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Studiengebühren Studiengebühren in Sachsen-Ahalt: Langzeitstudenten spülen Millionen in Hochschulkassen

Von Anja Förtsch 06.09.2016, 09:53
Studenten verfolgen in einem Anatomie-Hörsaal der Medizinischen Fakultät an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg eine Vorlesung zu Gelenken und Muskeln.
Studenten verfolgen in einem Anatomie-Hörsaal der Medizinischen Fakultät an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg eine Vorlesung zu Gelenken und Muskeln. dpa-Zentralbild

Magdeburg - Die Gebühren von Langzeitstudenten haben in den vergangenen Jahren mehrere Millionen Euro in die Kassen der Hochschulen in Sachsen-Anhalt gespült.

Dabei stiegen die Einnahmen innerhalb von acht Jahren um 40 Prozent. Während die Universitäten 2008 auf diesem Weg 2,5 Millionen Euro einnahmen, waren es  im Vorjahr 3,5 Millionen Euro. Das geht aus einer Antwort der Landesregierung auf eine Kleine Anfrage der Linken-Landtagsfraktion hervor.

Ministeriumsieht kein Problem mit den Gebühren

Während die Linke die Entwicklung mit Sorge betrachtet, sieht das zuständige Wissenschaftsministerium darin kein grundsätzliches Problem. Die Gebühren werden fällig, sobald Studierende die Regelstudienzeit um mehr als vier Semester überschreiten. Bei einem Bachelor-Studium sind das in der Regel sechs Semester, also drei Jahre. Pro Semester betragen die Gebühren in Sachsen-Anhalt 500 Euro. Dabei gibt es laut Ministerium aber zahlreiche Ausnahmen.

Berücksichtigt würden beispielsweise Kindererziehungszeiten, die aktive Mitarbeit in Hochschulgremien sowie Spitzenleistungen in Sport, Musik und Kunst. Die Höhe der Gebühren schwanke zudem von Jahr zu Jahr.
Hendrik Lange, hochschulpolitischer Sprecher der Linken-Fraktion, sieht in der Entwicklung den Beleg dafür, dass die Gebühren ein Fehlanreiz seien. Das Ziel, die Zahl der Langzeitstudenten und damit auch den durch sie verursachten Verwaltungsaufwand zu senken, ist laut Lange nicht erreicht worden.

Langzeitstudiengebühren „seien das falsche Mittel“

„Der Anstieg zeigt, dass Langzeitstudiengebühren nicht als Abschreckungsfaktor funktionieren.“  Er fordert deshalb deren Abschaffung. Die Hochschulen sollten eher das Studium so gestalten, dass möglichst wenige in die Situation kommen, überhaupt Langzeitstudiengebühren zahlen zu müssen, so Lange. Die Gebühren seien „das falsche Mittel, einen guten und erfolgreichen Studienverlauf zu organisieren“ und vielmehr nur„ein Instrument, um ein enges Studienkorsett durchzusetzen“.

„Wir schätzen diese Entwicklung derzeit nicht als bedenklich ein“, sagte derweil Ministeriumssprecher Robin Baake der MZ. Man werde dennoch prüfen, ob  Handlungsbedarf besteht. Warum die Zahlen stetig steigen, kann das Ministerium nicht abschließend beantworten. „Es liegt aber die Vermutung nahe, dass viele Studierende durch die Notwendigkeit, neben dem Studium arbeiten zu müssen, länger für ihr Studium brauchen und daher gebührenpflichtig werden“, sagte Baake. Die Belastungen der Studierenden seien allerdings grundsätzlich nicht anders als in den anderen Ländern.

Katharina Vorwerk, Sprecherin der Otto-von-Guericke-Universität in Magdeburg, sieht den Grund für den Anstieg in der Struktur der Studiengänge. Bauen diese direkt aufeinander auf, summieren sich die Semester. „Wenn im Bachelorstudiengang die Regelstudienzeit bereits überschritten wurde, gelangen die Studierenden im konsekutiven Masterstudiengang schneller in die Gebührenpflicht“, erklärte Vorwerk.

Halle profitiert besonders von den Langzeitstudenten

Den Daten zufolge hat die Universität Halle mit knapp 1,4 Millionen Euro die meisten Gebühren eingenommen. Laut Sprecherin Manuela Bank-Zillmann wird das Geld unter anderem „zur Verbesserung der Studienbedingungen eingesetzt“. Die Universität Magdeburg erhielt von Langzeitstudenten mit 660.000 Euro weniger als die Hälfte. Die Hochschule Anhalt nahm den Angaben zufolge gut 620.000 Euro ein, die Hochschule Magdeburg-Stendal etwa 576.000 Euro. Die deutlich kleinere Burg Giebichenstein Kunsthochschule Halle bekam von Langzeitstudenten im vergangenen Jahr 18.000 Euro. (mz)