1. MZ.de
  2. >
  3. Mitteldeutschland
  4. >
  5. Sachsen-Anhalt
  6. >
  7. ach Feußner-Rauswurf: Neuer Bildungsminister Jan Riedel kassiert umstrittene Erlasse der Vorgängerin

Nach Rauswurf von Ministerin Sachsen-Anhalts neuer Bildungsminister Riedel kassiert umstrittene Erlasse seiner Vorgängerin

Auf die Kürzung von Lehrer-Zuweisungen will der neue Bildungsminister Jan Riedel verzichten. Auch Ex-Ministerin Eva Feußner meldet sich zu Wort - was sie kritisiert.

Von Hagen Eichler Aktualisiert: 02.07.2025, 19:27
"Wir wollen Sicherheit, Stabilität und Ruhe in die Kollegien bringen": Jan Riedel am Mittwoch bei seinem ersten öffentlichen Auftritt.
"Wir wollen Sicherheit, Stabilität und Ruhe in die Kollegien bringen": Jan Riedel am Mittwoch bei seinem ersten öffentlichen Auftritt. (Foto: Klaus-Dietmar Gabbert/dpa)

Magdeburg/MZ - Die Schulen in Sachsen-Anhalt bekommen ihre Lehrerstunden im nächsten Schuljahr nach dem gleichen Verteilschlüssel zugewiesen wie bisher. Das hat Sachsen-Anhalts neuer Bildungsminister Jan Riedel (CDU) am Mittwoch in Magdeburg angekündigt. Er nimmt damit Kürzungen zurück, mit denen seine am Sonntag entlassene Vorgängerin Eva Feußner (CDU) einen Proteststurm in den Schulen entfacht hatte.

Feußners Pläne hätten dazu geführt, dass für Förderstunden weniger Lehrerarbeitszeit zur Verfügung gestanden hätte. Vor allem große Schulen hätten Personal verloren, das dann an andere Schulen hätte abgeordnet werden können. Die Erlasse hätten zu „großem Aufruhr in den Kollegien und in der Gesellschaft geführt“, sagte Riedel. Sie würden daher „zurückgestellt“. Das Ziel: „Wir wollen Sicherheit, Stabilität und Ruhe in die Kollegien bringen.“

Minister Riedel: Der Lehrermangel bleibt noch lange

Riedel, der in Halle das heutige Lyonel-Feiniger-Gymnasium aufgebaut hat, verspricht Lehrern, Eltern und Schülern eine neue Art des Umgangs. Er wolle den Schulen helfen, besser zu werden, sagte der 43-Jährige. Er räumte ein, dass der Lehrermangel trotz aller Bemühungen in Sachsen-Anhalt noch lange anhalten werde.

Riedel rief dazu auf, dem Mangel mit „neuem Denken“ zu begegnen. Die heutige Aufgabe laute, trotz knapper Lehrer eine gute Schule machen. Als Beispiel nannte er Modelle, bei denen Schüler und Lehrer selbstständig Lerninhalte festlegten, die in einem bestimmten Zeitabschnitt zu erarbeiten seien. Dabei könne es auch Tage des selbstorganisierten Lernens ohne Anwesenheit von Lehrern geben. „Das sind überall auf der Welt Erfolgsmodelle“, sagte Riedel. Er wolle es ermöglichen, dass solch eigenständiges Lernen als Unterricht eingestuft werde.

Haseloff sieht Privatschulen als Vorbilder

Ministerpräsident Reiner Haseloff (CDU) sagte, die öffentlichen Schulen sollten künftig von privaten lernen. Diese hätten „bestimmte Freiheitsgrade“ praktiziert, die nun auch an den staatlichen Schulen einziehen sollten. Von der CDU hat Riedel die Zusage, dass sie mit ihm nicht nur bis zum Ende der Legislaturperiode plant. „Er soll kein Übergangskandidat sein“, sagte CDU-Landeschef Sven Schulze. „Wir wollen als CDU über 2026 hinaus gute Bildungspolitik machen.“

Lesen Sie auch den Kommentar: Jetzt ist Zuhören angesagt

Beim umstrittenen Thema Handynutzung in der Schule lehnt Riedel ein generelles Verbot ab. Auf dem Pausenhof aber hätten die Geräte nichts zu suchen, sagte der Politiker, dort sollten Kinder spielen und sich unterhalten. Er verwies auf die Regelung in seinem halleschen Gymnasium, wo Schüler auf einem besonders gekennzeichneten Platz eine dringende Nachricht abschicken oder telefonieren dürften. Eine deutliche Beschleunigung versprach der Minister bei der Auszahlung geleisteter Überstunden.

Feußner kritisiert Parteifreunde nach ihrer Entlassung

Nicht festlegen wollte sich Riedel auf die Frage, ob angesichts sinkender Schülerzahlen Schulschließungen bevorstehen. „Wir stehen zum Prinzip, dass wir die Schule im Ort erhalten wollen“, sagte Riedel. Wenn eine Schule aber zu klein sei, gebe es „Grenzen der Machbarkeit“.

Unterdessen hat sich Ex-Ministerin Feußner zu den Umständen ihrer Entlassung zu Wort gemeldet. In einem Statement wirft sie ihren CDU-Parteifreunden die Abkehr von bisherigen Zielen vor. Als Bildungsministerin habe sie die bestmöglichen Lern- und Lehrbedingungen schaffen wollen, die mit den vorhandenen Mitteln verfügbar waren. „Dass dieser Kurs politisch nicht mehr gewollt ist, muss ich zur Kenntnis nehmen“, schrieb Feußner. „Ich hätte mir gewünscht, dass wir gemeinsam den Mut aufbringen, auch unbequeme Entscheidungen im Sinne der kommenden Generationen zu treffen.“