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0340 Newsletter Dessau 10. Oktober #120 Warum eine Debatte um NVA-Reservisten in Dessau-Roßlau für ablehnende Reaktionen sorgt

Was Handballer Renars Uscins mit dem „10/23“ vor hat - Womit der Tierpark am Wochenende lockt

10.10.2025, 08:00
0340 Newsletter Dessau Steffen Brachert
0340 Newsletter Dessau Steffen Brachert Thomas Ruttke

Dietmar Bartsch hatte den Anfang gemacht. In einem Interview der „Süddeutschen“ überlegte der Linken-Politiker laut: „Auch wenn alle früheren NVA-Soldaten inzwischen über 50 Jahre alt sind, sollte man überdenken, ob ihr kompletter Ausschluss aufrechterhalten werden soll.“

Bartsch warb für die Aufnahme ehemaliger NVA-Angehöriger in die Reserve der Bundeswehr. Und Sepp Müller, Bundestagsabgeordneter der CDU und stellvertretender Vorsitzender der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, inzwischen um kein populäres Thema verlegen, nahm den Ball dankend auf - und brachte die Debatte bis nach Dessau-Roßlau.

2005 hat sich die Bundeswehr aus Dessau-Roßlau zurückgezogen. Der ehemalige Standort in der Junkersstraße ist heute Sitz der Führer-Gruppe, die von dort aus ein kleines Pflegeheim-Imperium steuert, das Veranstaltungszentrum Golfpark betreibt und einen Neun-Loch-Golfplatz hat anlegen lassen. Aus den einstigen Kasernen der Sowjetarmee in Kochstedt ist schon Jahre vorher die Waldsiedlung geworden.

MZ-Kollege Robert Horvath nahm sich des Themas an, besorgte aus dem Stadtarchiv einige interessante Fotos und befragte einige ehemalige Soldaten - und war überrascht, wie einhellig die Ablehnung war. Aus vielerlei Gründen.

Eine öffentliche Vereidigung von NVA-Soldaten im Jahr 1984 am damaligen Romanjukplatz, wo heute das Rathaus-Center steht.
Eine öffentliche Vereidigung von NVA-Soldaten im Jahr 1984 am damaligen Romanjukplatz, wo heute das Rathaus-Center steht.
Foto: Stadtarchiv Dessau-Roßlau

Roland Bösker (Grüne), im Jahr 2021 als OB-Kandidat für Dessau-Roßlau im Gespräch, ist 1991 aus der Bundeswehr ausgeschieden und seither selbst Reservist – mittlerweile im Dienstgrad Oberstleutnant. Von der Idee hält er wenig. Die Idee wolle er nicht bewerten, „weil ich die Idee nicht verstehe“.

„Wir reden hier über Menschen im Alter zwischen 53 und 65 Jahren“, erinnert Roland Bösker an den wichtigsten Fakt der Debatte. Es gehe also um Leute, die im Regelfall seit 1990 nicht mehr in einer Armee tätig waren, Wissen und Fähigkeiten demnach nicht regelmäßig auffrischen und trainieren konnten. Menschen, die seit mindestens 35 Jahren nichts mehr mit den Streitkräften zu tun hatten, „einfach wieder in eine Uniform zu stecken, das funktioniert meiner Überzeugung nach nicht“, sagt Bösker.

Auch Frank Fritzsche hält den Vorstoß für „eine ganz schöne Schnapsidee“. Heute unter anderem im Ortschaftsrat Roßlau, war der Roßlauer - eine Besonderheit - in beiden Armeen tätig. Zu DDR-Zeiten war Fritzsche Major, 1996 schied er bei der Bundeswehr als Hauptmann aus. „Was soll diese Menschen motivieren, mit Mitte 50 als Reservisten in der Bundeswehr zu dienen? Erst wurde man ausgeschlossen und auf einmal soll man aus dem Stand heraus wieder Bereitschaft zeigen?“

Ebenfalls in der Bundeswehr gedient, mit Auslandseinsätze im Kosovo und in Afghanistan, und inzwischen Hauptmann der Reserve ist Joerg Schnurre, FDP-Mitglied und in vielerlei Vereinen in Dessau-Roßlau aktiv. Der Vorstoß sei „kein sinnvoller Beitrag“. Nicht nur, weil die Bundeswehr „mit den aktuellen Reservisten ohnehin schon total überfordert“ sei. Sondern auch, weil ihm in der derzeitigen Debatte um Kriegstüchtigkeit Deutschlands die diplomatische Perspektive fehle. „Ich stelle mir die Frage, ob Krieg die richtige Lösung ist.“

Wenn sich diese Frage nun auch noch Wladimir Putin, der Mann im Kreml stellt, könnte man dann auch wieder über ganze andere Themen sprechen. Beste Grüße, Steffen Brachert.

