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Kreisvolkshochschule in Wittenberg Kreisvolkshochschule in Wittenberg: Begehrte Entspannung

Von Marcel Duclaud 16.01.2019, 14:09
Team der Volkshochschule: Irka Schmidt, Birgit Präger, Thomas Sagner und als Vertreter des Beirates Hubertus Baum (v.l.).
Team der Volkshochschule: Irka Schmidt, Birgit Präger, Thomas Sagner und als Vertreter des Beirates Hubertus Baum (v.l.). Thomas Klitzsch

Wittenberg - Die Gesellschaft ist verspannt. Das zumindest legt der Trend nahe, von dem Birgit Präger zu berichten weiß. „Wir haben viele Anfragen bei den Entspannungskursen, die sind heiß begehrt“, sagt die Fachbereichsleiterin für Gesundheit und Kultur bei der Kreisvolkshochschule Wittenberg. Mehrere der Joga-, Qigong oder Taiji-Angebote seien bereits jetzt ausgebucht.

Dabei sind es noch einige Tage, bis das Frühjahrssemester offiziell beginnt. Auch der Bedarf an Smartphone- oder Tablet-Kursen lasse nicht nach. Gerade Senioren, für die der Gebrauch der Geräte nicht eben alltäglich ist, wollen wissen, wie es genau geht, erklärt Irka Schmidt, bei der Volkshochschule für Grundbildung, Beruf und elektronische Datenverarbeitung zuständig.

Die Volkshochschule hat ihr Programm für das nächste Semester vorgelegt. Es ist gewohnt üppig, 215 Kurse stehen zur Wahl. Das wären, wenn alles stattfindet wie geplant - was nie der Fall ist - 6 287 Unterrichtseinheiten: „Eine stolze Zahl“, bemerkt Thomas Sagner, der frisch gebackene Direktor, der sich selbst noch als Lernenden bezeichnet.

„Es ist gut, sich auf seine Kollegen verlassen zu können.“ Nach wie vor kümmert sich Sagner wie zuvor auch noch um die Integrationskurse unter dem Dach der Bildungsstätte. Deren Zahl sei zurückgegangen, sie liefen inzwischen effektiv, sagt Sagner. „Die erste große Welle ist abgearbeitet.“ Jetzt säßen zum nicht geringen Teil Familienangehörige in den Kursen, oft Frauen.

Großen Raum im Programm für das Frühjahrssemester nimmt der Bereich Gesundheit ein. 73 Kurse befinden sich im Angebot, bereits 690 Anmeldungen liegen vor, sagt Fachbereichsleiterin Birgit Präger. Sie weist darauf hin, dass etliche Angebote in Sachen Gesundheit auch in den Außenstellen offeriert werden - also in Gräfenhainichen, Jessen, Kemberg, Coswig und Oranienbaum-Wörlitz. 32 der 73 Kurse sind im Übrigen auf der Prüfliste der Krankenkassen, was bedeutet, dass Zuschüsse geleistet oder Kosten komplett übernommen werden.

Der Bereich Kultur umfasst 36 Kurse. Neu ist etwa ein Seminar zu machtvollen Frauen im 11. und 12. Jahrhundert in Mitteldeutschland mit Elke Strauchenbruch. Auch einen Grundkurs für Nähanfänger gibt es - da bestehe ebenfalls Bedarf, sagt Birgit Präger. Das gilt natürlich für Sprachen ebenso. Neu ist hier etwa der Kurs „Russisch von Anfang an“ mit einer Muttersprachlerin. Ansonsten wird Englisch, Französisch, Spanisch, Italienisch und Arabisch unterrichtet.

Das Frühjahrssemester umfasst 24 Integrationskurse mit rund 130 Teilnehmern. Deren Herkunft sei sehr international, Syrien dominiere nicht mehr, so Sagner. Die Menschen, denen Sprache und Kultur nahegebracht werden, kommen etwa aus Iran, Afghanistan, Somalia oder Eritrea, aber auch aus Ländern der Europäischen Union wie Polen, Rumänien, Ungarn oder aber Bulgarien. Russlanddeutsche seien ebenfalls dabei.

Das ist freilich nur ein kleiner Teil des Angebots der Volkshochschule. Zu den Highlights gehört nach den Worten von Irka Schmidt beispielsweise ein Angebot zur Qualifizierung pädagogischer Fachkräfte, ein 60-Stunden-Programm „Bildung elementar“.

Jene, die es absolvieren, können laut neuem Kifög-Gesetz als pädagogische Fachkräfte in Kindergärten eingesetzt werden, wenn sie bestimmte Voraussetzungen erfüllen. Die Fachbereichsleiterin weist überdies auf eine Dyskalkulie-Veranstaltung hin, für die ein Experte in Sachen Rechenschwäche gewonnen werden konnte. Es wird um Ursachen gehen, um Auswirkungen und darum, was helfen kann.

Was den Organisatoren des Programms am Herzen liegt, ist nicht zuletzt ein Kurs, der sich an Analphabeten richtet, bekanntlich keine ganz kleine Gruppe in der Gesellschaft. Schätzungen gehen von etwa zehn Prozent aus. Zwei Gruppen werden gebildet - eine, die sich an deutsche Bürger richtet, eine, die Migranten offen steht.

Vier Dozenten und ein Sozialpädagoge begleiten die Teilnehmer auf ihrem Weg, sich mit Lesen, Schreiben und Rechnen vertraut zu machen. Schmidt weiß, dass die Schamgrenze hoch ist. Sie wendet sich daher nicht zuletzt an Freunde, Verwandte oder Arbeitgeber und versichert, dass mit viel Verständnis und Empathie vorgegangen werde.

Überdies werde das Angebot - 24 Plätze stehen zur Verfügung - gefördert, was bedeutet, dass es komplett kostenfrei ist, bis hin zu Bustickets und Unterrichtsmaterial. Thomas Sagner möchte das Angebot gerne ausbauen, weil er weiß, wie wichtig das Beherrschen solch grundlegender Fähigkeiten ist - und weil sich abzeichne, dass die Generation Handy Probleme hat: „Der Umgang mit diesen Geräten wirkt sich nicht positiv auf die Schreibleistung aus“, sagt er diplomatisch. (mz)

Blick in einen der Integrationskurse, die aktuell bei der Kreisvolkshochschule in Wittenberg laufen.
Blick in einen der Integrationskurse, die aktuell bei der Kreisvolkshochschule in Wittenberg laufen.
Thomas Klitzsch