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Hunderte Fische sterben am Stausee Kelbra Hunderte Fische sterben am Stausee Kelbra: Angler versuchen, Tiere zu retten

Von Frank Schedwill 27.09.2016, 08:38
Angler versuchen, mit Keschern noch lebende Fische aus dem Schalengraben zu retten.
Angler versuchen, mit Keschern noch lebende Fische aus dem Schalengraben zu retten. Gerhard Jarosz

Kelbra - Dramatische Bilder in Kelbra: Ein Fischsterben mit Hunderten toten Tieren hat am Wochenende für Aufregung am Ablauf der Talsperre gesorgt. Es war offenbar durch eine Algenplage im Stauseewasser ausgelöst worden. Vermutet wird, dass sich die Algen aufgrund des wochenlang warmen Wetters stark vermehrt hatten.

„Obwohl Algen zunächst Sauerstoff produzieren, besteht im Spätsommer oder Frühherbst die Gefahr, dass in den länger werdenden Nächten die Algen absterben und dann selbst Sauerstoff verbrauchen“, sagte Frank Gabriel, der ehrenamtliche Geschäftsführer des Kreisanglervereins.

Betroffene Fische: Barsche, Kaulbarsche, Gründlinge und Plötzen

Der Zersetzungsprozess nehme den Fischen dann den Sauerstoff im Wasser weg. Am Ablaufbauwerk 1, über das das Wasser der Talsperre derzeit in den Schalengraben abgelassen wird, tauchten am Freitagabend dann die ersten toten Fische auf.

„Betroffen waren Barsche, Kaulbarsche, Gründlinge und Plötzen“, so Gabriel. Da der Schalengraben in die Helme mündet, habe die Gefahr bestanden, dass auch das hochempfindliche Ökosystem des Flusses geschädigt wird.

Die Angler informierten sofort den Talsperrenbetrieb. Der drosselte die Wasserzufuhr aus dem Stausee in die Helme. Über die sogenannte Nebenhelme, die um den Stausee herumfließt, wurde dann mehr Frischwasser aus dem Ober- in den Unterlauf der Helme geleitet.

Außerdem begannen etwa zehn Angler im Schalengraben mit einer sogenannten Notabfischung. „Mit Keschern konnten etwa 300 Kilogramm Weißfische sowie einige Schleien und Barsche gerettet werden“, sagte Gabriel. Die Tiere wurden mit Hilfe von Spezialbehältern in andere Gewässer umgesetzt. Gabriel bedankte sich bei den Anglern aus Allstedt, Berga und Kelbra sowie Gebietsstaumeister Jens-Uwe Liske vom Talsperrenbetrieb für die unkomplizierte Unterstützung.

„Wir hoffen nun, dass das Wetter endlich umschlägt und durch Wind und Regen wieder mehr Sauerstoff in die Gewässer gelangt“, sagte der Anglerchef. Er vermutet, dass sich mit dem abzeichnenden Klimawandel die Probleme in den Pachtgewässern des Anglervereins künftig noch verstärken werden.

Normaler Wasserabfluss konnte wiederhergestellt werden

Am Sonntag habe sich die Situation am Stausee aber zumindest soweit normalisiert, dass vom Talsperrenbetrieb wieder der normale Wasserabfluss hergestellt werden konnte. Gabriel rechnet aber damit, dass in den nächsten Tagen noch eine ganze Reihe tote Fische entdeckt werden, die über den Schalengraben in die Helme gelangt sind.

Nach Angaben von Kelbraer Bürgern sieht es insbesondere nahe des Roßlaer Helme-Wehrs derzeit grauenhaft aus. Dort liegen viele tote Fische. „Es stinkt fürchterlich. Ich habe gedacht, ich gucke nicht richtig“, sagte zum Beispiel Barbara Laue, die oft mit ihrem Hund an der Helme spazieren geht.

Der Kreisanglerverein regt nun an, technische Lösungen am Stausee zu schaffen, um solche Fischsterben künftig zu verhindern. „Möglich wären eine Überwachung des Sauerstoff- und des Ammoniakgehalts im Wasser sowie die rechtzeitige mechanische Beseitigung der Algen“, sagte Gabriel.

Außerdem will der Verein den Raubfischbestand im Stausee weiter erhöhen, um vor allem den Bestand an Friedfischen auf natürliche Weise zu reduzieren. In den nächsten Jahren solle sich so ein normales Gleichgewicht zwischen Raub- und Friedfischen in dem Gewässer einstellen.

Der Anglerverein hofft, dadurch indirekt auch das Algenwachstum in der Talsperre eindämmen zu können. Die Friedfische fressen nämlich Kleinlebewesen wie Wasserflöhe, die sonst dazu beitragen, die Algenpopulation einzudämmen. (mz)

Fische kämpfen ums Überleben.
Fische kämpfen ums Überleben.
Gerhard Jarosz