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Armbrustschießen Armbrustschießen: König residiert in der Arnsdorfer Straße

Von DETLEF MAYER 11.08.2011, 18:49

JESSEN/MZ. - Wenn am Sonntagnachmittag der große Festauszug durch die Straßen der Elsterstadt rollt, wird unter den zahlreichen attraktiven Bildern auch das von den Jessener Armbrustschützen Schwarz-Gelb gestaltete zu entdecken sein. Die "gewöhnlichen" Schützen dürfen den Weg von Jessen-Nord zum Rummelplatz am anderen Ortsende auf einem Festwagen zurücklegen. Für die aktuellen Hoheiten der Armbrustschützen jedoch ist das Beste gerade gut genug: In einer Kutsche rollen der eben ermittelte, also noch ganz frische König, Klaus Poser, und sein Vize, Werner Püchner, jeweils mit ihren Gattinnen an den vielen Zuschauern vorüber.

Klaus Poser, zu Hause in der Arnsdorfer Straße von Jessen, hat zwar nicht den Vogel abgeschossen, aber dafür beim Königsschießen der Schwarz-Gelben am Sonnabend der vorigen Woche den richtigen Strahl von der Sternscheibe getroffen. Die Veranstaltung, die diesmal am Jessener Schützenhaus stattfand, hatte, wie Klaus Poser es der MZ im Nachgang beschrieb, sogar ein Novum zu bieten: Gleich im ersten Durchgang, in dem die Schützen der Tradition folgend mit einer alten Armbrust auf das Ziel anlegten, fiel die Entscheidung über den neuen Regenten des Zusammenschlusses. Der Strahl mit der Nummer 20 war es, der dem 63-Jährigen die Königswürde bescherte. Um deutlich zu machen, welche Seltenheit solch ein schneller "Zieleinlauf" hat, erklärte Klaus Poser: "Es gab auch schon fünf oder sechs Durchgänge."

Ans Schießen schlossen sich die Ehrung des neuen Königs, die Übergabe der Insignien und die Huldigung seiner Hoheit durch die Untertanen an. Danach wurde gemeinsam das Jessener Heimatlied intoniert, bevor man sich in geselliger Runde dem Umtrunk hingab.

Klaus Poser ist ein Alt-Jessener, wie er sich selber bezeichnet. Er wurde in der Elsterstadt geboren, und zwar Unter den Linden, jetzt Lindenstraße, in dem Haus gleich links neben der einstigen Gaststätte Bröse. Gelernt hat er Landmaschinen- und Traktorenschlosser, hat aber bis 2008 im Waschmittelwerk Schladitz in Prettin gearbeitet. Dann wurde er krank und musste 2010 gänzlich aus dem Berufsleben ausscheiden. Jetzt ist der 63-Jährige Frührentner.

Zu den Armbrustschützen Schwarz-Gelb gehört Klaus Poser schon seit 1997. In der Generalversammlung, die immer im Dezember tagt, wurde er vor 14 Jahren in den erlauchten Kreis aufgenommen. Heimatverbundenheit und Interesse an dem Treiben der kleinen Gesellschaft haben ihn bewogen, sich ihr anzuschließen, wie er sagt. Zuvor hatte er zweimal als Gast an der Zeremonie des Königsschießens teilgenommen. Das war, als Hans-Jürgen Bour und Dieter Schröter die Königswürde übertragen bekamen.

Der Vorjahreskönig hieß übrigens Heiner Schulz. Und wer es im nächsten Jahr wird, steht noch in den Sternen. Sicher ist hingegen, dass die Zeremonie der Krönung per Glücksschuss auf dem Grundstück von Klaus Poser stattfindet, und zwar am 4. August.

31 Mitglieder und zwei Jungschützen zählen die Jessener Armbrustschützen derzeit. Es handelt sich bei den Schwarz-Gelben um keinen eingetragenen Verein, sondern um eine private Interessengemeinschaft. "Ein Verein des Vergnügens", wie Schützenmeister Bernd Kleiner es formulierte. Mehr als 35 Schützen darf die Runde nie zählen, besagt das Statut. Neben dem Treffen zum Heimatfest und der Generalversammlung bestreitet die Truppe noch das Blütenschießen im Frühjahr, bei dem mit Steinen auf das Ziel geworfen wird.