RÜCKBLICK

Dessauer der Woche

Handball-Nationalspieler Renars Uscins kann nicht nur meisterlich mit dem Handball umgehen. Der 23-Jährige hat auch ein Händchen für guten Kaffee. Überzeugen kann man sich in Kürze davon in der Dessauer Wallstraße 26. Dort erfüllt Uscins seiner Mutter Aija einen sehnlichen Wunsch - und wird ihr ein Café eröffnen.

„Kaffee ist für mich ein Genussmittel. Ich trinke eine Tasse am Tag. Nach der Mittagspause – also nach dem Training und vor dem Studium“, sagt Uscins, der vor 20 Jahren mit seiner Familie aus Lettland nach Deutschland kam und zuerst bei der SG Kühnau das Handball-Einmaleins lernte. Heute spielt der 23-Jährige beim Handball-Bundesligisten TSV Hannover-Burgdorf und studiert BWL.

Auf die Kaffeeleidenschaft gebracht hat ihn sein Teamkollege Marius Steinhauser. Von ihm habe er auch seine erste Kaffeesiebträgermaschine erhalten. „Die macht teilweise besseren Kaffee als Cafés“, hat er festgestellt und will nun die hohe Qualität dank neuester Technik auch in Dessau den Gästen in seinem Café servieren.

Renars Uscins mit seiner Mutter Aija in „10/23“ in der Dessauer Wallstraße.
Renars Uscins mit seiner Mutter Aija in „10/23“ in der Dessauer Wallstraße.
Foto: Thomas Ruttke

Minimalistisch und modern ist das kleine Café mit seinen 25 Sitzplätzen eingerichtet. Beige, Holz und schwarze Töne dominieren. Der Name des Cafés hat einen Handball-Hintergrund: „10/23“. „Das sind seine Rückennummern“, sagt Vater Armands Uscins. Die 10 trägt er beim TSV Hannover-Burgdorf, die 23 in der Nationalmannschaft. „Das soll Glück bringen“, erklärt der Vater und ist dafür, dass zwei Handball-Trikots seines Sohnes deshalb an der Wand hängen sollten. „Damit die Leute Bescheid wissen.“ Doch Renars Uscins zögert noch.

MZ-Geschichten der Woche

+++Vor einem Jahr hat SK Bioscience die Mehrheit am Dessauer Pharmaunternehmen IDT Biologika übernommen. Die Zusammenarbeit läuft gut, sagen die Verantwortlichen. Welche Veränderungen geplant sind, um die ambitionierten Ziele zu erreichen, das hat sich MZ-Kollege Oliver Müller-Lorey erklären lassen.

Ulrich Valley und Sally Choe leiten die IDT-Biologika in Dessau.
Ulrich Valley und Sally Choe leiten die IDT-Biologika in Dessau.
Foto: +++Thomas Ruttke

+++Der Stillstand der Arbeiten an der Wallwitzburg ist vorüber. In nur vier Wochen ist der neue Treppenturm aufgemauert worden. Welche Schritte folgen und was sich der Verein wünscht, das hat MZ-Kollegin Heidi Thiemann notiert.

+++Die kleine Tochter von Antonia Bannert hat es eilig auf die Welt zu kommen. Die Mutter bringt ihr Kind nachts um 3 Uhr auf dem Parkplatz des Krankenhauses zur Welt und hat dort Hilfe vermisst. Was das Dessauer Klinikum zu dem Ereignis sagt, hat MZ-Kollegin Heidi Thiemann erfragt.

+++Anna Lena Adler ist das neue Gesicht der Schuldnerberatung in der Körnerstraße. Dass die junge Frau hier einen beruflichen Neubeginn wagte, hat ganz persönliche Gründe. Sie will das Lebenswerk ihrer Mutter fortsetzen, wie MZ-Kollegin Sylke Kaufhold erfuhr.

AUSBLICK

Fest und Bühne

+++Der Tierpark Dessau lädt am Wochenende, 11. und 12. Oktober, jeweils in der Zeit von 10 bis 17 Uhr zum siebten Herbstmarkt vor dem Mausoleum ein. Besucher können sich auf Händler mit handgefertigten Produkten und regionalen Spezialitäten freuen. Parallel ist das Mausoleum geöffnet.

