0340 Newsletter Dessau 12. Juli #66 Warum Mosigkau in dieser Woche einen Kemmerich-Moment erlebt hat
Was den Dessauer „Eiskreisel“ so besonders macht - Womit ab Dienstag die Roßlauer Wasserburg lockt

Mosigkau hat am Dienstagabend seinen Kemmerich-Moment erlebt. Wer sich erinnert: Der FDP-Mann wurde im März 2020 zu Thüringens Ministerpräsident gewählt. Mit den Stimmen der AfD. Die hatte ihm im dritten Wahlgang eine Falle gestellt, in die der Unternehmer hineintappte. Ob naiv oder kalkuliert, ist eine Frage der Perspektive. Der AfD-Kandidat erhielt plötzlich keine Stimme mehr, Kemmerich siegte gegen den linken Amtsinhaber Bodo Ramelow - und nahm die Wahl an. Einen Monat lange war er Ministerpräsident.
In Mosigkau sieht es nicht nach einer Falle aus: Die FDP-Kandidatin Karin Dammann wurde dort am Dienstag zur Ortsbürgermeisterin gewählt. In einem speziellen Umfeld. In Mosigkau war Amtsinhaber Uwe Jakob Weber bei der Wahl so erfolgreich, dass seine Stimmen für drei Sitze gereicht hätten. Weber trat aber als Einzelbewerber an, weshalb der Ortschaftsrat nur drei Mitglieder hat.
Zwei Stimmen reichten also zur Wahl des neuen Ortsbürgermeisters. Dammann erhielt diese. Und es braucht jetzt nicht viel Phantasie, um festzustellen, dass der Weg zur Macht über die AfD geführt hatte.

Sollte die Wahl von Dammann ein Missverständnis gewesen sein, hätte man diese bei der Stellvertreterwahl „reparieren“ können. So aber wirkt die Wahl von AfD-Mann Andreas Mrosek wie ein Dankeschön. Die mit 8,7 Prozent gewählte FDP-Frau ist eine Ortsbürgermeisterin von AfD-Gnaden.
Die AfD war es zuletzt, die auch in Dessau-Roßlau vehement gefordert hat, der Wählerwille müsse sich auch in Posten widerspiegeln. In Roßlau hat sich die AfD durchgesetzt und stellt dort nun mit Laurens Nothdurft den Ortsbürgermeister. In Kochstedt wurde René Diedering als stellvertretender Ortsbürgermeister gewählt. Ich will gar nicht von Brandmauern anfangen. Aber: Hier wird im Umgang mit einer rechtsextremen Partei ganz schön schnell ganz schön viel Normalität hergestellt.
Zumal das Beispiel Mosigkau zeigt, dass für die AfD der Wählerwille offensichtlich nur in Bezug auf sich selbst zählt und dieser ansonsten interpretierbar ist. Am Ende geht es ganz einfach um Macht. Was kein Vorwurf ist. Doch man soll nicht so tun, als ob es anders wäre. Viele Grüße, Steffen Brachert
RÜCKBLICK
Dessauer der Woche
In Dänemark waren sie noch nie und auch Eis mögen sie eigentlich nicht. Aber sie haben eine Marktlücke in Dessau-Roßlau entdeckt, die sie unbedingt füllen wollten. Candy und Kathrin Kitzing aus Großkühnau verkaufen aus einem Anhänger heraus dänisches Softeis. Unter dem Namen „Eiskreisel“ Dessau sind sie von Freitag bis Sonntag unterwegs - und sehr beliebt. Wenn mal kein fester Termin ansteht, stehen die beiden mit ihrem Wagen vor dem Eingang zum Dessauer Tierpark.
Das Ehepaar macht das Ganze im Nebenerwerb: Candy arbeitet als Buchhalterin, Kathrin in einer Zahnarztpraxis. Die Idee, dänisches Softeis anzubieten, hatte Candy Kitzing schon lange. In einem Urlaub in Warnemünde waren die beiden Frauen angetan von der Eisdiele auf der Promenade, die genau dieses Eis anbietet. In Dessau-Roßlau gab es kein solches Angebot und die beiden Frauen beschlossen, das zu ändern.

