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Milliardeninvestition Delegation in Irland: So lief Haseloffs Besuch der Intel-Chipfabrik

Intel plant zwei Fabriken in Magdeburg: Was kommt da auf das Bundesland zu? Eine Delegation um Ministerpräsident Haseloff hat das jetzt in Irland erkundet.

Von Jan Schumann Aktualisiert: 11.05.2022, 22:07
Das kommt auch auf Sachsen-Anhalt zu: Intel-Baustelle mit Tausenden Arbeitern am Standort Irland.
Das kommt auch auf Sachsen-Anhalt zu: Intel-Baustelle mit Tausenden Arbeitern am Standort Irland. Foto: dpa

Dublin/MZ - Jetzt steht Reiner Haseloff (CDU) in jenem Teil der Chipfabrik, in dem wirklich nichts mehr schiefgehen darf. Kameras und Handys musste die Delegation um den Ministerpräsidenten schon abgeben, nun zeigen strenge Intel-Ingenieure auf sauber gefaltete Schutzkleidung. Nicht ein, sondern zwei Paar Handschuhe muss jeder Werkbesucher überstreifen, egal ob Regierungschef oder Staatssekretär. Dazu einen weißen Ganzkörper-Anzug, ein Haarnetz, eine Kunststoffbrille. Obendrauf kommt der Helm mit dem blauen Intel-Logo. Wer ist hier wer? In der sterilen Einheitskleidung ist das jetzt nur noch an Körpergröße und Gang zu erraten.

Die Vorsichtsmaßnahmen haben einen Grund: Haseloffs Reisegruppe inspiziert in Irland eine der modernsten Chipfabriken der Welt. Zwar ist die „Fab 34“ nahe Dublin noch eine Baustelle - allerdings ist das Milliardenprojekt bereits schon so weit hochgezogen, dass die Sachsen-Anhalt-Delegation sich am Dienstag einen Vorgeschmack holen will: Denn all das wird auch auf das Bundesland zukommen. „Dann aber mit der nächsten Technikgeneration, das ist dann Weltspitze“, so Haseloff.

Maschinen in der Größe eines Busses

Auch Wirtschaftsminister Sven Schulze (CDU) und Magdeburgs Oberbürgermeister Lutz Trümper (SPD) sind auf die Insel geflogen, treten jetzt im Schutzanzug durch die Schleuse ins Hightech-Heiligtum: Die sogenannten Reinräume der Intel-Fabrik sind mindestens 1.000 Mal so steril wie OP-Säle, versichert der Konzern. Kein Haar, kein Make-up soll die sensible Chip-Produktion stören.

Dafür wird mehrfach pro Minute die Luft in der Produktionshalle ausgetauscht, sie strömt permanent durch Decken und Böden. Sogar die Fabriklampen leuchten im exakt errechneten Gelbton, um die lichtempfindlichen Chip-Rohlinge bloß nicht zu irritieren.

Trümper: „Sehr imposant“

„Sehr imposant“, sagt Magdeburgs Rathauschef Trümper. Als die Schutzhelm-Delegation durch das Werk wandelt, schrauben Ingenieure mit Verschwiegenheitspflicht an Geräten, fahren einbaufertige Teile quer durch die Halle.

Das Herzstück der Fabrik sind jene Bus-großen Maschinen, die zur Belichtung der Rohlinge verwendet werden. In ultrakomplexen Verfahren ätzen die Anlagen die spätere Chipstruktur in pizzaförmige Unterlagen. Weit mehr als 100 Millionen Euro kostet nur eine dieser Belichtungsanlagen. In Magdeburg könnten laut Intel einmal zehn bis 15 solcher Maschinen installiert werden.

30 Milliarden in Standort Irland investiert

Haseloffs Reisegruppe lässt sich im irischen Werk mit Technikdaten bombardieren: Fünfmal so viel Stahl wie im Eiffelturm sei hier verbaut, etwa 2.000 Arbeiter seien allein bei der Fertigstellung des Reinraums beschäftigt. Die vielleicht wichtigste Zahl liefert Intel-Managerin Ann-Marie Holmes: 30 Milliarden Euro habe der US-Konzern innerhalb von drei Jahrzehnten in Irland investiert - auf dieser Grundlage sollen nun jährlich 2,75 Milliarden generiert werden.

„Results matter“, bringt Holmes die Intel-Philosophie auf den Punkt: Ergebnisse zählen. Auch in Sachsen-Anhalt: 17 Milliarden Euro ist die geplante Investition in Magdeburg schwer, spätestens 2023 soll der Bau zweier Halbleiterfabriken starten. Schon 2026 könnte nach Intel-Plänen die Produktion beginnen. So sagt es Holmes gleich zu Beginn des Haseloff-Besuchs - bisher stand in Magdeburg allerdings das Jahr 2027 im Raum. Die Botschaft: Intel will Gas geben. Der Konzern räumt aber ein, dass der 2026-Plan ambitioniert ist.

Tausende Arbeiter zum Aufbau nötig

Für die Sachsen-Anhalt-Delegation geht es von der Mikrochip- bis zur Vogelperspektive: Mit von Intel besorgten Arbeitsschuhen erkunden Haseloff und Co. den Fabrikbau auch an der frischen Luft. Statt filigraner Hightech-Arbeit sehen sie hier die vollen Dimensionen dieses Milliardenprojekts: Auf einer Fläche von mehr als 500 Fußballfeldern hat Intel nahe Dublin seinen Technologiecampus erschlossen, baut jetzt mit großem Aufwand an der Fabrikerweiterung. Tonnenschwere Baufahrzeuge kriechen zwischen frischen Betonwänden.

Tausende Arbeiter sind allein für die Erweiterung des irischen Werks nötig, so Intel. Dutzende Containermodule ragen jetzt inmitten der riesigen Baustelle in die Höhe - all das sei nötige Infrastruktur für die Arbeiter, erklärt ein Intel-Experte der Delegation. Dort ziehen sich die Konstrukteure um, dort haben sie eine Kantine und Sanitärräume. Es ist ein eigener kleiner Mikrokosmos in diesem irischen Intel-Universum.

Intel plant bereits weitere Fabriken

Genau das kommt auch auf den Großraum Magdeburg zu. Wie wird es in der Landeshauptstadt laufen, wenn drei bis vier Jahre lang ebenfalls tausende Arbeiter auf der Baustelle nötig sind? „Wir sind die Szenarien bereits durchgegangen“, sagt Trümper der MZ. „Das ist absolut machbar für die Stadt“ - die Kommune könne genügend Wohnraum für eine solche Anzahl von Fachkräften bieten.

Geht es nach Intel, ist das auch nötig. Nicht nur, weil letztlich tausende Jobs in der Halbleiterbranche entstehen sollen: Perspektivisch soll zudem die Erweiterung auf acht zusammenhängende Fabriken in Magdeburg möglich sein.