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Schifffahrt Schifffahrt: Zwangspause im Eis

Von ALEXANDER SCHIERHOLZ 29.12.2010, 21:21

MAGDEBURG/AKEN/MZ. - "Seebär" hat gut zu tun. Täglich ist der Eisbrecher des Wasser- und Schifffahrtsamtes Magdeburg mit drei Mann Besatzung derzeit auf einem Verbindungskanal von der Elbe zum Magdeburger Hafen unterwegs - vom frühen Morgen an bis zum Einbruch der Dunkelheit. "So können wir Schiffen ermöglichen, den Hafen anzulaufen", sagt Herbert Dorf, der in der Behörde den Eisbrecher-Einsatz koordiniert.

Es ist wenig, was in diesen Tagen geht in der Binnenschifffahrt. In Sachsen-Anhalt sind zwar die Elbe und die Saale eisfrei. Doch der Mittellandkanal bis nach Niedersachsen hinein und der Elbe-Havel-Kanal, beide bedeckt mit einer dicken Eisschicht, sind seit Weihnachten gesperrt. Auf dem Mittellandkanal bei Haldensleben (Börde) meldet die Wasserschutzpolizei 24 im Eis festsitzende Transportschiffe mitsamt Besatzung. Im Elbe-Havel-Kanal bei Burg (Jerichower Land) sind vier Schiffe eingefroren. Andere Frachter hätten es gerade noch bis in den Magdeburger Hafen geschafft, sagt Siegfried Günther, stellvertretender Dienstgruppenleiter beim Wasserschutzpolizeirevier Magdeburg.

Eisbrecher im Hafenbecken

Für die Häfen hat das negative Folgen: "Zurzeit ist bei uns nur eingeschränkter Betrieb möglich", sagt etwa Peter Ziegler, Betriebsleiter des Elbe-Hafens Aken (Kreis Anhalt-Bitterfeld). Auch dort sorgt ein Eisbrecher dafür, dass das Hafenbecken befahrbar bleibt. 70 Prozent aller Aken anlaufenden Schiffe gelangen über den Mittellandkanal in den Fluss. "Ob aus Richtung Bremerhaven oder aus Süddeutschland, alle müsse da durch, wo es gerade nicht weitergeht", sagt Ziegler.

Der Container-Umschlag für Unternehmen in der Region funktioniere bisher dennoch, so der Betriebsleiter. "Wir haben Kunden, die sind auf regelmäßige Lieferungen angewiesen, weil sie ihre Maschinen nicht anhalten können." Etwa die chemische Industrie in Bitterfeld-Wolfen, wohin über den Akener Hafen Grund- oder Zusatzstoffe transportiert werden.

Im Magdeburger Hafen tröstet sich Betriebsleiter Leonhard Hochheimer damit, dass Weihnachtspause herrscht: "Viele Schiffe liegen ohnehin in den Winterhäfen." Dennoch geht der Betrieb auch in der Landeshauptstadt weiter: Zweimal in der Woche treffen sich Schubverbände mit Containern, die flussab- und flussaufwärts die Elbe befahren, in Magdeburg. Dort wird umgeschlagen, meist auf Lastwagen.

Branche beklagt Einnahmeverluste

Denn Weihnachtspause hin oder her: "Dass im Winter die Schifffahrt ruht, das war einmal", sagt Wolfgang Duffner, Sprecher des Bundesverbandes der Deutschen Binnenschifffahrt. Viele Kunden erwarteten, dass ihre Waren ganzjährig transportiert werden. Sei das auf dem Wasser nicht möglich, wichen sie auf Schiene oder Straße aus. Für Reedereien und private Schiffseigner bedeutet die Zwangspause im Eis deshalb Einnahmeausfälle von durchschnittlich 1 000 Euro pro Tag. Gerade nach der längeren Eisperiode im Winter 2009 / 2010 sei das für die Betriebe eine schwierige Situation.

Wie lange noch? Das ist offen. Im Mittelland- und im Elbe-Havel-Kanal würden Eisbrecher erst eingesetzt, wenn es wieder wärmer werde, sagt Herbert Dorf vom Wasser- und Schifffahrtsamt. "Jetzt hat das noch keinen Sinn. Wir würden durchfahren, und es würde sofort wieder zufrieren."