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Wettbewerb Wettbewerb: Trainer spielt den Dolmetscher

Von THOMAS TOMINSKI 02.10.2011, 17:15

WITTENBERG/MZ. - "Ich kann jetzt eigentlich sagen was ich will", meint Jiri Andrusak und blickt schmunzelnd in die Runde. Der "Trainer des Jahres" hilft seinem Spieler Michal Salak aus der Patsche. So sehr sich Kreisfußballpräsident Bernd Geipel beim Interview auch anstrengt, mehr als ein Lächeln bekommt er vom zweimaligen "Fußballer des Jahres" nicht zur Antwort. Salak spricht kein deutsch, Geipel kein tschechisch. Doch Andrusak erweist sich als Teamplayer und springt sofort als Dolmetscher ein. Der Coach nutzt dabei die Gunst der Stunde und knöpft seinem Stürmer gleich noch ein Versprechen ab. "Zehn Tore plus muss er in der Verbandsliga schießen", erklärt Salaks Landsmann, der mit dieser Aussage ein Raunen in der Runde auslöst.

Kemberg heißt der Abräumer des Abends. In vier Kategorien haben die Rot-Weißen die Nase vorn. Die Wahl von Salak und Andrusak ist keine Überraschung, die zwei Titel bei den Frauen schon eher. Denn in der Saison 2010 / 11 hat Allemannia Jessen alle Pokale und Titel in die Elsterstadt entführt. Bei der Ehrung der Besten ist von den Schwarz-Weißen nichts zu sehen. "Jessen glänzt komplett durch Abwesenheit", meint KFV-Chef Geipel, der dieses Desinteresse nicht verstehen kann. Apropos Abwesenheit: Den Siegerpokal bei den Schiedsrichtern nahm stellvertretend für Michael Schenke der Co-Trainer der ersten Bergwitzer Mannschaft, Florian Gaul, entgegen. Schiedsrichter-Obmann Peter Kein geht in seiner Rede darauf nicht ein, sondern schafft gekonnt den Sprung Richtung Sonnenseite. "Regionalliga, wir kommen", ruft er durch den Saal und meint damit Stefanie Vehse (einzige Schiedsrichterin im KFV Wittenberg), der er nach qualifiziertem Aufbau eine große Karriere voraussagt.

Der Vorstand des Verbandes hat sich zusammen mit der örtlichen Sparkasse (Gastgeber) bemüht, der Auszeichnungsfeier "Fußballer des Jahres 2010 / 11 im Landkreis Wittenberg" einen würdigen Rahmen zu verleihen. "Wir haben die Cafeteria rechtzeitig besenrein übergeben", erklärt Vorstandsvorsitzender Thomas Arndt, der sich als Dankeschön die Ehrennadel des Fußball-Landesverbandes in Silber abholt. "Das war so nicht abgesprochen", meint er sichtlich überrascht. Stephan Gräfe vom KFV-Vorstand erhält ebenfalls die silberne Nadel, Ingo Hradecky (Blau-Rot Pratau) sogar in Gold. Die Sparkasse reiht sich als spendabler Gastgeber mit in den Ehrungsreigen ein und überreicht den B-Junioren der SG Zahna / Abtsdorf, von Glückauf Möhlau und des SV Einheit Wittenberg einen kompletten Trikotsatz.

Etwas ist an diesem Abend überhaupt nicht zu spüren: Eine Rivalität unter den Vereinen. Vor allem im Verhältnis Rot-Weiß Kemberg - Grün-Weiß Piesteritz scheint eine neue Qualität eingezogen zu sein. Man schätzt und respektiert sich. Auf die Frage Geipels, welche Fußballer des FC Grün-Weiß er gern verpflichten möchte, sagt Rot-Weiß-Coach Andrusak wie aus der Pistole geschossen: "Alle!"

Neben Ehrungen und Smalltalk rund ums runde Leder kommt die Show an diesem Abend ebenfalls nicht zu kurz. Die "Großen Funken" des Kemberger Karnevalvereins beweisen, dass sich ihr Repertoire nicht nur auf die närrische Zeit beschränkt. Ordentlich Applaus gibt es dafür als Belohnung. "Ich denke, es war ein gelungener Abend", meint Kreischef Geipel abschließend, der sich bereits auf die neunte Auflage im kommenden Jahr freut. Etwas macht ihn jedoch traurig: Das Desinteresse von einigen Vereinen an dieser Verbandsveranstaltung.