei den Gastspielen tauchen einige alte Bekannte auf: So waren etwa Sebastian Fitzek, Bernhard Hoecker und Wigald Boning, Carmen Maja Antoni und Elke Heidenreich schon in den ersten beiden Spielzeiten zu Gast. Als Beispiele für Konzerte nennt Hallervorden Purple Schulz und Karussell. Auch das Wow-Varieté kommt erneut nach Dessau.
MZ-Geschichten der Woche
+++Im Dessau Center hat die Fleischerei Richter ihre Filiale geschlossen und vergrößert damit die Nöte des einstigen Einkaufscenters. Martin Grünthal, der im Center eine Apotheke betreibt, kündigt für den Eigentümer Investitionen an, blieb aber vage, was nun genau geplant ist, wie MZ-Kollegin Sylke Kaufhold erfuhr.
+++Die Vereine am Dessauer Leopoldshafen sind nicht ans kommunale Abwassernetz angeschlossen. Die Entsorgung ist für sie zehnmal so teuer und die Kosten steigen immer weiter an. Die Stadtwerke lehnen eine Verallgemeinerung der Kosten ab, wie MZ-Kollegin Laura Ludwig recherchierte.
+++Der Vorsitzende eines Dessauer Kampfsportvereins hat eine Schülerin mehrere hundert Mal sexuell missbraucht. Zum bedrückenden Prozessauftakt am Mittwoch räumte der 53-Jährige alle Taten ein, wie MZ-Gerichtsreporter Thomas Steinberg berichtete.
+++Schüler vom Dessauer Liborius-Gymnasium haben am Montag Funkkontakt zum Mond hergestellt. Was die Hintergründe waren und welche Botschaft die Schüler geschickt haben, das hat sich MZ-Kollege Danny Gitter bei einem Vororttermin erklären lassen.
AUSBLICK
Fest und Bühne
+++„Schönen Sonndaach" wünscht Maddin Schneider am Freitag, 10. Mai, 19 Uhr im Mitteldeutschen Theater in der Marienkirche. In seinem neuen Stand-up-Programm verrät der hessische Comedian, warum der Sonntag für ihn eine ganz besondere Bedeutung hat. Und was man dafür tun kann, um jeden Tag ein sonntägliches Wohlgefühl zu bekommen.
+++In Ferropolis, der Stadt aus Eisen bei Gräfenhainichen, beginnt am Wochenende die neue Saison mit dem traditionellen Flohmarkt. Samstag und Sonntag können die Besucher jeweils von 9 bis 17 Uhr nach Schnäppchen und Schätzen Ausschau halten. Der Eintritt ist frei, das Parken kostet aber extra.
+++Im Coswiger Ortsteil Cobbelsdorf lädt der Reit- und Fahrverein am Samstag und Sonntag von 8 bis 17 Uhr zum Tag der offenen Tür mit Reiterspielen und Kutschenwettkämpfen ein. Zudem gibt es Dressur- und Springprüfungen zu erleben. Der Eintritt ist frei.

+++Der Samstag steht ab 17 Uhr am Großen Haus im Zeichen von Mozarts Opernklassiker „Don Giovanni“. Bei der Inszenierung von Johannes Weigand steht das gesamte Musiktheaterensemble mit auf der Bühne. Um 14.30 Uhr nimmt am Sonntag in der Johanniskirche die 29. „Dessauer Theaterpredigt“ Bezug auf Mozarts berühmte Oper „Don Giovanni“. Unter dem Titel „Höllenfahrt vor Himmelfahrt“ spricht der Leipziger Musikjournalist Claus Fischer und findet ein Podiumsgespräch mit Generalintendant Johannes Weigand zu seiner neuen Inszenierung statt.
+++Das Pub Shamrock im Dessauer Ratskeller in der Zerbster Straße lädt am Samstag ab 21 Uhr zur ersten Blackout Party, einem Liveabend mit Kerzenschein und Akustikmusik. Der Eintritt ist frei, aber es wird empfohlen, einen Tisch zu reservieren.
Topf und Pfanne
+++Auf Frühlingsgefühle setzt die neue Aktionskarte im „Peter Pane“ am Dessauer Schloßplatz. Der Burger „Buntes Wunder“ hat einen Rote-Beete-Patty, einen Wurzelmix, Guacamole und Schnittlauchcreme. Wer es mag, kann dazu noch Avocado Fries bestellen.
+++ Das Brauhaus „Zum alten Dessauer“ hat ab sofort von Montag bis Freitag von 11 bis 14 Uhr ein besonderes Tagesangebot. Ein Wahlessen und ein 0,3-Liter-Getränk sind für 16,50 Euro zu haben.
+++ Ein besonderes Angebot zu Muttertag hat sich die „Seensucht“ an der Goitzsche einfallen lassen. In der dortigen Almhütte gibt es am Sonntag, 12. Mai, von 11 bis 13 Uhr einen Musikalischen Frühschoppen mit der Blaskapelle Authausen. Dazu gibt es böhmische Spezialitäten. Der Eintritt ist frei.
EINBLICK
+++Die Stadtwerke Dessau wollen ihre interne und externe Kommunikation noch stärker bündeln - und setzen auf ein sechsköpfiges Team. Erstmalig gibt es eine Stelle für Social Media - und einen Eventmanager. Der Facebook-Post dazu erreichte vergangene Woche 23.300 Personen - und war damit der erfolgreichste MZ-Post der Woche.

Meist geklickter MZ-Text der Woche
+++Im April wurde die Labrador-Hündin "Leila" in Rodleben mit ihrem Spielzeug ausgesetzt und sucht seitdem nach neuen Besitzern. Es gab schon ein paar Interessenten. Es hat aber noch nicht gepasst. Das Schicksal des Hundes bewegt Dessau-Roßlau, der Text dazu hatte in der vergangenen Wochen 26.000 Aufrufe. Kein anderer hatte mehr.
QUERBLICK
+++Mit dem Freischwinger ins Stahlgewitter: In Weimar eröffnet die Ausstellung „Bauhaus und Nationalsozialismus“ – und stellt den Mythos vom „guten modernen Deutschland“ infrage, schreibt die FAZ unter der Überschrift „Das Bauhaus, das Hitler mochte“.
+++Auf Grund der Sanierungsarbeiten finden in diesem Jahr keine Veranstaltungen in der Walternienburger Markt- und Festscheune bei Zerbst statt. Um Fehler von einst nicht zu wiederholen, wird eine längere Bauzeit in Kauf genommen, erfuhren die Kollegen von der Zerbster Volksstimme.
MZ-FOTO DER WOCHE

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