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Fußball Fußball: Mit neun Mann ins Finale

Von ANKE LOSACK 09.04.2012, 17:19

SCHAFSTÄDT/MZ. - Mitte der 50. Spielminute hatte Schafstädts Vorsitzender Ralf Kobylka den Einzug seiner Mannschaft ins Endspiel des Krombacher Kreispokals schon fast abgeschrieben. "Durch zwei unberechtigte Elfmeter zieht Brachstedt ins Finale ein", sagte er. Unberechtigt - darüber lässt sich ja bekanntlich streiten. Fakt war: Schiedsrichter Norbert hatte zweimal auf Strafstoß entschieden. Getroffen hatte Brachstedt davon allerdings nur einen: den Elfmeter in der 6. Minute verschoss Sven Bothfeld, so dass es torlos in die Pause ging. Vier Minuten waren nach dem Seitenwechsel gespielt, da zeigte Mengel wieder auf den Punkt. Diesmal trat Brachstedts Kapitän Mirco Punde an und verwandelte zur 1:0-Führung. Dass es danach noch eine Wende für den unterklassigen Kreisoberligisten geben würde, daran dachten Kobylka und sicherlich auch viele andere der gut 200 Zuschauer am Montag in Schafstädt nicht. Doch es gab einen Wendepunkt im Spiel. Diesen konnten die Schafstädter allerdings nicht nutzen und schieden schließlich nach Elfmeterschießen im Halbfinale gegen Landesklasse-Vertreter Brachstedt aus.

Der Wendepunkt: Gespielt waren 74 Minuten. Brachstedts Bothfeld wurde in der Schafstädter Hälfte auf Höhe des Linienrichters von einem Spieler der Gastgeber attackiert. Kein Pfiff. Bothfeld monierte dies beim Assistenten und der hob prompt die Fahne. Nach Rücksprache des Assistenten mit Referee Mengel zückte dieser Gelb-Rot, denn Bothfeld hatte, ebenfalls wegen Meckerns, zuvor schon Gelb gesehen. Nun begannen die Gemüter zu kochen. Um Mengel bildete sich sofort eine Traube von Spielern, Brachstedter als auch Schafstädter. Ein Brachstedter fiel zu Boden, ein Schafstädter folgte kurz darauf. Und einen Übeltäter hatten die Unparteiischen dabei ausgemacht. Brachstedts Felix Behrens sah zwei Minuten nach Bothfelds Platzverweis die Rote Karte. Blau-Weiß war nur noch zu Neunt. Sofort bewegte sich was an den Trainerbänken. "Dritten Stürmer", sagten die Schafstädter Verantwortlichen und Brachstedts Trainer Maik Scholz zitierte seinen Stürmer Kevin Kluge zum Auswechseln heran. Johannes Riemann zum Verteidigen kam für ihn aufs Feld. Gebracht hatte alles erst einmal gar nichts. Die Partie plätscherte weiter vor sich, denn Schafstädt fand in doppelter Überzahl keine Mittel, die Brachstedter Abwehr auszuhebeln. Bis eine Minute vor dem Schlusspfiff hoben sich die Gastgeber schließlich den Ausgleich auf. Nach Pass von Daniel Vogel zog Matthias Reinicke mit links ab und der Ball landete in den Maschen.

Weitere 30 Minuten standen also an, wieder passierte nicht viel. "Die Jungs haben die 90 Minuten vom 2:2 am Samstag gegen Langeneichstädt in den Knochen", so Schafstädts Trainer Hartmut Schmidt, was allerdings nicht als Ausrede zählen sollte. Die größte Tormöglichkeit hatte Reinicke. Er versuchte Gäste-Keeper Matthias Guderitz auszuspielen, doch der bekam noch die Hände an den Ball. Reinicke konnte zwar noch querspielen zu Carsten Scheler, aber der verzog. In der 113. Minute wurde aus Brachstedts doppelter Unterzahl dann nur noch einfache. Der gelb-vorbelastete Danny Wiedmer foulte David Reza am eigenen Strafstoß und sah daraufhin die Ampelkarte. Schafstädts Mannschaftsbetreuer Jürgen Hedler dachte ein paar Minuten weiter: "Danny ist ein guter Strafstoßschütze." Und der fehlte beim anschließenden Elfmeterschießen. Gleich drei der fünf Schafstädter Schützen scheiterten an Guderitz und machten den Keeper zum Helden. "Ich mache meinen Jungs keine Vorwürfe", sagte Hartmut Schmidt, "sie haben alles gegeben." Scholz, Schmidts Gegenüber, haderte mit den Schiedsrichterentscheidungen: "Das war heute eine unglückliche Leistung." Und diese beschert ihm mit Bothfeld und Behrens nun schon mindestens zwei Ausfälle für das Finale am 1. Mai. "Wenn es hart auf hart kommt, ich habe auch noch einen Spielerpass", sagt Scholz und lacht. Dass das Finale auf der Heimspielstätte des SV Merseburg 99 gegen den SV Merseburg 99 stattfindet, störe ihn wenig. Offenbar konnte Maik Scholz an diesem Tag gar nichts mehr stören, denn sein Pensum an Aufregung war nach 120 Minuten Spielzeit und dem Elfmeterschießen erschöpft.