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Pflegeeltern im Landkreis  Pflegeeltern im Landkreis : Höhere Pauschale, aber nicht mehr Personal

Von Rita Kunze 11.11.2017, 08:55

Halberstadt - Rein rechnerisch geht es um 30 Euro im Monat, menschlich gesehen aber um weit mehr: „Es geht vor allem um die Anerkennung unserer Leistung als Pflegeeltern“, sagt Kathrin Kube.

Die Vorstandsvorsitzende des Halberstädter Pflegeelternvereins sitzt in der Besucherreihe des Kreistags, der sich in einer Halberstädter Schulaula trifft. Sie ist gespannt, wie die Vertreter der einzelnen Parteien über die rückwirkende Zahlung erhöhter Pauschalen für Pflegeeltern entscheiden werden.

Pflegeeltern im Landkreis: 30 Euro mehr im Monat

Der von der Linksfraktion eingebrachte Antrag wird einstimmig angenommen. Auf Antrag der CDU wird außerdem sofort über die Zahlung entschieden und nicht erst im Dezember, wie es ursprünglich vorgesehen war.

Das bedeutet, dass die Pflegeeltern im Landkreis Harz jetzt rückwirkend zum 1. September eine monatliche Aufwandsentschädigung von 237 statt bisher 207 Euro bekommen.

Kathrin Kube und die anderen Pflegeeltern, die die Abstimmung verfolgen, sind mit dem Ergebnis zufrieden. Schließlich hätten die Vorstände der drei Pflegeelternvereine in Halberstadt, Quedlinburg und Wernigerode dafür gekämpft, dass das Thema überhaupt in den Kreistag kommt.

Sie wandten sich an Monika Hohmann, die für die Partei Die Linke als sachkundige Einwohnerin im Sozial- und Gesundheitsausschuss mitarbeitet. „Sie hat das an die richtige Stelle gebracht“, sagt Kube.

Ein Hinausschieben der Anpassung der Pauschalen bis zum 1. Januar 2018 wäre nach Ansicht der Linksfraktion „eine Missachtung des wichtigen gesellschaftlichen Engagements von Pflegeeltern“. Sie befürchtet, dass dadurch die Bereitschaft sinkt,

Pflegekinder aufzunehmen. „Dies würde bedeuten, dass mehr Kinder in entsprechenden Heimeinrichtungen untergebracht werden müssen.“

Gerade das aber sollte nicht gewollt sein, meinen die Pflegeeltern, die sich mit ihrer Aufgabe auch als „Dienstleister für den Landkreis“ verstehen, wie ein Pflegevater sagt.

Pflegeeltern zu finden, wird immer schwerer

Auf einer Informationsveranstaltung im Sommer 2016 sagte die Abteilungsleiterin Sozialpädagogischer Fachdienst beim Landkreis Harz, Kathrin Vahl, dass kein Kind unter zehn Jahren in einem Heim betreut werden soll. Das lässt sich nur erreichen, wenn es genügend Pflegefamilien gibt. Doch die zu finden, wird immer schwerer.

„Eigentlich gelingt das nur durch Mundpropaganda“, sagt Kube. Doch weil die Rahmenbedingungen seit Jahren nicht angepasst werden, sei es schwierig.

Pflegekinderdienst sollte entlastet werden

Beispielsweise sollte sich ein Mitarbeiter des Pflegekinderdienstes um 30 Kinder kümmern, „hier ist es das Doppelte“. Die Pflegeeltern wünschten sich daher eine Entlastung des Pflegekinderdienstes; alle wären besser dran, wenn das Jugendamt mehr Personal hätte, sagt ein Pflegevater. Vor allem beständiges Personal: „Für die Kinder ist es auch wichtig, Bezugspersonen im Jugendamt zu haben.“

230 Pflegekinder gebe es derzeit im Landkreis Harz, sagt Kube, und auch um deren ausreichende Versorgung wollen die Pflegeelternvereine kämpfen. So sehen sie die Erhöhung der Pauschalen nur als einen ersten Schritt. Finanzielle Beihilfen für die Kinder seien immer weiter gekürzt worden. (mz)