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Verdächtiges Päckchen im Landtag Verdächtiges Päckchen im Landtag: Abgeordnete Sarah Sauermann im Fokus der Ermittlungen

Von Hagen Eichler 31.01.2019, 08:00
Sprengstoffexperten der Polizei auf den Fluren des Landtags.
Sprengstoffexperten der Polizei auf den Fluren des Landtags. Hagen Eichler

Magdeburg - Ein Polizeieinsatz hat am Mittwochvormittag die Arbeit des Landtags weitgehend lahmgelegt. Gegen 8 Uhr morgens sperrten die Beamten alle Eingänge und evakuierten zwei Gebäudeflügel. Auslöser war ein Pappkarton, den ein Landtagsmitarbeiter in einer kleinen Teeküche entdeckt hatte. Die Beschriftung warnte vor dem Berühren des Pakets - andernfalls drohe der Tod.

Das Parlament musste daraufhin zahlreiche Veranstaltungen absagen, darunter eine Pressekonferenz mit den fünf Fraktionsvorsitzenden und eine Sitzung des Untersuchungsausschusses zum Abwasserskandal. Etliche Abgeordnete kehrten in ihre Wahlkreise zurück, die CDU versammelte Politiker und Mitarbeiter in einem großen Beratungsraum.

Wer platzierte das Paket? Polizei nimmt Sarah Sauermann unter die Lupe

Ein Sprengstoffexperte des Landeskriminalamts nahm den Fund in der Teeküche unter die Lupe - und konnte schnell Entwarnung geben. Das Päckchen enthielt keine gefährlichen Stoffe, sondern lediglich zerknülltes Zeitungspapier. Gegen 10.45 Uhr konnte die Polizei die Evakuierung des Gebäudes aufheben.

Wer das Paket abgelegt hatte, konnte die Polizei am Mittwoch noch nicht sagen. Sie interessierte sich aber ganz besonders für die fraktionslose Abgeordnete Sarah Sauermann. Mehrere Beamte befragten sie noch im Landtag und begleiteten die Politikerin anschließend zu einem zivilen Fahrzeug der Kriminalpolizei.

Sauermann wirkte bleich und verstört. „Ich mache jetzt eine Aussage“, erklärte sie auf MZ-Nachfrage. Ein Polizeisprecher sagte später, die Abgeordnete habe sich „zur Aufklärung des Sachverhalts freiwillig zur Verfügung gestellt“.

Polizei sichert persönliche Unterlagen von Sauermann

Die 30-Jährige hatte den Wahlkreis Bernburg als Direktkandidatin der AfD gewonnen. 2017 überwarf sie sich jedoch mit ihrer Partei, seither ist sie fraktionslos. Im November 2018 enthüllte die MZ, dass Sauermann im laufenden Jahr an keiner einzigen Plenar- oder Ausschusssitzung teilgenommen hatte.

Zuletzt wurde sie jedoch mehrfach im Landtagsgebäude gesehen. Zahlreiche Abgeordnete berichten, dass sie von Sauermann unverständliche E-Mails und Chatnachrichten erhalten. In diesen schildert sie Ängste und beschuldigt andere, sie im Landtag eine Treppe hinuntergestoßen zu haben.

Neben dem verdächtigen Paket sicherte die Polizei am Mittwoch auch persönliche Unterlagen von Sauermann, die auf dem Landtagsflur vor der Fraktionsgeschäftsstelle der CDU abgelegt waren. Nach MZ-Informationen gehörten dazu ärztliche Rezepte.

Sauermann hofft auf die CDU

In E-Mails an zahlreiche Empfänger behauptet die Fraktionslose, sie sei mittlerweile der CDU beigetreten. Tatsächlich hat sie lediglich ein Aufnahmeformular ausgefüllt, das sie zunächst in der CDU-Landtagsfraktion hinterlegte und das am Mittwoch die CDU-Landesgeschäftsstelle erreichte. Über den Antrag entscheiden muss der CDU-Kreisvorstand Dessau-Roßlau, weil Sauermann einen Wohnadresse in der Stadt angegeben hat.

Landtagspräsidentin Gabriele Brakebusch (CDU) gab am Mittwoch keine Erklärung zu dem Vorfall ab. Anfang Januar hatte sie auf MZ-Nachfrage erklärt, sie habe Sauermann schriftlich Unterstützung angeboten. Gleichzeitig betonte sie den Stellenwert eines freien Mandats: Abgeordnete könnten „in freier Eigenverantwortung“ über die Art und Weise der Mandatsausübung entscheiden. (mz)