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Gemeinderat Südharz Gemeinderat Südharz: Ortschefs wollen keine Baumschutzsatzung

Von Helga Koch 21.05.2016, 14:00
Im Roßlaer Riethgarten gibt es viele schützenswerte alte Bäume.
Im Roßlaer Riethgarten gibt es viele schützenswerte alte Bäume. Schumann

Rossla - Das Thema hat es nicht mal auf die Tagesordnung im Gemeinderat von Südharz geschafft. Eigentlich sollte jetzt eine Baumschutzsatzung beschlossen werden, wie es kürzlich Sybille Calame aus Roßla in einer Einwohnerfragestunde angeregt hatte. Doch daraus wird wohl nichts. Nach den Ortsbürgermeistern empfiehlt auch der Bau- und Vergabeausschuss, darauf zu verzichten.

Keine Vorschriften für Privatpersonen

Thomas Grohnert (parteilos), Ortsbürgermeister von Hayn, begründet: „Wir brauchen eine solche Satzung nicht. Das ist die einstimmige Meinung der Ortsbürgermeister.“ Hayn hatte früher eine Baumschutzsatzung. „Die hat der Gemeinderat 2005 gekippt.“ Wenn jemand auf einem privaten Grundstück einen großen Baum habe, der wegen seiner Größe störe, sollte er gefällt werden dürfen - ohne ausdrückliche Genehmigung und zusätzliche Kosten für die Bürger. „Privaten wollen wir keine Vorschriften machen.“

Bauamt entscheidet

Anders sei es bei großen Bäumen im öffentlichen Bereich, macht Grohnert aufmerksam. Da müsste sowieso das Bauamt der Gemeinde entscheiden und der Bauausschuss einbezogen werden. „Wenn ein Baum historisch bedeutend ist, fällt den keiner, außer er wäre krank.“ Grohnert führt als Beispiel die Hayner Dorflinde an: „In den Höhlungen haben wir schon als Kinder gespielt, der Baum ist relativ krank. Aber niemand käme auf die Idee, die Linde zu fällen.“

Die Mitglieder im Bauausschuss sehen es ähnlich. Wie Bernd Jödecke (parteilos) aus Questenberg sagt, werde „das Grün erhalten und gepflegt“. Ingolf Jänicke (parteilos) aus Hayn pflichtet bei: „Wenn ein Baum geschützt werden muss, dann kommt eine ‚Eule’ dran.“ Er stelle nicht fest, dass irgendwo Schindluder mit Bäumen getrieben werde. In Hayn würden viele Bäume neu gepflanzt, so dass nicht in jedem Fall Ersatz zu pflanzen sei.

Fällung löste Protest aus

Vor allem in den 1970er Jahren, erinnert Fred Fuhrmann (CDU) aus Wickerode, wurden viele Blaufichten gepflanzt, die nun zur Gefahr würden. Heute gebe es in den Baumschulen andere Gehölze, die sich besser für Vorgärten eigneten. Der wunde Punkt, räumt Bürgermeister Ralf Rettig (parteilos) ein, sei die Kastanienallee in Rottleberode gewesen. Sie wurde im Zuge der Straßensanierung komplett gefällt. Darunter waren allerdings auch drei alte, gesunde Linden; deren Fällung hatte einen großen Proteststurm ausgelöst. Rettig hält daran fest: Ein Gutachten habe ergeben, dass die Kastanien nicht zu retten gewesen wären, es sei „die wirtschaftlichste Entscheidung“ getroffen worden.

Auch andere Gemeinden verzichten

Übrigens ist Südharz nicht die einzige Gemeinde in Mansfeld-Südharz, die auf eine Baumschutzsatzung verzichten will. Wie Landkreis-Sprecher Uwe Gajowski sagt, seien Kommunen nicht verpflichtet, eine solche Satzung zu beschließen. Laut Bundesnaturschutzgesetz könnten sie ihren Gehölzbestand mit einer Satzung als geschützten Landschaftsbestandteil ausweisen. Im westlichen Kreisgebiet verfügen Sangerhausen, Kelbra, Blankenheim und Emseloh über eine Satzung, für die Stadt Allstedt wird sie erarbeitet.

Auch der Kreis hat eine Baumschutzsatzung, sagt Gajowski. Sie gelte jedoch nur außerhalb zusammenhängend bebauter Ortslagen und könne nicht auf Kommunen übertragen werden. Generell sei zu beachten, dass für Bäume und Gehölze gesetzliche Regelungen gelten. Laut Bundesnaturschutzgesetz dürfen vom 1. März bis 30. September weder Bäume gefällt noch Hecken oder andere Gehölze radikal geschnitten werden. (mz)