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Bürgermeister zusammengeschlagen Bürgermeister von Kötzschau zusammengeschlagen: Angeklagter soll noch ein zweites Opfer haben

Von Robert Briest 22.08.2017, 13:02
Es geht ihm zum Glück wieder besser: Wolfgang Weise.
Es geht ihm zum Glück wieder besser: Wolfgang Weise. Peter Wölk Lizenz

Weißenfels/Kötzschau - „Recht muss Recht bleiben“ steht auf der Scheibe des Saals 18 im Amtsgericht Weißenfels. Dass der Weg dorthin bisweilen ein schwieriger sein kann, veranschaulichte am Dienstag das Geschehen an den Holztischen darunter. Verhandelt wurde dort  der Fall eines 31-jährigen Wengelsdorfers, dem neben einer weiteren Körperverletzung und Fahren ohne Führerschein auch der Angriff auf den Kötzschauer Ortsbürgermeister Wolfgang Weise  zur Last gelegt wurde.

Für diese Vergehen hatte der Unternehmer, der eine Baufirma in Markranstädt betreibt, im Mai bereits einen Strafbefehl über 12.000 Euro erhalten, weil er zu einem Verhandlungstermin im Frühjahr nicht erschienen war.

Bürgermeister von Kötzschau zusammengeschlagen: 31-jähriger Schläger ging in Widerspruch

Doch damit wollte es der 31-Jährige nicht bewenden lassen. Er ging in Widerspruch, mit dem Ziel zumindest in einigen Anklagepunkten einen Freispruch zu erwirken, wie sein Anwalt erörterte. Der Angeklagte selbst zog es vor, zu den Vorwürfen zu schweigen, so erklärte er zumindest zu Verhandlungsbeginn.

Das hielt ihn jedoch  nicht davon ab, mit nur mäßig als Fragen getarnten Zwischenbemerkungen auf die Aussagen der Zeugen zu reagieren, was ihm wiederholte Ermahnungen der Richterin einbrachte.

Bürgermeister von Kötzschau zusammengeschlagen: So schildert Wolfgang Weise den Angriff

Wolfgang Weise ließ sich von der aggressiven Grundstimmung im Saal jedoch nicht aus der Ruhe bringen. Er schilderte die Ereignisse am Nachmittag des 23. September 2015, die ihm ein Schädelhirntrauma und einen dreitägigen Aufenthalt im Krankenhaus beschert hatten.

Noch heute laufe das Geschehen bisweilen als Film in seinem Kopf ab. Er sei damals auf der schmalen Straße zwischen Schladebach und Bad Dürrenberg unterwegs gewesen, als  sich von hinten ein Lieferwagen mit hoher Geschwindigkeit näherte und ihn bedrängte. Schließlich habe der ihn halb neben der Straße überholt. Weise sagte, er habe daraufhin den Kopf geschüttelt und sich mit der Hand an die Stirn gefasst.

Dann habe ihn der Lieferwagen ausgebremst. Beide stiegen aus: „Dann hat er unvermittelt zugeschlagen. Ich war so unvorbereitet und er war so wuchtig, dass ich mit Hinterkopf auf den Boden aufgeschlagen bin.“ Weise verlor viel Blut und das Bewusstsein.

Bürgermeister von Kötzschau zusammengeschlagen: Sechsfacher Vater bestreitet die Tat

Nach Presseberichten hätte sich schließlich eine Familie gemeldet, die auf der Strecke ebenfalls einen Unfall mit einem weißen Lieferwagen hatte. Auf Firmenbildern des Unfallfahrers habe er schließlich den Angeklagten als seinen Angreifer wieder erkannt.

Der beschuldigte sechsfache Vater, der sich in sozialen Netzwerken selbst als tempoaffiner Autofahrer präsentiert, versuchte Weise daraufhin nachzuweisen, dass er ihn ja schon früher gekannt habe, schließlich spiele er ja in Kötzschau Fußball. Ansonsten bestritt er nun die Tat. Der einzige Lieferwagen der Firma sei an diesem Tag nach einem Unfall am Vortag in der Werkstatt gewesen.

Angeklagter aus Wengelsdorf soll Unfall inszeniert und Opfer geschlagen haben

Schweigsam zeigte sich der Angeklagte hingegen zum Vorwurf einer zweiten Körperverletzung knapp einen Monat später. Opfer soll dabei ein Wengelsdorfer, ein Nachbar des Angeklagten, gewesen sein. Er beschrieb vor Gericht, dass der 31-Jährige vor sein Auto gesprungen sei, um einen Unfall vorzutäuschen. Als er ihn aufforderte wegzugehen, habe ihm der Angeklagte durch die offene Scheibe mit der linken Hand einen Schlag ins Gesicht verpasst. Auch er musste danach – ambulant – im Krankenhaus behandelt werden.

Der Mann vermutete, dass ihm bewusst eine Falle gestellt werden sollte, weil Bekannte des Angeklagten den „Unfall“ filmten. Er hätte zuvor schon mehrfach Ärger mit dem 31-Jährigen gehabt.

Bürgermeister von Kötzschau zusammengeschlagen: Entlastungszeugen lassen Angeklagten hängen

Erfolglos verlief für den Angeklagten seine Entlastungsstrategie. Drei Entlastungszeugen, ehemalige Mitarbeiter des 31-Jährigen, die bestätigen sollten, dass er zur Zeit des Vorfalls mit Weise auf einer Leipziger Baustelle gewesen sei, erschienen ebenso wenig, wie fünf weitere Zeugen, was einen zweiten Verhandlungstermin notwendig machte.

Der ist nun für den 7. September geplant. Bis dahin können die Ermittlungsbehörden nun auch noch einmal überprüfen, ob der Angeklagte, wie von ihm behauptet, tatsächlich einen „englischen Führerschein“ besaß, der von Polizisten beschlagnahmt wurde. Frühere Prüfungen dazu verliefen allerdings ergebnislos. (mz)