Bis dieser Plan in die Tat umgesetzt werden sollte, dauerte es aber noch ein paar Jahre. „Während Corona hatten wir dann Langeweile und haben einen alten Imbisswagen gekauft“, berichten beide. Dafür fuhren sie im Frühjahr 2022 bis nach Nordrhein-Westfalen. Den Wagen, Baujahr 1963, hat das Paar ausgewählt, da sie ihn angehängt an ihren Kombi transportieren können und er auch zur Not mal alleine händelbar ist.
Beim „Eiskreisel“ gibt es - wie in Dänemark auch - nur eine Geschmacksrichtung: Vanille. Wahlweise kann das Eis noch mit Streuseln oder Soße verfeinert werden. „Bei den älteren Kunden sind die Favoriten ganz klar Haselnuss-Krokant und Eierlikör-Soße, bei den jüngeren Oreo-Splitter oder Bueno-Soße“, berichtet das Paar. Sie würden auch immer mal etwas Neues ausprobieren, momentan eine Mango-Soße. Das Eis jedenfalls kommt an: „Viele Dänemark-Urlauber kommen zu uns und sind begeistert. Es schmeckt wie im Urlaub.“
MZ-Geschichten der Woche
+++Das hohe Verkehrsaufkommen in der Flössergasse in Dessau-Nord ist ein großes Ärgernis für Mieter an der Straße, weil es die Wohnqualität erheblich einschränkt. Der Wohnungsverein sucht nun das Gespräch mit der Stadt, wie MZ-Kollegin Sylke Kaufhold erfuhr.

+++Angelika Zaizek, die Leiterin des Dessauer Franz-Treffs, einem Anlaufpunkt für Bedürftige in Dessau, hat gekündigt, obwohl sie es nicht wollte: Doch halbjährliche Arbeitsverträge, schwankende Wochenarbeitszeiten und lange Bearbeitungszeiten machen für sie eine Weiterarbeit unmöglich. Was die Folgen sind, das hat sie MZ-Kollegin Sylke Kaufhold erklärt.
+++Nach kurzer Zeit verlässt das Modegeschäft „Catches“ das Rathaus-Center in Dessau schon wieder. Ein Nachmieter ist allerdings schon gefunden, wie Center-Chef Hans-Jörg Bliesener versichert. Andere Veränderungen stehen an, weiß MZ-Kollegin Laura Ludwig.
+++Die neuen Stolpersteine in der Dessauer Rabestraße 5 erinnern an Familie Goldmann, die 1939 nach Australien flüchten musste. Zur Einweihung sind Verwandte die 16.000 Kilometer nach Dessau gereist. Woran sie sich erinnern, was sie sich wünschen, das erklärten sie meinem MZ-Kollegen Danny Gitter.
AUSBLICK
Fest und Bühne
+++Das Open Air Sommer Kino vor dem Mausoleum befindet sich in seiner zweiten Woche: Nach dem Auftakt mit der französischen Komödie „Oh la la - Wer ahnt denn so etwas“ wird in der zweiten Woche von Donnerstag bis Sonnabend „Die Gleichung ihres Lebens“ gezeigt, die Geschichte einer jungen Mathematikerin. Beginn ist gegen 21.30 Uhr. Tickets gibt es nur online.
+++Im Dessauer Ortsteil Sollnitz findet am Sonnabend ab 11. 30 Uhr das jährliche Fest der Freiwilligen Feuerwehr statt. Traditionell startet das Fest mit einer Traktorenparade durch den Ort, bevor sich um 13.30 Uhr das Geschehen an den Sollnitzer See verlagert. Dort findet das Schlauchbootrennen statt. Aber auch sonst ist allerhand los in Sollnitz. Eingeladen wird zu Kremserfahrten, zum Preiskegeln und zur Tombola.
+++Ein lauschiges Picknick im Dessauer Georgengarten - dazu lädt der Förderverein Anhaltische Gemäldegalerie und Georgengarten Dessau am Sonntag, 14. Juli, ein. Beginn ist 15 Uhr zwischen dem neu gestalteten Blumengarten und dem Schloss Georgium.
+++Der Verein „Wallwitzburg Dessau“ lädt am Sonntag, 14. Juli, zu einem Baustellenfest. Gefeiert werden soll an diesem Tag der Start des Wiederaufbaus des Treppenturmes der Wallwitzburg. Los geht es am Sonntag um 15 Uhr. Dessau-Roßlaus Bürgermeisterin Jaqueline Lohde hält ein Grußwort. Danach wird das Rekonstruktionsprojekt vorgestellt.

