Dürre bedroht Landwirte Zweites Dürre-Jahr bedroht Existenz von Landwirt Cord Rose-Borsum aus Plötzkau: Boden vollkommen trocken

Schackstedt - Cord Rose-Borsum hat seine Ernte für dieses Jahr schon eingefahren – viel früher als gewöhnlich. „Normalerweise sind wir immer so am 26. oder 27. August damit fertig, in diesem Jahr aber bereits am 29. Juli – das sagt doch schon alles.“
Denn das frühe Ernteende ist alles andere als ein Grund zur Freude. Es ist die Folge der Dürre des vergangenen Jahres, die sich 2019 nahtlos fortgesetzt hat. Und ein geringerer Ertrag lässt sich nun mal schneller abernten. Nur halb so viel Getreide wie in normalen Jahren hat er in diesem Jahr vom Feld geholt. „Wir müssen uns wirklich überlegen, ob wir das noch weitermachen wollen.“
Den Ackerböden fehlte bereits durch die Trockenheit von 2018 das Wasser
Dass es seit Langem viel zu trocken ist, ist keine neue Nachricht. Bereits im vergangenen Jahr war abzusehen, dass es die Landwirte auch in diesem Jahr schwer haben werden – zu groß war das Wasserdefizit im Boden. Und durch den ausbleibenden Regen im bisherigen Jahresverlauf wird es von Tag zu Tag heftiger.
„Bis in zwei Meter Tiefe ist der Boden vollkommen trocken“, sagt Rose-Borsum. Und das wirke sich nicht nur auf die Menge des Ertrages, sondern auch auf dessen Qualität aus. Beim Weizen spricht der Plötzkauer beispielsweise von „Kümmerkörnern“: „Das Getreide ist viel leichter als normal, das mag man teilweise nicht mal mehr den Hühnern vorwerfen.“
Die Mehlausbeute je Korn sinke durch die Trockenheit deutlich – und dadurch natürlich der Gewinn. Pro Hektar spricht Rose-Borsum von einem Verlust in Höhe von 400 bis 500 Euro. Bei einer bewirtschafteten Fläche von 690 Hektar gehen die Einbußen in die Hunderttausenden – und das im zweiten Jahr in Folge.
Cord Rose-Borsum rechnet bis zu 500 Euro Verlust pro Hektar
Mit dem Erlös aus dem verkauften Getreide könne er gerade mal die Pacht für das Land bezahlen, da sind dann aber noch keinerlei andere Kosten wie beispielsweise jene für den Fuhrpark, Pflegemaßnahmen für die Früchte oder die Fremdarbeitslöhne enthalten.
Um nicht zu sehr von einer Frucht abhängig zu sein, hat sich der Landwirt im Laufe der Jahre immer breiter aufgestellt. Aber egal, ob Raps, Gerste, Zuckerrüben, Majoran, Durum, Kartoffeln oder Dinkel: Wasser brauchen alle Pflanzen.
Rose-Borsum berichtet auch von einem befreundeten Landwirt aus der Nähe von Gerbstedt, den es noch härter getroffen hat. Der musste sein gesamtes Milchvieh verkaufen, weil er nicht genügend Futter für die Kühe erwirtschaften konnte. „Das eigene Milchvieh ist für einen Landwirt wie ein Teil der Familie“, verdeutlicht der 55-Jährige die dramatischen Dimensionen. Er selbst hält keine Tiere.
Einige Landwirte mussten bereits Kühe verkaufen, weil sie nicht genug Futter ernten konnten
Trotz der düsteren Zukunft steht der Nachwuchs schon bereit: Mit Tochter Justina (22) hat die mittlere seiner drei Töchter gerade ihre Gesellenprüfung zur Landwirtin abgelegt. „Falls sie den Betrieb tatsächlich übernehmen möchte, muss ich mir schon überlegen, ob ich das meinem Kind überhaupt zumuten kann.“
Auch deshalb, weil Landwirte in der heutigen Gesellschaft unrealistischen Forderungen ausgesetzt sind, sagt Rose-Borsum. „Es werden immer mehr Bioprodukte gefordert, aber Arbeitskräfte aus der Region zur manuellen Bearbeitung der Früchte haben wir trotz großer Bemühungen nicht gefunden.“
Landwirt wünscht sich mehr Verständnis von den Verbrauchern
Mehr Vertrauen und Verständnis aus den Reihen der Verbraucher wünscht sich der 55-Jährige. Und mehr Unterstützung von der Politik. Beispiel Dürrehilfe: Das sei von Anfang an ein reines Politikum gewesen. Nur ein Bruchteil der Landwirte habe bislang tatsächlich Hilfegelder erhalten. Auch sein eigener Antrag wurde abgelehnt. (mz)