Der Tierpark lockt am Wochenende zum Herbstmarkt.
Der Tierpark lockt am Wochenende zum Herbstmarkt.
Foto: Thomas Ruttke

+++Zörbig erlebt eine Premiere: Am Samstag, 11. Oktober, 18 Uhr, steigt in der Festhalle an der Wasserturmstraße das erste Oktoberfest der Stadt. Unter dem Namen „Zörbiger Saftwiesen“ haben die Veranstalter Mickie Krause und Tim Toupet eingeladen.

+++Mozarts große Oper „Così fan tutte“ hat am Freitag, 10. Oktober, 19.30 Uhr, im Anhaltischen Theater in Dessau Premiere. Regie führt Generalintendant Johannes Weigand. Einen Tag später, am Sonnabend, 11. Oktober, 20 Uhr hat das Schauspiel „Furor“ Premiere im Alten Theater.

+++Etwas lauter wird es am Sonnabend, 11. Oktober, im Shamrock in der Zerbster Straße: Ab 21 Uhr tritt die Band „Tarantel“ mit ihrer Iron-Maidon-Tribute-Show auf.

+++Einen besonderen Abend gibt es am Sonnabend, 11. Oktober, im Golfpark: Aus Anlass des Welthospiztages gibt es dort ein Benefizkonzert mit dem Dessauer Liedermacher Thomas Lapschansky. Los geht es 19 Uhr. Der Eintritt ist frei. Um eine Spende wird aber gebeten.

+++Professor Bummbastic gastiert am Sonntag, 12. Oktober, 15 Uhr, mit „Knallegra“, einer Wissenschaftsshow für die ganze Familie, in der Dessauer Marienkirche. Mit spannenden Experimenten, beindruckenden Effekten, viel Elan und Humor vermitteln Professor Bummbastic und sein Assistent, der Roboter Mozart, wissenschaftliche Grundlagen und wollen die Zuschauer für Technik und Naturwissenschaften begeistern.

Topf und Pfanne

+++Das „Hugo“ ist schon eine Weile aus der Sommerpause zurück. Mit sanierten Räumen und neuer Küchencrew: Die hat nun eine neues „Hugo“-Menü kreiert, das es in drei (49,90 Euro) oder fünf Gängen (69,90 Euro) gibt. Gäste können wählen zwischen geräuchertem Saibling, Maronen-Portwein-Suppe, einer Roulade vom Flanksteak, Risotto Bootarga und einer Mirabellen-Tarte.

EINBLICK

Erfolgreichster Social-Media-Post der Woche

+++Im Wald bei Stackelitz ist eine Familie aus Dessau beim Pilzesuchen zwei Wölfen begegnet. Der Text dazu erreichte auf Facebook über 18.000 Personen. Das war die höchste Reichweite der Woche.

Der Facebook-Post zur Wolfsgeschichte aus Dessau.
Der Facebook-Post zur Wolfsgeschichte aus Dessau.
(Screenshot: Facebook)

Meist geklickter Beitrag der Woche

+++Der Dornröschenschlaf des Rosenhofs am nördlichen Stadtrand Dessaus geht weiter. Ein forcierter Verkauf ist geplatzt. Der Text interessierte vergangene Woche über 11.300 Internet-Nutzer.

QUERBLICK

+++Er ist der beliebteste Fernradweg Deutschlands: der Elberadweg. Ob er diesen Titel zu Recht trägt? Die FAZ ist von Prag nach Dessau geradelt - und hat die Erlebnisse aufgeschrieben.

+++Die Bahnstrecke zwischen Berlin und Bitterfeld ist aktuell voll gesperrt. Die Bahn erneuert hier die Gleise. Dabei kommt eine der weltweit größten Gleisbaumaschinen zum Einsatz. Der MDR hat sich diese angeschaut.

+++Am Zerbster Krankenhaus will der Helios-Konzert die Orthopädie schließen. Die Zerbster fürchten allerdings, dass dies der Anfang vom Ende ist. Am Mittwoch gab es eine große Demo gegen eine mögliche Schließung des Hauses. Die Kollegen von der „Zerbster Volksstimme“ berichten davon.

MZ-FOTO DER WOCHE

Bei einem großen Arbeitseinsatz haben 50 Freiwillige am vergangenen Wochenende den  Spielplatz in Mosigkau auf Vordermann gebracht. Die offizielle Einweihung ist mit einem Halloween-Fest geplant.
Bei einem großen Arbeitseinsatz haben 50 Freiwillige am vergangenen Wochenende den Spielplatz in Mosigkau auf Vordermann gebracht. Die offizielle Einweihung ist mit einem Halloween-Fest geplant.
Foto: Thomas Ruttke

Wer Anregungen oder Hinweise hat, her damit: [email protected]