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Steigt Konzern beim FCM ein? Intel verhandelt mit 1. FC Magdeburg und SCM über künftige Zusammenarbeit

Der US-Chiphersteller Intel meint es ernst mit Magdeburg: Der Weltkonzern verhandelt jetzt mit dem 1. FC Magdeburg und den Handballprofis vom SCM über künftige Kooperationen. Die Gespräche liefen „sehr gut“, sagt der Konzern.

Von Jan Schumann Aktualisiert: 06.09.2023, 19:20
Er trägt schon das FCM-Trikot mit Intel-Schriftzug: Konzernvorstand Keyvan Esfarjani.
Er trägt schon das FCM-Trikot mit Intel-Schriftzug: Konzernvorstand Keyvan Esfarjani. (Foto: Konstantin Kraft)

Magdeburg/MZ - Der US-Chiphersteller Intel will parallel zum Bau des milliardenschweren Werks in Magdeburg sein regionales Engagement ausweiten – jetzt verhandelt der Konzern über eine Zusammenarbeit mit dem Fußball-Zweitligisten 1. FC Magdeburg und dem Handball-Proficlub SC Magdeburg. Das bestätigte der Mikrochip-Hersteller auf MZ-Anfrage.

„Intel fühlt sich eng mit Magdeburg verbunden und strebt eine lange und gute Partnerschaft an“, betonte Sprecherin Monika Lischke am Mittwoch. So fanden bereits „erste offene Gespräche mit dem FCM und auch dem Handball-Club SCM statt, die sehr gut verliefen“, sagte Lischke. „Um konkretere Details zu nennen, ist es zu früh.“

Intel-Delegation sah FCM-Sieg gegen Hertha

Es ist eine Nachricht, die nicht nur Sachsen-Anhalts Sportszene aufrüttelt. Denn zum Einen ist es für ostdeutsche Sportclubs meist schwierig, neue und finanzkräftige Kooperationspartner zu finden. Zum anderen unterstreicht Intel so sein Bekenntnis zu Magdeburg: Trotz zwischenzeitlicher Fragezeichen zur Finanzierung des 30-Milliarden-Euro-Werks steht der Chip-Hersteller offenbar fest zu seinen Plänen in der Landeshauptstadt. Der Werkbau soll 2024 beginnen, ab 2027 sollen dann Halbleiter der neuesten Generation vom Band gehen.

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Nun also der erste Kontakt zur FCM-Clubspitze. Was beim Kennenlernen am vergangenen Samstag sicher half: Die Intel-Delegation sah mit dem 6-zu-4-Sieg der Magdeburger gegen Hertha BSC Berlin eines der spektakulärsten Spiele der jüngeren Club-Geschichte live von der Tribüne. „Die positive Energie im Stadion war für uns alle spürbar“, sagt Intel-Sprecherin Lischke.

Intel ist bereits offizieller Partner der Olympischen Spiele

Welchen Umfang die Kooperation mit dem Magdeburger Club künftig haben könnten, dazu schweigen Intel und der FCM. Der Verein will am liebsten gar nichts zu den Gesprächen sagen. Der US-Chiphersteller betont auf MZ-Anfrage indes, dass er sich bereits stark im Sportbereich engagiert, etwa als offizieller Partner der Olympischen Spiele. „Spitzensport und Technologie gehören bei Intel schon lange zusammen.“

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So unterstütze der Hightech-Konzern bereits jetzt Sportler mit detaillierten Videoauswertungen und Bewegungsdaten mittels künstlicher Intelligenz – so sollen Athleten und Trainer ihre Leistungen noch weiter steigern können. Zugleich sieht Intel Möglichkeiten, sein technisches Wissen in der Infrastruktur zu nutzen: „Sensoren könnten etwa die Temperatur im Stadion messen und die Klimaanlage automatisch justieren“, so Lischke. „Oder auch in der Event- und Cateringplanung, etwa durch die automatische Überwachung von Lagerbeständen.“ Intel wolle seine Technologien im Sport einsetzen, so Lischke. Die Gespräche mit den Magdeburger Klubs seien ein „Schritt in diese Richtung“.

Konzern-Vertreter von Intel trugen bereits FCM-Trikots

Wie ernst es Intel ist, zeigten Konzernmitarbeiter bereits am vergangenen Wochenende bei Bürgergesprächen im Magdeburger Stadtteil Ottersleben. Intel-Vorstand Keyvan Esfarjani trat dort im blauen Trikot des Fußball-Zweitligisten 1. FC Magdeburg auf – doch statt dem eigentlichem Trikotsponsor „Humanas“, einem Pflegedienstleister aus der Börde, prangte bereits der Intel-Schriftzug auf dem Trikot. Auch Intel-Vertriebsleiter Christoph Schell trug bereits ein FCM-Trikot mit dem Chipkonzern auf der Brust.

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Ihre Botschaft: Mit Intel kommt nicht nur eine riesige Chipfabrik, sondern auch viel regionales Engagement nach Magdeburg – etwa im Sport. „Wir wollen ein guter Partner, ein guter Nachbar sein“, so Intel-Vorstand Esfarjani laut Magdeburger „Volksstimme“. „Es ist wie eine Ehe, wir wollen lange mit Ihnen zusammenbleiben.“

FDP-Politiker lobt Engagement des Chipherstellers

Allerdings: Nicht alle sind restlos euphorisch über den möglichen Deal zwischen Intel und dem 1. FC Magdeburg. Teile der Fanszene fürchten bereits, dass ein Sponsoring mit einer Mitsprache des Konzerns im Club verknüpft sein könnte. Kritiker geben hinter vorgehaltener Hand zu bedenken: Bisher war die Rolle des Hauptsponsors immer mit einem Posten im Präsidium oder Aufsichtsrat verknüpft. Laut sagt all das bisher aber noch keiner – auch deshalb, weil zu wenig über die Verhandlungen bekannt ist. Und weil der Club letztlich auch auf finanzkräftige Sponsoren angewiesen ist.

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In Teilen der Landespolitik wird indes bereits frohlockt. „Ich finde das sehr positiv, wenn sich solch ein Unternehmen zur Region bekennt, auch wenn es seinen Sitz eigentlich woanders hat“, sagt FDP-Landtagsfraktionschef Andreas Silbersack der MZ. „Das ist nun wirklich nicht immer so.“

Der langjährige Präsident das Landessportbunds betont, die Gespräche seien ein gutes Zeichen für den Sport in Sachsen-Anhalt. „Die Bedenken, dass über das Sponsoring Einfluss auf den Sport genommen werde, teile er nicht. „Das spielt hier keine Rolle“, sagte Silbersack. Zumal es offenbar nicht darum gehe, dass Intel als klassischer Investor einsteige, so der Politiker.