+++Heinrich von Kleists Geschichte vom Pferdehändler Michael Kohlhaas erzählt nicht nur von Ungerechtigkeit und Willkür der Herrschenden, vom erbitterten Kampf für Gerechtigkeit, der scheinbar unaufhaltsam auf die totale Zerstörung zueilt. Der 27. Burgtheatersommer auf der Roßlauer Wasserburg bringt eine dramatisierte Fassung der Novelle „Michael Kohlhaas“ von Heinrich von Kleist auf die Bühne. Premiere ist am Dienstag, 16. Juli, um 20 Uhr. Es folgen bis zum 18. August über 20 Vorstellungen.
Topf und Pfanne
+++Sachsen-Anhalt gilt als „Land der Frühaufsteher“: Passend dazu hat das „Café Hilde“ in der Zerbster Straße ein Frühaufsteher-Angebot: Das schnelle französische Frühstück samt Kaffee gibt es von 7 bis 9 Uhr für 7,90 Euro.
EINBLICK
MZ-Social-Media-Post der Woche
+++In Dessau-Roßlau gibt es unterschiedliche Einstellungen zu Tieren im Büro. Die Stadtwerke und die Stadtverwaltung sagen nein, im Umweltbundesamt gibt es Ausnahmen und bei Regiocom gehören die Hunde einfach dazu. Wie das Miteinander organisiert wird, das ließ sich MZ-Kollegin Laura Ludwig erklären. Der Facebook-Post zum Artikel sorgte auch für viele Diskussionen - und erreichte so über 32.000 Personen.

Meist geklickter Beitrag der Woche
+++Die Dessauer Polizei hat am Donnerstagnachmittag einen bewaffneten und betrunkenen Mann überwältigt. Der Bericht dazu hatte 12.400 Aufrufe. Kein anderer Artikel hatte die vergangenen sieben Tage mehr.
QUERBLICK
+++Stehen die beliebten Zerbster Stadtfeste und die traditionsreiche Pferdemarktlotterie auf der Kippe? Der veranstaltende Verkehrsverein in Zerbst hat jedenfalls die Verträge mit der Stadt gekündigt. Wie es weiter geht, dass ist noch völlig offen, schreiben die Kollegen von der „Zerbster Volksstimme“.
+++Russischsprachige Hacker haben vor drei Jahren den Landkreis Anhalt-Bitterfeld angegriffen, die Bundeswehr war vor Ort und die Landesregierung stellte eine Viertelmillion Euro bereit. Der MDR blickt noch einmal auf den Katastrophenfall zurück - und zeigt neue Probleme auf.
+++Seit mehr als fünf Jahren sind Morin und Roman aus Kemberg bei Wittenberg ein Paar. Als nun bei den beiden die Hochzeit anstand, war für die ARD-Doku „3 Paare, ein Ziel - Wir wollen heiraten" auch ein Kamerateam dabei. Die Kollegen in Wittenberg kennen die Hintergründe.
MZ-FOTO DER WOCHE

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