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Nach Dürre-Sommer Nach Dürre-Sommer: Nicht genug! Sachsen-Anhalts Bauern bekommen 30 Millionen Euro

Von Julius Lukas 22.08.2018, 19:37
Der Landesbauernverband rechnet mit einem Dürreschaden von 237 Millionen Euro.
Der Landesbauernverband rechnet mit einem Dürreschaden von 237 Millionen Euro. imago stock&people

Halle (Saale) - Die Dürre im Sommer 2018 ist eine Naturkatastrophe - davon geht das Landesumweltministerium aus. „Die lange Trockenheit führte zu Ernteausfällen, die über das normale Ausmaß weit hinausgehen“, sagte Ministerin Claudia Dalbert (Grüne) der MZ.

Im Fünf-Jahres-Vergleich sei der Ertrag im Land auf zwei Dritteln der Agrarfläche um mindestens 30 Prozent zurückgegangen. Damit gehört Sachsen-Anhalt zu den am heftigsten betroffenen Ländern - nur in Schleswig-Holstein und Brandenburg zerstörte die Trockenheit noch mehr.

Dürre soll als Naturkatastrophe klassifiziert werden

Dalbert will dem Kabinett daher am Dienstag vorschlagen, die Dürre als Naturkatastrophe zu klassifizieren. Diese Einschätzung erleichtere es den Bauern, die Nichteinhaltung von Lieferverträgen zu begründen.

Zudem macht der Status als Naturkatastrophe den Weg für Dürrehilfen frei. Bereits Anfang August stellte die Landesregierung bis zu 15 Millionen Euro für notleidende Bauern in Aussicht. Mit der Ankündigung verbunden war auch die Forderung von Ministerpräsident Reiner Haseloff (CDU), dass sich der Bund an den Maßnahmen beteiligt.

Dies sicherte Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner (CDU) am Mittwoch auch zu. Auf Grundlage der Ernteberichte sieht sie in ganz Deutschland einen durch die besondere Wettersituation entstandenen Schaden von 680 Millionen Euro. Eine „Vollkasko-Entschädigung“ könne es aber nicht geben, so Klöckner. „Wir schlagen daher vor, die Hälfte davon, also etwa 340 Millionen Euro, auszugleichen.“

Bauern bekommen nur Hilfe, wenn ihre Existenz bedroht ist

Für die Hilfe kommen nur Landwirte in Frage, deren gesamter Betrieb 2018 im Drei-Jahres-Vergleich mindestens 30 Prozent seiner Jahreserzeugung eingebüßt hat. Hinzu kommt, dass die Existenz der Bauern bedroht sein muss. Die finanzielle Unterstützung soll je zur Hälfte von Bund und Land bezahlt werden.

Im Fall Sachsen-Anhalts könnten die Landwirte also mit etwa 30 Millionen Euro Dürrehilfen rechnen. Zu wenig für Olaf Feuerborn: „Die Hilfen reichen längst nicht für alle Schäden“, sagte der Präsident des Landesbauernverbandes der MZ. Trotzdem sei man für die Mittel dankbar. „Damit kann den notleidenden Betrieben über die nächsten Wochen geholfen werden.“ Einige Viehhalter müssten bereits jetzt ihre Wintervorräte verfüttern.

Landesbauernverband rechnet mit 237 Millionen Euro Schaden

Derzeit geht der Landesbauernverband von 237 Millionen Euro Schaden aus. „Und da sind Grünlandverluste sowie die Herbstkulturen noch gar nicht eingerechnet“, so Feuerborn. Allerdings: Nicht allen Landwirten hat der Katastrophen-Sommer geschadet. Obstbauern und Winzer etwa fuhren gute bis sehr gute Ernten ein.

Den Vorschlag des Bundes hält Agrarministerin Dalbert für unterstützenswert. „Die 340 Millionen Euro sind aus meiner Sicht in Ordnung.“ Allerdings müssten diese gegebenenfalls angepasst werden. „Wenn wir feststellen, dass die zu erstattenden Schäden höher ausfallen, muss nachverhandelt werden“, so Dalbert.

Anfang September soll nun eine Vereinbarung zwischen Bund und Ländern geschlossen werden, damit das Geld fließen kann. Ministerin Klöckner betonte jedoch, dass die Länder schon zuvor Mittel an Bauern zahlen dürfen, die dann verrechnet werden. „Wir bitten, die viehhaltenden Betriebe vorrangig zu bearbeiten“, so Klöckner, „denn Kühe fressen bekanntlich kein Geld.“ (mz)

Lesen Sie dazu den Kommentar: Was sind die Konsequenzen aus dem Dürrejahr 2018?